
Mittwoch, 25.Februar 2009: Bequia – Tobago Cays / St.Vincent und die Grenadinen: Sonnig.
Während Susy das Frühstücksgeschirr wäscht, gehen Toni, Paul und ich in den Ort Port Elizabeth.
Toni muss zur Bank. Paul und ich kaufen Gemüse, Früchte und gefrorene Hühnerbeine ein. Um 10h verlassen wir die schöne Ankerbucht Admirality Bay. Wir haben eine richtig schöne Segelfahrt, zu den 25,6 sm südlicher gelegenen Tobago Cays. Während der Fahrt „sehen“ wir immer wieder ein paar Regenschauer, aber wir haben heute Glück und werden davon verschont. Um ca. 15h ankern wir vor der Insel Baradal im unwahrscheinlichen Türkiswasser. Hier hat es zwar etwa 20 Knoten Wind, aber herrlichen Sonnenschein. Es hat viele Schiffe hier, etwa 40 Stück! Wir glauben es kaum, aber etwa 50 Minuten nach uns erscheint ein Segelschiff, mit einer Schweizerflagge, zwischen den Inseln. Und wer ist es, he? Ja genau, Vilma und Jürg aus Thalwil, mit ihrer „chilom“! Wir rufen, pfeifen, winken wie verrückt, tuten auf dem Muschelhorn: vergeblich, sie sehen und hören uns nicht! Nicht weit von uns entfernt schmeissen sie den Anker ins Wasser und wir haben sie genau im Blickfeld. Paul und ich fahren mit dem Dinghy zur „chilom“ rüber und überraschen Vilma und Jürg, die zwei Gäste an Bord haben. Bei einem Bier erzählen wir uns die neusten Neuigkeiten.
Zurück auf der MABUHAY, fängt es kurz vor dem Abendessen wieder an zünftig zu regnen. Wir montieren die Seitenwände unserer Kuchenbude und essen danach in aller Gemütlichkeit in unserem „Wintergarten“ die restliche Pizza von Mac's in Bequia. Toni kreiert sich ein feines Dessert mit Grapefruits, Schweizer Schnaps und Zucker darüber und dazu Bananenkuchen.


Donnerstag, 26.Februar 2009: Tobago Cays, Insel Baradal / St.Vincent und die Grenadinen: Wir verbringen eine sehr windige, unruhige Nacht. Sehr sonnig. Paul, Toni und ich gehen an Land, zur Insel Baradal. Die zwei Männer schnorcheln, aber sie sehen keine einzige Schildkröte, die Sicht ist zu schlecht und es hat zu viele Touristen. Wir machen einen Spaziergang über die Insel und dabei sehen wir viele Leguane, Kleine und Grosse. Toll! Die Ausblicke hier von dem Hügel auf dieser Insel sind einfach umwerfend schön. Paul hat plötzlich einen Dorn in der Ferse, den ich ihm erfolgreich entferne. Toni verbrennt sich an der Sonne ziemlich an den ungeschützten Stellen. Die Palme, auf der sich Marcus vor 3 Wochen hat fotografieren lassen, gibt es nicht mehr. 3 oder 4 Palmen wurden vom starken Wind umgehauen und die Stämme liegen jetzt ganz trostlos am Strand herum. Auf dem Rückweg zur MABUHAY sehen wir vom Dinghy aus diverse Schildkröten, die zum Atmen auftauchen.
Nicht weit von uns liegt auch die „salangane“. Marion und Bernd hatten wir in Grenada kennengelernt und wir statten ihnen einen kleinen Besuch ab. Nach einem ausgiebigen Schwatz verabschieden wir uns bis zum nächsten zufälligen Wiedersehen. Am Nachmittag kommt Jürg von der „chilom“ vorbei, um uns zu sagen, dass sie mit ihren Gästen um 16h30 nicht zu uns zum Apéro kommen werden. Bei dieser Gelegenheit kann ich ihm die Videofilme zurückgeben, die er uns ausgeliehen hat.
Die Park-Ranger kommen zu Viert in einem Boot, um die 10 XCD's (SFr. 4.40/ € 2.70) Parkgebühr pro Tag und Person zu kassieren.







Freitag, 27.Februar 2009: Tobago Cays – Union Island / St.Vincent und die Grenadinen: Sonnig, das Meer ist sehr viel ruhiger und es hat nicht mehr so viel Wind. Toni und Paul gehen schon vor dem Frühstück schnorcheln. So sind sie die ersten und einzigen Schnorchler bei der Insel Baradal und sehen tatsächlich 4-5 verschieden grosse Wasserschildkröten, die auf dem Meeresboden gemütlich Seegras fressen und hie und da zum Atmen auftauchen.
Heute lernen wir wieder mal was Neues. Ich knete von Hand einen Brotteig und Susy zeigt mir, wie man in der Bratpfanne Brot bäckt. Das erspart gegenüber dem Backofen sehr viel Gas. Das Brot gelingt prima und wir können es uns nicht verkneifen, das Brot noch warm zu probieren.
Heute hat es hier direkt wenige Schiffe; „nur“ noch ungefähr 15 Stück. Um 13h30 heben wir den Anker und verlassen den paradisisch schönen Platz. Wir segeln bei schönstem Wetter gemütlich zwischen den Riffen hindurch nach Union Island. Nach nur 4 sm ankern wir um 14h40 vor der Ortschaft Clifton Harbour, auf Union Island. Danach nehmen wir bei Shanty, auf seiner künstlichen, winzigen Insel „Happy Island“ einen „Spezial-Rum-Punsch“ mit viel geriebener Muskatnuss, aber mit sehr wenig Rum! Aber das macht nichts, dafür ist die Ambiance wunderschön.








Samstag, 28.Februar 2009: Union Island – Bequia / St.Vincent und die Grenadinen:
Wieder mal verbringen wir eine schrecklich schaukelige Nacht mit wenig Schlaf. Die Wetterfrösche melden seit Tagen abnehmende Winde voraus und der Skipper misst um 01h30 volle 28 Knoten Wind.
Knoten: Geschwindigkeitseinheit.
1Knoten (kn) = 1 Seemeile (sm) pro Stunde (1 Seemeile = 1,852 Kilometer)
Um 8h35 fahren wir mit einer drohenden Regenschütte (aber sie erwischt uns nicht!) los. Wir haben eine ganz tolle 5-stündige Segelfahrt von 29,3 sm (1 Seemeile = 1,852 Kilometer) bis nach Bequia, in die Admirality Bay. Hier müssen wir nun erstmals X-Mal umankern, nicht etwa weil der Anker nicht hält, sondern weil wir immer wieder zu nahe an einer Boje oder an anderen Schiffen sind. Nach einem Mittagsimbiss gehen wir alle vier nach Port Elizabeth. Ich muss zum Ausklarieren. Der ziemlich runde Beamte tritt hie und da vom Schalter zurück und verfolgt gebannt das Geschehen des Fussballspieles auf dem Fernsehbildschirm. Susy, Toni und Paul gehen in die Markthalle und kaufen Grapefruits ein. Danach suchen Susy und Paul im halben Ort Eier. Toni und ich kehren nochmals zum Markt zurück und kaufen noch Tomaten, Gurken und Salat. Die meisten Verkäufer hier sind Rastafaris. Einer nennt sich Mister President! Sie glauben Toni sei mein Vater und wir lassen sie in dem Glauben.
Auf dem Rückweg treffen wir beim Hotel Frangipani auf Vilma und Jürg von der „chilom“ mit ihren Gästen Gilda und Ruedi aus Thalwil. Jetzt ist natürlich klar, dass wir hier zusammen einen Drink nehmen müssen! Nun kommen noch Bernd und Sohn Daniel von der „salangane“ dazu und zum Schluss noch die Oesterreicher Catherine und Heimo von der „Columbus“. Es ist doch kaum zu glauben, aber die Lengnauer (BE) sind doch wirklich überall auf der Welt anzutreffen!!! Es stellt sich heraus, dass Catherine früher Lüthi hiess und bis zu ihrem 18.Lebensjahr in Lengnau (BE) (unser Nachbardorf) lebte. Später ist sie dann nach Oesterreich und heute leben sie und Heimo 6 Monate auf ihrem Schiff „Columbus“ in der Karibik und 6 Monate in der Nähe von Graz in Oesterreich.

Sonntag, 1.März 2009: Bequia – Cumberland Bay / Insel St.Vincent. Sonnig. Bevor wir um 11h15 lossegeln, knete ich noch einen Brotteig. Dieser muss jetzt während der Segelfahrt zwischen den Inseln Bequia und St.Vincent aufgehen. Wir machen eine superschöne Segelfahrt, mit dem richtigen Wind, der uns rassig nordwärts schiebt. Auch die Wellen sind richtig angenehm. Nach 17sm, kommen wir so gegen 14h30 in der Cumberland Bay, auf der Insel St.Vincent an. Wir ankern und werden von Maxwell mit einer langen Heckleine an einer Palme am Strand festgebunden. Nach einem sehr späten Mittagessen und einem erfrischenden Bad im Meer machen Toni, Paul und ich einen Spaziergang an Land. Susy bleibt an Bord und verteidigt inzwischen die MABUHAY mit der Winschkurbel! Wir müssen durch einen Fluss waten um zur Strasse zu gelangen. Am Strassenrand hat es viele Ziegen mit ihren Jungen und angebundene Rinder die hier grasen. Eine ältere Frau wäscht unten am Fluss Wäsche. Weiter oben am Fluss waschen andere ihre Autos und wir sehen 3 junge Leute die sich im Fluss waschen, inklusive Haare shampoonieren und allem drum und dran. Toni spendiert uns in Beni's offenem Strandrestaurant einen Happy-Hour-Drink, der es ziemlich in sich hat (Rum)! Am Nebentisch sitzt ein Rasta-Mann mit einem ungeheuerlich verfilzten Haarknäuel auf dem Kopf, der genüsslich einen Joint raucht.
Rastafari ist eine auf Jamaika in den 1930er Jahren entstandene, heute weltweit verbreitete Lebensweise mit starken christlichen mythischen alttestamentlichen Bezügen. Die Bewegung glaubt an die Göttlichkeit von Haile Selassie.
Auslöser für die Entstehung war eine Prophezeiung von Marcus Mosiah Garvey (1887-1940), in der er im Jahr 1927 den Aufstieg eines großen Königs in Afrika vorhersagte. Die Krönung Haile Selassies zum Kaiser von Äthiopien 1930, sah man als Erfüllung der Prophezeiung an. Marcus Garvey initiierte die „Back to Africa”-Bewegung, die sich für die Rückkehr der afrikanischen Bevölkerung nach Afrika einsetzte. Die Erfahrung von Sklaverei, Kolonialismus und heutiger subtilerer Formen von Rassismus und wirtschaftlicher Ausbeutung wird von den Rastafaris kulturell in besonderer Weise verarbeitet.
Der Begriff Rastafari leitet sich vom Geburtsnamen des äthiopischen Kaisers Haile Selassie, nämlich Ras Tafari Makonnen ab.
Die Farben der Rastafari-Bewegung sind Rot, Gold bzw. Gelb und Grün, die Farben der äthiopischen Nationalflagge. Wobei die Farben der äthiopischen Nationalflagge in umgekehrter Reihenfolge gehalten sind. Sie haben für die Rastas auch symbolische Bedeutungen: Rot für das Blutvergießen und die Morde unter den verschleppten Sklaven, Gold für den Reichtum, den man den Sklaven gestohlen hat, und Grün für das gelobte Land Äthiopien (oder allgemein Afrika), das die Heimkehr der verschleppten Schwarzen erwartet.
Viele Rastafari akzeptieren allerdings ihr Leben auf Jamaika oder anderen Ländern und streben nach einer 'geistigen Rückkehr' in die afrikanische Heimat. Es geht hierbei darum, den kulturellen Bruch, der durch die Versklavung ihrer Vorfahren entstand, zu überwinden, und sich positiv mit ihrer afrikanischen Herkunft zu identifizieren.
Grundsätzlich lehnen die Rastafarians Alkohol sowie Tabak ab und ernähren sich möglichst ohne tierische Produkte und Salz. Sie glauben, dass sich der Mensch im Anfang der Schöpfung ausschließlich von Kräutern und Früchten ernährte
Viele von ihnen, aber nicht alle, konsumieren gemeinsam auf rituelle Weise Cannabis, welches sie zum Meditieren oder zum Reasoning (d. h. nachdenken oder mit anderen debattieren) nutzen. Sie legen allerdings Wert darauf, dass Kiffen allein, ohne den Glauben, niemanden zum Rastafari macht.
Einige Rastafaris tragen Dreadlocks und ungestutzte Bärte als Ausdruck ihrer Verbundenheit mit Gott. Die Dreadlocks sind außerdem ein Symbol für Naturverbundenheit und die Mähne des Löwen von Juda.
Dass man nur als Schwarzer ein Rastafari sein kann, ist ein weit verbreiteter Irrtum. Da die Bibel keine Unterscheidungen zwischen den Hautfarben trifft, werden auch weiße Rastas respektiert. Allerdings sollte jedem auch bewusst sein, daß die im Rastafarismus fest verankerte Rückkehr ins Mutterland (Äthiopien bzw. Afrika allgemein) den weißen Rastafarians nicht als Ziel gelten kann. Es muss jeder für sich selbst entscheiden, ob und ab wann er sich „Rastafarian“ nennt, da es keine umfassende öffentliche Institution in dem Sinne gibt. Daher ist es auch nur bedingt möglich, über die Anhängerzahlen dieser Religion Auskunft zu geben.
International bekannt wurden die Rastafaris ab den 1970er Jahren hauptsächlich durch die Reggae-Musik (zum Beispiel von Bob Marley, Peter Tosh und Dennis Brown).
Ich möchte unbedingt einmal eine Brotfrucht probieren. Toni fragt Beni, ob er uns eine solche verkaufen kann. Nein, er habe keine, aber vielleicht morgen, meint Beni.
Auf der MABUHAY gibt es nach dem Abendessen wieder Grapefruits, die Toni mit Seegräben-Schnaps, Zucker und Bananenkuchen, ganz speziell „distinguiert“ mit Messer und Gabel genussvoll verspeist!
















Montag, 2.März 2009: Insel St.Vincent, Cumberland Bay - Marigot Bay / St.Lucia: In der Nacht plagen uns so verflixte, lästige Mücken! Um 6h ist Tagwache. Es ist 6h45, die Heckleine ist gelöst und der Buganker schon gehoben. Wir wollen soeben losfahren, da kommt plötzlich ein Ruderboot längsseits. Es ist Beni, der uns Brotfrüchte bringt. Das glaube ich ja nicht, dass der wirklich noch daran gedacht hat! Wir kaufen ihm so eine Frucht (oder ist es Gemüse) ab, für 10 XCD's (SFr. 4.40 / € 2.70), was wir eigentlich sehr teuer finden. Stehen doch hier an jeder Ecke solche Brotfruchtbäume. Aber was soll's, ich wollte ja unbedingt eine haben.
Es ist sehr graues Wetter und während der Fahrt bekommen wir wieder mal eine Regenschütte ab. Aber sonst machen wir eine supergute Segelfahrt. Nach 43sm kommen wir um 14h50 in der wunderschönen, kleinen Bucht Marigot Bay, auf der Insel St.Lucia an. Hier wurde der Film „Dr. Dolittle“ gedreht.
Doktor Dolittle und seine Tiere ist ein Kinderbuch des englischen Schriftstellers Hugh Lofting, das 1920 erstmals veröffentlicht wurde und den Auftakt einer ganzen Buchreihe bildete. Es wurde auch mehrfach verfilmt.
John Dolittle lebt mit seiner Schwester zusammen in der kleinen Stadt Puddleby und war ursprünglich ein Arzt für Menschen. Seine Liebe zu Tieren und seine Bereitschaft, sie bei sich aufzunehmen, vergraulte jedoch sowohl seine Schwester als auch seine Patienten. Schließlich entscheidet sich der Arzt, nur noch Tiere zu behandeln, wobei ihm zugute kommt, dass er die Sprache der Tiere versteht, die er mit Hilfe der Pagageiendame Polynesia gelernt hat.
Als bei den Affen in Afrika eine Krankheit ausbricht, macht sich der Doktor mit dem Papagei Polynesia, dem Krokodil, dem Affen Tschi-Tschi, dem Hund Jip, der Ente Dab-Dab, dem Schwein Göb-Göb und der Eule Tuh-Tuh mit einem geliehenen Schiff auf dem Weg dorthin. Dort trifft er auf den König der Jolliginki, der Dolittle die Durchfahrt aufgrund schlechter Erfahrungen mit anderen Weißen verbietet und ins Gefängnis sperrt. Die Gruppe kann durch einen Trick fliehen, sodass der Doktor endlich die kranken Tiere Afrikas heilen kann. Als es an der Zeit ist, nach England zurückzukehren, bleiben die aus Afrika kommenden Tiere daheim, während sich das Stoßmich-Ziehdich, das am vorderen und hinteren Teil des Körpers einen Kopf hat, der Gruppe anschließt. Sie überlisten Piraten, befreien einen Jungen und retten seinen Vater. Durch Ausstellung des unbekannten Stoßmich-Ziehdich verdient Dr. Dolittle genug Geld, um reich nach Puddleby zurückzukehren und seine Schulden zu bezahlen.
Nach dem sehr späten Mittagessen erkunden wir alle zusammen die Gegend. Die Charterfirma “Moorings“ hat hier eine riesige Charterbasis aufgebaut. Wir spazieren auf den Hügel, zum Dorf der Einheimischen. Zurück zur Marina kommen wir an ganz tollen Villen vorbei, die sehr hoch, auf langen, dünnen Betonpfeilern am Hang stehen. Ein Hund begleitet uns den ganzen Weg. Irgendwann verlaufen wir uns ganz jämmerlich in diesem Villenquartier und wir laufen in strömendem Regen eine Schlaufe!
Abends, auf der MABUHAY, errichten wir dann wieder unseren „Wintergarten“ und essen gemütlich bei Kerzenschein das Abendessen.




Dienstag, 3.März 2009: Marigot Bay / St.Lucia – Marina Rodney Bay / St.Lucia: Sonnig. Bevor wir um 10h30 los fahren, kommt noch ein Bananenhändler mit seinem ganzen Geschäft auf einem Surfbrett vorbei und wir kaufen ihm noch ein grosses Bündel Bananen ab. Wir kommen sehr gut unter Segeln voran, aber der Wind ist sehr böig. Nach 10 sm, bei der Einfahrt zur Rodney Bay Marina liegt ein Baggerschiff mitten im Kanal auf unserem Weg. Unser Skipper ist sehr nervös, aber wir kommen sehr gut aneinander vorbei. Bei der Tankstelle machen wir noch einen Tankstop und auch hier sind Skippers Nerven zum Zerreissen angespannt! Wegen des Streiks in Martinique liegt hier ein kleines, offenes Fischerboot, das über und über mit vollen Diesel-und Benzinfässern und Kanistern beladen wird. Nun müssen wir unseren Liegeplatz D 9 suchen und vor allem: ja nichts mehr sagen! Sonst explodiert der genervte Skipper endgültig!!! Aber es klappt alles bestens und wir machen um 13h30 bei D 9 seitlich am Steg fest.
Jetzt schrubbt Skipper Paul das Schiff und flutet dabei fast den hinteren WC-Raum! Auch über die Treppe beim Niedergang ergiesst sich ein Sturzbach ins Schiffsinnere. Aber das bemerkt unser Skipper überhaupt nicht, in seinem Eifer, das Schiff auf Hochglanz zu reinigen.
Zum Abendessen gibt es heute die Brotfrucht. Ich habe absolut keine Ahnung, wie ich das grosse Ding kochen soll. Endlich beschliesse ich, daraus „Kartoffelpüree“ zu kochen. Es sieht zwar aus und klebt auch wie Kleister, aber mit einer ziemlich scharfen Sauce dazu schmeckt es doch allen ganz gut
Brotfrüchte
Die grünen, bis zu zwei Kilogramm schweren Brotfrüchte mit weißem Fruchtfleisch enthalten bis zu 22% Stärke und 1–2% Eiweiß.
Das aus den getrockneten Fruchtfleisch gewonnene Mehl mit seinem hohen Nährwert enthält unter anderem bis zu 75 % Stärke, bis zu 31 % Zucker, bis zu 5 % Eiweiß und bis zu knapp 2 % Prozent Fett.
Die Brotfrucht wird noch grün geerntet, wird nach der Reife goldgelb und besitzt dann einen strengen, süßen Geschmack. Gekochte unreife Früchte werden als Gemüse oder Mus verzehrt. Die Verwendung ist ähnlich vielfältig wie bei Kartoffeln, man kann frittieren, zu Salaten verarbeiten,etc. nach den gleichen Rezepten. Bei Vollreife ist die Frucht auch roh essbar. Die Frucht enthält 16 bis 24 kastaniengroße Nußfrüchte, deren stärkehaltiger Samen nach dem Rösten zu Mehl gemahlen wird. Aus diesem Mehl lassen sich Brote backen.
Abends findet ein Musikanlass in einem Zelt statt und wir schauen uns das kurz an. Aber mehr noch interessieren uns die 3 Megayachten die im Hafen, gut bewacht, an der Betonpier liegen. Danach spendiert uns Toni einen Schlummertrunk im Restaurant „scuttlebutts“ in der Marina.



Mittwoch, 4.März 2009: Marina Rodney Bay / St.Lucia: Sonnig. Während ich zwei Maschinen Wäsche wasche, flicken Paul und Toni das Dinghy. Es hat viele kleine Löchlein. Vielleicht hätte man dafür den Rest Kleister von der Brotfrucht verwenden können??? Danach machen wir im tollen Supermarkt „super j“ einen Grosseinkauf. Unter anderem kaufen die Männer einen zünftigen Mocken finnischen Emmentalerkäse. He, wie bitte?
Am Nachmittag gehen die zwei Männer mit dem Dinghy an den Strand, zum Schwimmen. Susy und ich bleiben gemütlich an Bord und lesen.
Abends von 18h bis 20h gibt es im Restaurant „scuttlebutts“ Live Music. Die Band spielt zwar sehr gut, aber die Musik ist uns viel zu laut. Wir sitzen draussen beim Swimmingpool, möglichst weit weg von der Band, damit wir wenigstens zusammen sprechen können. Eigentlich hatten wir ja eine Steelband oder Reggaemusik erwartet, aber es ist Blues. Danach gibt es auf der MABUHAY ein fürstliches Abendessen. Nur habe ich leider das Fleisch viel zu scharf gewürzt, so dass der Skipper „Wallungen“ bekommt. Aber sonst haben wir es bei Kerzenschein wieder sehr gemütlich. Und zum Dessert gibt es eine frische Ananas, die hier teurer ist als in der Schweiz!


Donnerstag, 5.März 2009: Marina Rodney Bay / St.Lucia – Le Marin / Martinique: Total bewölkt. Um 8h40 geht es los. Am Anfang haben wir eine sehr ruppige Fahrt, mit zu wenig Wind gegen zu hohe (3m) Wellen. Später dann können wir aber doch noch sehr gut segeln, wenn es auch immer noch ziemlich rauh zugeht. Ich versuche ein wenig in der Bugkabine zu schlafen. Einmal, bei einer ganz besonders starken Böe, haut es mich buchstäblich aus dem Bett auf den Boden. Aber ich habe Glück, ausser ein paar blauen Flecken passiert mir dabei nichts. Nach 24,7sm sind wir um 14h bereits in Le Marin auf Martinique, vor Anker.
Das neue Segel hat sich in den letzten zwei Wochen ganz gut bewährt. Trotzdem muss es aber von Eric noch abgeändert werden.
Wie jeden Tag gibt es sofort ein kaltes Salatmittagessen. Danach machen Susy und Toni ein Nickerchen und Paul und ich fahren per Dinghy zur Tankstelle Bichik, bei der Werft, am anderen Ende der Ankerbucht. Dort haben wir vor 14 Tagen, für morgen wieder ein Mietauto bestellt. Susy und Toni müssen morgen Abend nach Hause fliegen, und wir wollen sie mit dem Mietauto zum Flugplatz fahren. In dem kleinen Laden bei Bichik (mit Wäscherei, Internet, Kiosk, Tankstelle und Autovermietung) sagt man uns: „Ah, non, ce n'est pas possible!“ Die Firma Bichik gäbe es seit letztem Samstag nicht mehr!!! Die Autos werden verkauft und der Laden mit der Tankstelle zugemacht. Es gäbe wegen des Streiks keine Lieferungen mehr und so habe das keinen Sinn! Wir stehen da wie zwei totale Deppen! Da wir keine Anstalten machen, den Laden zu verlassen, meint der Blödmann von einem Bichik: “Wenn ihr ein Auto braucht, müsst ihr halt eines kaufen!!“ Und ich antworte ihm wütend: “Oh, c'est très gentil, merci beaucoup!“ Nun hat aber der Bichik doch ein Einsehen und fängt an zu überlegen. Wir bekommen ausnahmsweise doch noch das Auto für 14h00, uff... Schwein gehabt!!!
Der Streik geht immer noch weiter!



Freitag, 6.März 2009: Le Marin: Sonnig. Um 11h15 ankern wir um, weil uns ein Franzose aufklärt, dass wir mitten in der Zone der Segelschule vor Anker seien. Ich würde nicht umankern, aber Paul will keinen Zoff, also ankern wir halt um.
Um 14h bekommen wir wie abgemacht von Bichik das Auto. Aber ich ärgere mich schon wieder unheimlich über den Doofmann! Ich frage ihn höflich: “Was braucht das Auto, Benzin oder Diesel?“ Und er antwortet oberschlau: “Wieso wollt ihr das wissen? Es sind die gleichen Pedale, ob mit Benzin oder Diesel!“ Grrr...!!!
Wir fahren ein kleines Stückchen die Ostküste hinauf und bei Le François essen wir gegen 15h ein verspätetes Mittagessen. Das Fischrestaurant scheint bei den Einheimischen sehr beliebt zu sein, stehen doch davor sehr, sehr viele Autos und im Lokal drinnen hat es enorm viele Gäste. Und das an einem Freitagnachmittag. Wir essen Salat und Acras de Morue, supergut gewürzte, frittierte Fischbällchen aus Kabeljau. Mmm..., herrlich! Durch sehr schöne, hügelige Landschaft, vorbei an riesigen Bananenplantagen, fahren wir zum Flughafen Le Lamentin. Gegen 17h30 verlassen wir Susy und Toni, die noch eine ziemlich lange Wartezeit und einen noch längeren Flug nach Paris und Basel vor sich haben.
Liebe Susy, lieber Toni, wir danken Euch beiden, dass Ihr uns ein Stückchen auf unserem Wege begleitet habt und hoffen, dass die „Erinnerungstour“ an Euere eigene, 2-jährige Karibiksegelei, trotz den vielen Veränderungen die seit 1994 stattgefunden haben, positiv war!
Und Toni, Paul lässt nochmals herzlich danken für die vielen Tipps und Tricks, die er von Dir, erfahrenem Skipper lernen durfte!!!




Fotos von: Susy, Toni, Paul und Marie-Therese