Von Martinique nach Dominica und Guadeloupe: 7. März – 30.März 2009
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die MABUHAY

Samstag, 7.März 2009: Martinique, Le Marin: Wir haben heute viel zu tun! Einklarieren, Wasser holen, Werner 's Lungenautomat von der Reparatur abholen, putzen, Betten frisch beziehen und von der Bugkabine in die Achterkabine zügeln.

Es wehen 30 Knoten Wind. Ein Schiff vor uns hat sich losgerissen und driftet vorbei, es ist niemand an Bord. Drei Franzosen halten es auf und verankern es neu.

Anne und Werner kommen mir ihrer „sail away“ von St.Lucia hier an. Es hat starken Nordwind und sie mussten die ganzen 25 sm gegenan motoren! Am Abend sind die beiden bei uns zu einem Sundowner.

Sonntag, 8.März 2009: Martinique, Le Marin: Wir geniessen den sonnigen Sonntag mit lesen, Tagebuch schreiben und 150 Fotos beschriften.

Abends sind wir auf der „sail away“ zu einem Drink eingeladen.

Montag, 9.März 2009: Martinique, Le Marin: Mit Anne und Werner gehen wir zum „ED“ Supermarkt einkaufen. Der Streik geht weiter und die Regale und Gestelle sind erschreckend leer! Es sieht richtig trostlos aus und sehr traurig! Wir finden nicht viel, was wir kaufen könnten. Danach gehen wir zum Markt. Hier ist das Angebot sehr gut, Gemüse und Früchte in grossen Mengen, nur Eier finden wir leider keine. Was ist jetzt mit unserem täglichen 4-Minuten-Ei zum Frühstück? Wir kaufen nur Salat und Kartoffeln. Brot kann man an verschiedenen Orten noch kaufen, aber Werner musste gestern in der Bäckerei über eine Stunde warten. Als er dann endlich an der Reihe war, hatte der Kunde vor ihm das letzte Baguette gekauft. (Das kenne ich irgendwie auch!) Danach fand er aber dann doch noch ein Brot in einem anderen Laden. Am Nachmittag kommt Eric, der Segelmacher, um unser Gross-Rollsegel abzuholen. Er sollte zwischen 12h und 14h kommen, und genau in dem Moment, als ich beschliesse, das Abendessen zu kochen, um 18h40, kommt er endlich! Es ist schon dunkel und ich bin ganz schön sauer! Paul und ich helfen etwa 40 Minuten, bis das Segel demontiert, heruntergeholt und zusammen gefaltet ist.

Um 20h kommen Anne und Werner auf ein Glas Wein zu uns.

Dienstag, 10.März 2009: Martinique, Le Marin: In der Nacht regnet es vier Tropfen! Dies ist fast ein Rekord, es hat nämlich schon drei ganze Tage nicht mehr geregnet! Es hat nur ziemlichen Nordwind. Paul will heute unbedingt viel Geld ausgeben! Er kauft einen Alternator (Lichtmaschine) und einen Anlasser, beides neu. Die kommen fein säuberlich in sein Ersatzteillager. Man weiss ja nie!!! Danach sitzen wir fast zwei Stunden am Laptop in der Mango Bay Bar, um Bericht und viele Fotos nach Hause zu übermitteln. Während die Fotos nach Europa gebeamt werden (und das dauert halt!), schicke ich Paul zum Markt, Eier suchen. Leider findet er auch heute keine.

Am Nachmittag ist Paul auf der „sail away“. Werner hat Probleme, das kombinierte Ladegerät/Inverter einzubauen und Paul will versuchen ihm dabei zu helfen. Um 15h werde ich von Werner zu Hilfe gerufen. Sein neues Gerät macht keinen Wank! Werner ist mit den Nerven total am Ende! Den ganzen Morgen hat er schon versucht, das verflixte Ding in Gang zu setzen, vergeblich. Ich fahre mit ihm ins Geschäft, wo er den Apparat gestern gekauft hat und helfe ihm mit Dolmetschen. Ein junger Mann kommt sofort mit zur „sail away“ und schaut sich die Sache an und sagt:“ Non, ce n'est pas normal!“ Werner bekommt umgehend ein anderes Gerät.

Mittwoch, 11.März 2009: Martinique, Le Marin: Eric hat uns am Montag versprochen, heute morgen das abgeänderte Grosssegel zu bringen und mit uns auf eine Probesegelfahrt zu gehen. Den ganzen Tag bleiben wir auf dem Schiff und warten auf ihn. Er kommt nicht! Und das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass wir, Paul und ich, uns absolut kein Bisschen darüber aufregen: Das ist nicht normal!!! Haben wir uns schon dermassen an den karibischen Lebensstil angepasst?

Paul war am Morgen 2 Stunden auf der „sail away“ um Werner mit dem Einbau des Lader/Inverters zu helfen, danach liest er den ganzen Nachmittag. Ich bin damit beschäftigt, Bericht zu schreiben. Endlich habe ich einmal Zeit dazu! Heute regnet es tagsüber; etwa 30 Sekunden lang!

Um 18h30 wird es hier dunkel und noch immer ist kein Eric erschienen. Wir sind total gelassen, es ist uns sogar ganz egal. Ich bin nur gespannt, was er diesmal für Ausreden „excuses“ haben wird. Streik? Kein Boot um zur MABUHAY rauszufahren? Oder was?

Donnerstag, 12.März 2009: Martinique, Le Marin: Um 8h40 verlassen wir die MABUHAY, um Wasser zu holen. Danach bin ich in der Mango Bay Bar im Internet. Uebrigens ist das Restaurant dieser Bar wegen dem Streik geschlossen, es gibt nur Getränke, kein Essen. Paul läuft inzwischen zum Supermarkt “ED“ und hat Glück! Er findet Schweinskoteletten, Hühnerbeine und Orangensaft. Danach geht er noch zum Markt und ergattert dort 30 Eier. Juhu, das Frühstücksei für die nächsten paar Tage ist gerettet! Nun gehen wir zu Eric's Büro. Er ist nicht da. Seine Sekretärin Edith ruft ihn an und übergibt mir dann den Telefonhörer. Eric sagt, er sei zwischen 7h30 und 8h bei uns, bei der MABUHAY, gewesen und wir seien nicht da gewesen. Nachdem ich ihn berichtigt habe, dass wir das Schiff erst um 8h40 verlassen hätten, meint er: “Ah, ja, das stimmt!“, er sei erst gegen 9h gekommen! Auf jeden Fall sei unser Segel noch nicht abgeändert und er komme morgen Freitag, um 8h30, um es zu montieren. Aber wir glauben es diesmal erst, wenn Eric wirklich mit dem Segel unter dem Arm bei uns an Bord steht...

Le Marin

Freitag, 13.März 2009: Martinique, Le Marin: Jupiiii, der Streik ist nach 5 Wochen vorbei!!! Und das an einem Freitag dem 13!

Mit nur 1½ Stunden Verspätung kommt Eric mit unserem abgeänderten Segel. Zusammen montieren wir es und danach zieht Paul Eric noch auf den Mast hinauf, um eine defekte Rolle da oben auszutauschen. Leider haben wir keine passende Ersatzrolle an Bord. Eric, der übrigens genauso aussieht, wie Harry Belafonte Junior, ist ganze 2 Stunden bei uns an Bord. Als wir ihn bezahlen wollen, lehnt er entschieden ab. Wir schenken ihm ein Schweizer Taschenmesser. Die Harry Belafonte-Kopie freut sich ungemein und strahlt uns an wie eine Sonne! Uebrigens: Harry Belafonte wurde am 1.März 1927 als Sohn eines Matrosen aus Martinique und einer jamaikanischen Hilfsarbeiterin in New York geboren.

Eric verspricht, dass am Montagmorgen sein Kollege Kaou mit dem Ersatzteil kommen wird und er wird es auch gleich montieren.

Zur Feier des Streikendes wechseln wir endlich mal unsere zerfledderte Schweizerflagge am Heck aus. Sie sieht richtig traurig aus, mit der rausgefetzten rechten oberen Ecke. Aber man muss dazu sagen, dass diese Flagge sich sehr gut gehalten hat. Das ist nämlich immer noch die, wo Paul beim Montieren, im November 2007, in Lanzarote, ein Loch reingebrannt hat. Und ausserdem hat sie auch die Atlantiküberquerung mitgemacht. Jetzt haben wir eine CH-Flagge, die von Mohammed in Tunesien genäht wurde. Die Proportionen stimmen zwar überhaupt nicht, aber dafür ist sie schön rot!!! Und wenn wir schon mal dabei sind, wird auch die Bernerflagge ausgewechselt. Von der war nur noch ein Fetzen übrig!

Eric ist doch noch gekommen...
die neue Flagge aus Tunesien

Samstag, 14.März 2009: Le Marin: Um 10h begeben wir uns mit Anne und Werner zum einkaufen zum „Leader Price“. Nach 5 Wochen Streik ist es einfach toll, durch das Schlaraffenland eines Supermarktes zu schlendern und einfach alles zu kaufen, was man haben möchte. Zwar ist so ein Streik gar nicht schlecht, sich wieder einmal bewusst zu werden, wie gut es uns doch eigentlich sonst immer geht! Es ist kaum zu glauben, dass am Donnerstag hier in den Regalen noch gähnende Leere herrschte...

Abends lernen wir die Schweizer Heidi und Bruno aus dem Kanton St.Gallen kennen. Sie liegen mit ihrem Katamaran „Infinity“ direkt vor uns. Bruno kommt mit dem Dinghy zu uns, um uns zu fragen, ob wir ein Heft der „Schweizer Familie“ lesen möchten, bevor sie es wegschmeissen. Wir laden sie ganz spontan für 20h zu uns an Bord zu einem Glas Rotwein ein. Es wird ein langer interessanter Abend, wo viele Erfahrungen ausgetauscht werden.

Sonntag, 15.März 2009: Le Marin: Am Morgen ist Bruno bei uns wegen dem Dell-Computer. Paul hat Befürchtungen, dass die Batterie hinüber sein könnte. Aber Bruno kann ihn beruhigen, sie ist noch o.k.

Am Nachmittag machen wir mit Anne und Werner einen langen Spaziergang. Eigentlich hätte das ja eine Wanderung werden sollen, aber wir finden den richtigen Wanderweg nicht. Es ist sehr heiss (31°) und danach müssen wir am Strand bei Le Marin einen kühlen Schluck trinken.

das haben wir uns jetzt aber verdient !

Montag, 16.März 2009: Le Marin - Grande Anse d'Arlet: Um 8h10 steht Eric's Kollege Kaou auf der MABUHAY. Innerhalb von 16 Minuten wird Kaou von Paul auf den Mast hinauf gezogen, die neue Rolle wird montiert und Kaou wieder heruntergelassen. Das ist ein toller Service! Die Rolle hat 75 € gekostet, die Arbeit und die Anfahrt mit dem Dinghy 15€, da kann man nicht meckern,oder?

Danach gehen wir mit Anne und Werner zum Markt in Le Marin. 1 kg Rüebli kostet 2 €, 1 kg Tomaten 2.50 €, 1 kg Frühlingszwiebeln 12 €. Anne fällt fast um, als sie diesen Preis hört und legt die Frühlingszwiebeln wieder fein säuberlich zurück auf den Markttisch. Nachdem wir uns nochmals mit frischen Baguettes eingedeckt haben, verlassen wir mit unseren Schiffen die Ankerbucht von Le Marin, um in die Grande Anse d'Arlet zu segeln. Mit Schmetterlingsbesegelung (d.h., ein Segel links, ein Segel rechts und der Wind schiebt von hinten), segeln wir gemütlich die 13 sm bis zur Grande Anse d'Arlet, wo wir um 14h40 ankommen und sofort ein kühles Bad nehmen.

in der Grande Anse d'Arlet

Dienstag, 17.März 2009: Grande Anse d'Arlet: Gestern Abend und in der Nacht, nach fast 10 Tagen, wieder einmal Regen, heute morgen ist es grau in grau, danach scheint wieder die Sonne. Wir müssen die MABUHAY umankern, der Anker scheint nicht zu halten.

Vor uns liegt ein Franzosen-Schiff, die „eolica“, die ein Zodiac-Dinghy und einen 2 PS Honda-Motor zu verkaufen haben. Anne und Werner interessieren sich dafür, als Reserve. Zusammen schauen wir uns die Sachen an. Paul als Sachverständiger und ich als Dolmetscher. Nach einem Kaffee und zähen Verhandlungen werden Anne und Werner stolze Besitzer eines Zweitdinghys, (für 750€ statt 850€).

Werner und Paul stürzen sich danach in die Tauchklamotten und putzen die Unterwasserschiffe. Paul arbeitet intensiv 1½ Stunden und kommt total kaputt und blau (von der Unterwasserfarbe am Schiff) und mit zerschnittenen Händen (von den Muscheln am Rumpf) zurück. Anschliessend wird heute zum ersten Mal der Tauchkompressor in Betrieb genommen. Paul füllt Werner's und seine Tauchflaschen, was einen Höllenlärm veranstaltet. Zum Glück dauert es nur etwa 25 Minuten pro 10 Liter Flasche.

Gegen Abend spazieren wir zu Viert ins Dorf Grande Anse und trinken etwas am Strand. Dann, ganz spontan, mitten auf dem Steg, bekommen wir eine Einladung zur „sail away“ , für flambierte Bananen. Skipper Werner höchstpersönlich brät und flambiert die Bananen für uns. Mmm..., sie sind köstlich!

Mittwoch, 18.März 2009: Grande Anse d'Arlet: Heute ist ein schöner, sonniger Tag. Schildkröten schwimmen zwischen den Schiffen herum und heben hie und da ihre Köpfchen aus dem Wasser. Werner taucht und putzt wieder an seinem Unterwasserschiff. Paul wollte das eigentlich auch nochmals machen und an der MABUHAY den Kiel reinigen, aber seine zerschundenen Hände tun ihm zu sehr weh, und im Salzwasser erst recht. So lässt er es lieber bleiben. Dafür füllt er aber Werner's Tauchflasche wieder auf. Abends sind wir auf der „sail away“ zum Abendtrunk eingeladen. Anne hat ein herrliches Brot gebacken und wir essen es noch warm mit Salami und französischem Weichkäse. Was gibt es Besseres?

mit dem Kompressor werden die Tauchflaschen gefüllt

Donnerstag, 19.März 2009: Grande Anse d'Arlet – St.Pierre: In der Nacht war ziemlich viel Wind, aber der Morgen ist wieder herrlich sonnig. Gegen 10h40 verlassen wir diese wunderschöne Ankerbucht und machen uns auf den Weg zum 15 sm weiter gelegenen St.Pierre, immer noch auf der Insel Martinique. Wir können mit Wind aus NE, 12 – 25 Knoten und angenehmen Wellen 2 Stunden lang richtig gut segeln. Aber dann! Zack, der Wind ist plötzlich weg, wie abgestellt. Die letzte Stunde müssen wir motoren. Um 13h15, nach dem 2. Ankerversuch vor dem Ort St.Pierre, ist auch mein Skipper endlich überzeugt, dass unser Anker hält. St. Pierre liegt am Fusse des Vulkanes Mont Pelée. Um 15h sind wir mit Anne und Werner bereits im Vulkanmuseum, was sehr, sehr eindrücklich ist! Zu den Fundstücken die hier aufbewahrt werden zählen etwa angeschmolzene Parfümfläschchen, geschmolzene Flaschen, die Überreste einer Mausefalle, angeschmolzenes Essbesteck (Löffel, Gabel etc.), zusammengeschmolzene Münzen, verschmolzene Eisennägel, bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschmolzenes Glas, ein zerquetschter Kerzenständer, ange-schmolzene Taschenuhren, die um 8.15 Uhr stehenblieben, Porzellanteller mit in der Glasur eingeschmolzenen Ascheteilchen, verkohlte Speisen (Pflaumen, Spaghetti, Kaffeebohnen), verkohlte Becher, geschmolzene Arzneifläschchen, ein eisernes Kruzifix dessen Holzkreuz verbrannt war sowie ein verkohltes menschliches Hüftgelenk.

 

Mont Pelée, Ausbruch vom 8.Mai 1902

Während der Eruption vom 8.Mai 1902 wurde die sieben Kilometer vom Gipfel entfernt am Meer liegende Stadt Saint-Pierre vollständig vernichtet, wobei zwischen 29.000 und 40.000 Menschen starben.

Vorboten

Die ersten Vorboten für ein Wiedererwachen des Vulkans waren Fumarolen, welche im Jahre 1889 am Gipfel beobachtet wurden. Im Januar 1902 verstärkten sich diese und zudem nahmen Bauern an der Westflanke des Berges Schwefelwasserstoffgeruch war.

Am 23.April 1902 stiess der Vulkan erstmals wieder etwas Schlacke aus, begleitet von sanften Erdstössen.

Einen Tag später kam es zu einer ersten kleinen Eruption. Begleitet von Erdstössen erhob sich über dem Berg eine leichte Dampf- und Aschewolke. Der Alltag der Bevölkerung wurde durch dieses Ereignis jedoch kaum beeinträchtigt. Ähnliche Aktivitäten hatte es bereits in den Jahren 1792 und 1851 gegeben, so dass man ihnen nicht viel Aufmerksamkeit schenkte.

Am 26. April ging ein Ascheregen über Saint-Pierre nieder.

Daraufhin organisierte man für den darauffolgenden Tag, den 27.April, eine kleine Expedition zum Gipfel. Die Teilnehmer sahen, dass der als erloschen geltende, 180 Meter weite Krater Etang Sec mit kochendem Wasser gefüllt war. Zeitgleich nahmen die Einwohner Saint-Pierres zum ersten Mal Schwefelgeruch in der Stadt war.

Drei Tage später, es war der 30.April, traten die vom Berg herkommenden Flüsse Roxelane und Rivière des Peres über die Ufer. Dabei führten sie zahlreiche Baumstämme und Felsbrocken aus höheren Lagen mit sich. Noch am gleichen Tag ging über dem Gebiet ein Ascheregen nieder.

Am 2.Mai um 11.30 Uhr kam es zu einer weiteren Eruption. Eine grosse schwarze Aschewolke stieg auf und über fast der gesamten Nordhälfte der Insel regnete es feinen Bims. Über Le Prêcheur ging ein weiterer Ascheregen nieder, der einen Teil der Bevölkerung dazu veranlasste, nach Saint-Pierre zu fliehen. Die ersten Nutztiere an den Hängen des Berges starben, da die Asche ihre Nahrung kontaminiert hatte.

In der darauffolgenden Nacht auf den 3.Mai, einen Samstag, wurde auch die grosse Küstenstadt von einer dünnen Ascheschicht bedeckt. Bei der Zuckerfabrik Guérin, etwa 3,2 Kilometer nordwestlich von Saint-Pierre gelegen, sichtete man tausende von Ameisen und Hundertfüssern, welche aus der Erde gekommen waren. Mitarbeiter berichteten, dass die Pferde angefallen worden seien.

Zwei Tage später, am Montag, den 5.Mai, brach auf dem Gipfel des Mont Pelée der Rand des Etang Sec. Der Kratersee ergoss sich in der Folge über die Hänge. Es entwickelte sich ein Schlammstrom, der den Fluss Rivière Blanche sehr stark anschwellen liess. Die Zuckerfabrik, die an dessen Mündung ins Meer lag, wurde zerstört und unter einer sechs Meter hohen Schlammschicht begraben. 25 bis 150 Menschen kamen dabei ums Leben. Als der Schlamm den Hafen erreichte, bildete sich eine kleine Flutwelle, die zwar keinen Schaden anrichtete, zum ersten Mal aber eine Panik in der Bevölkerung auslöste. Die Zeitungen warnten nun vor einem baldigen Ausbruch und am nächsten Tag verliessen rund 2.000 Einwohner Saint-Pierres, den Beschwichtigungsparolen des Bürgermeisters zum Trotz, die Stadt.

In der Nacht vom 6. auf den 7.Mai konnten die Anwohner ein Eruptionsgewitter beobachten. Ansonsten jedoch blieb alles ruhig. Zwar wölbte sich am Tag ein Lavadom minimal aus dem Etang Sec, von dem auch einige Teile abbrachen und kleine, ungefährliche Ströme auslösten, doch eine wissenschaftliche Kommission kam zu dem Ergebnis, dass der Mont Pelée keine grössere Gefahr für die Stadt Saint-Pierre darstellt als der Vesuv für Neapel.

Als dann auch noch die Nachricht eintraf, dass der Vulkan Soufrière auf der Nachbarinsel St. Vincent ausgebrochen sei (bei diesem Ausbruch starben etwa 2.000 Menschen), dachten die Bewohner Martiniques, dass sich die Erde nun ausgetobt habe und die Gefahr für ihre Insel vorbei sei. Trotzdem suchten Tausende Bewohner des Hinterlandes in St. Pierre Schutz für die Nacht. Dadurch stieg die Einwohnerzahl rasant in die Höhe.

 

Ausbruch vom 8.Mai 1902

Am Morgen des 8.Mai, es war der Himmelfahrtsdonnerstag, sandte der Telegraph von Saint-Pierre Meldungen nach Fort-de-France und berichtete von einer deutlichen Intensivierung der vulkanischen Aktivitäten. Um 7.52 Uhr brach die Verbindung ab.

Zu diesem Zeitpunkt erschütterten drei schwere Eruptionen den Mont Pelée, die noch in über 600 Kilometer Entfernung zu hören waren. Die Südwestflanke des Berges riss auf und eine Glutwolke brach sich ihren Weg. Zeitgleich stieg eine Wolke aus dem Gipfel auf und verdunkelte in einem Radius von 80 Kilometern um den Vulkan den Himmel.

Die Glutwolke, welche gemäss späteren Berechnungen eine Geschwindigkeit von etwa 670 Stundenkilometern aufwies, raste auf Saint-Pierre zu und erreichte es nach knapp einer Minute. Die Stadt wurde komplett zerstört, die ungeheure Hitze setzte alles Brennbare in Brand, unter anderem auch Rumbrennereien und Lagerhäuser, die explodierten und so das Ausmass der Katastrophe noch verstärkten.

Sobald die Glutwolke das Meer erreichte, begann dieses zu kochen. Im Hafen detonierten tausende Rumfässer die für den Export nach Europa gedacht waren. Die Mehrzahl der Schiffe sank oder verbrannte. Nur zwei von ihnen gelang es, rechtzeitig genug Abstand zwischen sich und die Küste zu bringen. Ein Matrose, der an Bord eines dieser beiden Schiffe war, berichtete später:

Die glühende Wolke stürzte sich wie ein aufflammender Blitz auf und über uns hinweg. Sie glich einem Hurrikan von Feuer, der sich in voller Masse direkt auf St. Pierre und die Schiffe wälzte. Der Feuersturm vom Vulkan hielt nur wenige Minuten an. Er schrumpfte zusammen und setzte alles was er antraf in Brand. Brennender Rum rann in Strömen die Straßen von St. Pierre hinab ins Meer. Nach der Explosion war keine einzige lebende Seele mehr an Land zu sehen. Das Feuer hatte die Schiffsmasten und Schornsteine hinweggerissen, als wären sie mit einem Messer abgeschnitten.

Die Temperatur der Glutwolke muss knapp unter dem Schmelzpunkt von Kupfer (1084,4° Celsius) gelegen haben, da die kupfernen Telefondrähte der Stadt nicht angeschmolzen waren. Nahezu alle Einwohner Saint-Pierre starben innerhalb weniger Sekunden. Besonders viele kamen in den Kirchen ums Leben, in denen zu diesem Zeitpunkt gerade die Himmelfahrtsmessen stattfanden.

In den ersten Stunden wusste niemand, was wirklich passiert war. Das Kommunikationsnetz in die Stadt war abgerissen und auch der Gouverneur Louis Mouttet war nicht zu erreichen. Erst später stellte sich heraus, dass sich dieser zusammen mit seiner Frau ebenfalls in Saint-Pierre aufgehalten hatte.

 

Heute weiss man nicht mehr genau, wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt der Eruption im Ort aufhielten. Zu den 29.000 Einwohnern muss man wohl noch einmal einige Tausend Feiertagsgäste und Flüchtlinge addieren. Folglich schwanken die Opferzahlen zwischen 29.000 und 40.000. Der Ausbruch des Mont Pelée verwüstete ein 58 Quadratkilometer grosses Gebiet. Die Stadt brannte noch mehrere Tage lang bis auf die Grundmauern nieder und es war nicht möglich, sich ihr zu nähern.

Überlebende

An Land überlebten nur drei Einwohner Saint-Pierres den Vulkanausbruch.

Der junge Schumacher Léon Compère hielt sich zum Zeitpunkt des Eintreffens der Glutwolke am Ortseingang auf und konnte sich schwer verletzt in ein höher gelegenes Dorf retten.

Havivra Da Ifrile, ein junges Mädchen, war gerade auf dem Weg zu Kathedrale, als ihre Mutter ihr auftrug, in der Konditorei ihrer Tante einige Besorgungen zu machen. (Dieser Laden lag neben einer Touristenatraktion, bei einem Wanderpfad in einen alten Krater des Vulkans, der sich bis zur Hälfte des Hanges des Berges emporwand.) Als sie den Laden erreichte, bemerkte sie aufsteigenden Rauch am Krater. Sie sah hinein und entdeckte brodelndes Magma. Daraufhin rannte sie zur Küste, bestieg das Boot ihres Bruders und schafft es, zu einer Felsengrotte zu segeln, welche sie vom Spielen kannte. Während sie in der sicheren Grotte sass, hörte sie ein zischendes Geräusch, als die Glutwolke das Meer erreichte. Das letzte, woran sie sich erinnerte, bevor sie das Bewusstsein verlor, war ein rasanter Anstieg des Wassers. Sie wurde später zwei Meilen vor der Küste in ihrem Boot treibend vom französischen Dampfer Suchet gefunden und gerettet.

Der Matrose Louis Cyparis sass wegen Randalierens in alkoholisiertem Zustand im Ortsgefängnis. Seine halbunterirdische Zelle besass sehr dicke Steinwände und statt Fenstern nur eine kleine vergitterte Öffnung über der Tür. Cyparis zog sich schwerste Verbrennungen zu, als die Glutwolke das Gefängnis überrollte, überlebte aber. Vier Tage nach dem Ausbruch wurde er gefunden. Der Gouverneur begnadigte ihn. Nach der Genesung reiste er als „Der Gefangene von St. Pierre“ mit einem Circus durch die USA. Bei den Vorstellungen sass er in einem Nachbau seiner Zelle, zeigte seine Brandwunden und erzählte seine Geschichte.

 

Verhalten der Behörden

Im Nachhinein wurde starke Kritik an den Stadtbehörden geübt. Man hätte viel früher auf die ersten Anzeichen vulkanischer Aktivität reagieren und die Gegend evakuieren müssen. Ein oftmals zitierter Grund, warum dies nicht geschah waren Wahlen.

Der erste Wahlgang am 27. April 1902 war ergebnislos verlaufen und der zweite Wahlgang auf den 11. Mai angesetzt worden. Möglicherweise spielten die Behörden die Gefahr aus wahltaktischen Gründen herunter, da sie möglichst viele potenzielle Wähler in der Stadt behalten wollten. Dazu soll sogar eine Ausgangssperre verhängt worden sein.

Unmittelbar vor der Küste liegt auch heute noch das Wrack des Passagierdampfschiffes Roraina. Es hatte erst um 6.30 Uhr am Morgen des 8.Mai angelegt. An Bord kamen alle 28 Crewmitglieder und bis auf zwei Ausnahmen alle Passagiere ums Leben.

 

Folgen

Man hat aus den Fehlern der Ausbrüche von 1902 gelernt. So wurde die Bevölkerung, als der Vulkan 1929 wieder ausbrach, umgehend evakuiert. Zudem überwacht ein Vulkanobservatorium den Berg. Der Mont Pelée gehört heute zu den am best erforschten Vulkanen weltweit

Donnerstag, 19.März 2009: St.Pierre: Wir besuchen noch den Ort wo das Gefängnis des Louis Cyparis und das Theater von St.Pierre standen. Am schwarzen Sandstrand laufen wir zurück zum Restaurant, das um 18h öffnet, wo wir am Computer ausklarieren können. Werner und ich füllen die Formulare aus, drucken sie aus und die Wirtin knallt je einen Stempel drauf: Fertig! So unkompliziert sind die Franzosen hier.

Spontan kochen wir danach auf der MABUHAY Spaghetti und sitzen gemütlich beisammen.

am Strand liegt ein Wrack herum
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