
Samstag, 2.Mai 2009: Nevis, Pinneys Beach – Montserrat, Little Bay: Wir haben eine sehr ruhige Nacht, abgesehen von der Musik vom Strand bis um 02h + ?. Um 8h55 geht es los nach Montserrat. Mit gutem E-Wind kommen wir ganz gut voran und erreichen nach 33 sm um 16h15 die Insel Montserrat. Die „sail away“ meldet uns über UKW-Funk, dass sie Mühe haben, den Kurs zu halten und deshalb direkt weiter nach Guadeloupe segeln wollen.
Wir ankern in Montserrat nicht vor dem Ort Little Bay, sondern in einer kleinen Bucht links davon. Und, wir trauen unseren Augen kaum. Wer hat hier soeben auch geankert? Die „scorpio“ von Gaby und Kurt, die wir in Grenada kennengelernt hatten. Nachdem sie uns erkannt haben, kommt Gaby mit dem Dinghy zu uns angebraust und wir laden die beiden, mitsamt ihren drei Gästen, spontan zu uns zu einem Drink ein. Und hier sehen wir zum ersten Mal beim Sonnenuntergang den „Green Flash“.
Green Flash Dieses karibische Naturphänomen sieht man zeitweise bei Sonnenuntergang, wenn die Sonne am Horizont verschwindet. Im Lichtwechsel von Orange zu Rot erscheint das letzte Viertel für Sekunden in hellem Grün. Voraussetzung ist eine klare Kimm.


Montserrat
Amtssprache: Englisch
Hauptstadt: Plymouth (verlassen)
Staatsform: Britisches Überseegebiet des Vereinigten Königreichs Staatsoberhaupt: Elisabeth II.
Fläche: 120 km²
Einwohnerzahl: 9.341 (Stand Juli 2005)
Bevölkerungsdichte: 78 Einwohner pro km²
Währung: Ostkaribischer Dollar
Nationalhymne God Save the Queen
Zeitzone UTC -4
Verkehr: Linksverkehr.
Die britische Kronkolonie gehört zu den Inseln der kleinen Antillen und ist vulkanischen Ursprungs. Sie besteht im wesentlichen aus drei vulkanischen Massiven: den Silver Hills im Norden, den Centre Hills in der Mitte und den Soufrière Hills im Süden. Der Vulkan Soufrière Hills ist noch aktiv.
Die letzte Phase größerer Aktivität des Vulkans wurde nach 400-jähriger Pause registriert, die sich durch Erdbebenschwärme seit 1992 ankündigte.
2/3 der Insel sind aufgrund des Vulkanausbruchs Sperrgebiet. Ein Befahren der Küstengewässer ist riskant, da keine aktuellen Seekarten vorliegen. In weitem Umkreis auf See ist ein starker Geruch nach Schwefelwasserstoff wahrnehmbar. Ein Umkreis von 10 Seemeilen gilt als komplettes Sperrgebiet, auch gilt der Vulkan noch immer als so aktiv, dass über Seefunk noch mehrmals täglich die aktuelle Bedrohung mitgeteilt wird.
Das Sperrgebiet auf der Insel wurde 2005 teilweise aufgehoben. Es werden Führungen über die Insel angeboten. Schiffe können die nördliche Bucht anlaufen, nur im südlichen Teil der Insel ist anlanden verboten. Kreuzfahrtschiffe fahren am Tag bis auf 500 m an die Südküste.
Seit dem 3. Januar 2007 ist der Soufrière wieder aktiv. Ein bevorstehender Ausbruch wird erwartet. Der Südteil der Insel ist seither wieder gesperrt.
Bevölkerung
93 % Schwarze, 3 % Weiße
Geschichte
Christoph Kolumbus entdeckte die Insel am 3. November 1493 und nahm sie unter dem Namen Santa Maria de Montserrate, nach dem bekannten Kloster Montserrat auf dem gleichnamigen Berg in Katalonien (Spanien) für die spanische Krone in Besitz. Allerdings wurde Montserrat nie von Spaniern besiedelt.
Das Desinteresse der Spanier nutzen die Engländern aus und gründeten 1632 eine erste Siedlung. Die Spannungen zwischen Katholiken und Anglikaner im Mutterland, die in den Englischen Bürgerkrieg mündeten, hatten die Karibik erreicht. Die irischen Bewohner der Nachbarinsel St. Kitts wurden nach Montserrat ausgesiedelt. Später kamen irische Einwanderer aus anderen britischen Kolonien Amerikas dazu. Noch heute sind ein großer Teil der europäischstämmigen Bewohner irischer Abstammung. Die Siedler bauten Tabak, Zuckerrohr und Baumwolle an. Für die Arbeit in den Feldern wurden westafrikanische Sklaven eingeführt. Deren Nachkommen bilden heute die Bevölkerungsmehrheit. 1838 wurde die Sklaverei abgeschafft.
Nach Auflösung der der Westindischen Föderation 1962, entschieden sich die Inselbewohner in einer Abstimmung dafür, wieder britische Kronkolonie zu werden.
Der Hurrikan Hugo traf die Insel mit voller Wucht und hinterließ 1989 schwere Verwüstungen auf Montserrat.
Am 18. Juli 1995 war der Vulkan Soufriere Hills zum erstenmal seit 400 Jahren wieder aktiv geworden und hatte nach und nach die gesamte Infrastruktur Montserrats zerstört. Bis dahin war die Landwirtschaft eine der Haupteinnahmequellen auf Montserrat, mit Tomaten, Kartoffeln, Zwiebeln, Karotten, Limonen und Baumwolle als wichtigsten Erzeugnissen. In der Industrie wurden Elektrogeräte, Metall- und Kunststoffwaren, Leinen und Bekleidung produziert. Der Tourismus bildete ein weiteres wirtschaftliches Standbein der Insel. Am 3. August 1997 zerstörte ein Vulkanausbruch in den Soufrière-Bergen die Hauptstadt Plymouth. Verantwortlich für die Verwüstungen war ein so genannter pyroklastischer Strom aus überhitztem Gas, Asche und glühendem Gestein, der aus dem Krater strömte und den Vulkan herabfloss; herausgeschleuderte glühende Schlacken flogen bis zu sieben Kilometer weit. Am 15. August 1997 wurde die gesamte Südhälfte der Insel zum Sperrgebiet erklärt. Inzwischen haben etwa 75 % der 12 000 Einwohner Montserrat verlassen. Die Zurückgebliebenen dürfen sich nur auf der Nordhälfte der Insel aufhalten. Auch der einzige Flughafen ist zerstört; eine Fähre stellt die einzige Verbindung zur Außenwelt dar. Die massiven Evakuierungen auf Montserrat trugen dazu bei, dass Menschenleben bislang weitgehend verschont blieben. Jedoch tötete ein pyroklastischer Strom am 25. Juni 1997 mindestens neunzehn Menschen, die sich unerlaubt in einer bereits geräumten Zone aufhielten – der schlimmste Vorfall seit Beginn der Vulkanausbrüche. Die Eruptionen im Mai 1999 verursachten eine bis in 9 000 Meter Höhe aufsteigende Aschewolke.
Die Hauptstadt Plymouth wurde 1997 aufgrund der Vulkanausbrüche offiziell aufgegeben. Ein Übergangsregierungssitz wurde in Brades, am nordwestlichen Ende der Insel errichtet.
Im Februar 2005 wurde ein neuer Flughafen bei Gerald‘s auf der Nordhälfte der Insel von Prinzessin Anne eröffnet. In Little Bay ist eine neue Hauptstadt in Bau.


Fußball
Montserrat ist eigenständiges Mitglied der FIFA. In der Regel verliert Montserrat sehr hoch und steht traditionell auf einer der letzten Positionen der FIFA-Weltrangliste. Ein interessantes Porträt des Fußballs auf Montserrat bietet der Dokumentarfilm "The Other Final", der über das im Jahre 2002 parallel zum WM-Finale stattfindende Länderspiel gegen den damaligen Vorletzten der FIFA-Weltrangliste Bhutan berichtet. Montserrat verlor das Spiel in Bhutan mit 0:4.
Musik
In den 80er Jahren saßen auf Montserrat die "Air Studios", in denen eine ganze Reihe renommierter Musiker berühmte Alben aufgenommen haben, so Paul McCartney, die Dire Straits, Sting oder Eric Clapton. Viele dieser Künstler nahmen im September 1997 in der Londoner Royal Albert Hall am Benefizkonzert "Music for Montserrat" zugunsten der Insel teil.
Sonntag, 3.Mai 2009: Montserrat, Little Bay: Wir haben eine ausgeprochen schaukelige Nacht hinter uns. Zwischen 9h15 und 10h15 klarieren wir mit Kurt und seinen drei Gästen ein- und aus. Zuerst müssen wir bei der Hafenbehörde einen Zettel ausfüllen. Danach rufen die den Zöllner an, dass er herkommt. Weil heute Sonntag ist, kostet das extra „overtime“ 110 XCD's, pro Schiff!!! Aber der Zöllner ist sehr nett. Als Erstes fragt er uns, ob wir die Schweinegrippe hätten. Nein, haben wir nicht! Damit dürfen Kurt, Paul und ich in sein Büro eintreten, die anderen müssen draussen warten. Kurt und ich füllen ein Formular, Vorder- und Rückseite mit Durchschlag aus, wir bezahlen die 110 XCD's (oder 42 US$) und dürfen wieder zurück zur Hafenbehörde. Jetzt heisst es schon wieder das Portemonnaie zücken! Die wollen von uns je Schiff 35 XCD's, damit wir vor Anker in der Bucht liegen dürfen. Nun geht es weiter zur Immigration, in einen Container. Hier bekommen wir ein schönes, grünes irisches Kleeblatt in die Pässe gestempelt und damit wäre der offizielle Teil erledigt.
Kurt kennt von seinen früheren Besuchen hier einen Taxichauffeur, Georges. Er chauffiert uns von 10h15 bis 15h45 über die Insel, d.h. durch den nördlichen Teil, den man besuchen darf. Er führt uns zu Fuss auf einen Berg, den Garibaldi, hinauf. Der Weg ist unheimlich steil und es ist heiss. Wir stöhnen und prusten und schwitzen, aber der Aufstieg hat sich gelohnt. Von hier oben haben wir einen wahnsinnig eindrücklichen Blick auf die am 18. Juli 1995 verschüttete Hauptstadt Plymouth. Georges zeigt uns auch eine Gegend, wo Häuser bis zum Dach unter der Vulkanasche liegen. Der Vulkan ist immer noch aktiv. Erst am 3.Januar 2009 (!) gab es wieder eine heftige Eruption, die aber die Asche hauptsächlich „nur“ über den gesperrten Teilen der Insel verteilte. Das ist alles sehr eindrücklich und bedrückend. Kurt zeigt uns sein Traumhaus, das er bei seinem letzten Besuch hier entdeckt hat.
Im Restaurant „Gourmet Gardens“ essen wir zu Mittag. Die Wirtin, eine Holländerin, überrascht uns mit ihrem perfekten Deutsch. Ihre Mutter war eine Deutsche. Ulla und Marlies essen Salat (16 XCD's), Kurt, Hans-Werner, Paul und ich (Gaby ist an Bord geblieben, sie kennt die Insel schon), nehmen Bratwurst und Pommes (25 XCD's). Irgendwie stimmen die Preisverhältnisse hier auch nicht! Aber das Essen ist prima! Gegen 15h45 sind wir zurück im Hafen. Gaby holt uns mit ihrem grossen Dinghy ab und wir erzählen ihr begeistert von unserem Ausflug. Paul und ich springen danach von der MABUHAY direkt ins erfrischende Wasser und werden beide sofort von unsichtbaren Quallententakeln an Armen und Beinen verbrannt. Au, so ein Mist, das brennt höllisch! Um 17h sind wir auf der „scorpio“ zum Apéro eingeladen. Hmmm..., es gibt feinen Vitamindrink!
















































