
Montag, 4.Mai 2009: Montserrat, Little Bay – Guadeloupe, Deshaies: Wir verbringen eine einigermassen ruhige, gute Nacht. Heute ist in Montserrat ein Feiertag, Unabhängigkeitstag. Um 7h40 fahren wir los. Wir umrunden die Nordspitze von Montserrat und müssen dann mit ESE-Wind, 15 Knoten, ca. 1½ Stunden motorsegeln, gegen Wind und Wellen. Danach können wir auf der Ostseite der Insel Montserrat segeln, wenn auch nicht besonders schnell, aber immerhin segeln. Schliesslich sind wir ja ein Segelschiff! Der Vulkan Soufrière Hill hat sich in eine dicke Wolke gehüllt. Die „scorpio“ ist etwa eine Stunde nach uns gestartet. Wir sehen sie die Nordspitze von Montserrat ganz nah umrunden (wir haben sehr weit ausgeholt) und plötzlich sehen wir sie nicht mehr. Als wir uns Guadeloupe nähern, steht genau in der Bucht, wo wir ankern wollen, eine riesige, graue, unheilvolle Regenfront. Schon den ganzen Tag war es ziemlich stark bewölkt. Obwohl wir unsere Fahrt verlangsamen, erwischt uns der Regen doch noch beim Ankern. Wir erreichen den Ort Deshaies auf Guadeloupe nach ca 55 sm um 18h. Es war keine einfache Fahrt, Skipper Paul hatte ständig irgendwie mit den Segeln zu kämpfen. Die „scorpio“ wollte auch nach Deshaies, aber wir sehen sie nicht! Dafür ist aber die „sail away“ da und wartet auf uns.

Dienstag, 5.Mai 2009: Guadeloupe, Deshaies: Nachts gibt es saumässigen Regen und dazu heftige Windböen, Anne sagt 4 Stunden lang! Sie und Werner erzählen uns, dass sie gestern Abend sehr viel „Action“ um ihr Schiff hatten. Ein paar Schiffe vor ihnen sind auf Drift gegangen und eines hatte sich sogar losgerissen. Sie und die Nachbarn hatten alle Hände voll zu tun, es wieder einzufangen. Danach war es natürlich mit der Ruhe vorbei und man schläft nicht mehr so richtig! Wir haben ganz gut geschlafen und von allem nichts gemerkt.
Morgens um 9h hören wir am Funk, in der „Hugo-Runde“, Gaby von der „scorpio“ erzählen, dass sie gestern an der Nordspitze von Montserrat ein Fischernetz in die Schraube bekommen haben und in die Little Bay zurücksegeln mussten. Mist aber auch!!!
Heute ist ein total grauer Tag. Paul hilft Werner irgend so ein technisches Problem am Generator zu beheben. Ich nutze die Ruhe an Bord und schreibe am Computer.
Von 13h bis 14h kann man heute in Deshaies einklarieren. Die Oeffnungszeiten sind jeden Tag anders. Das Einklarieren geht ja hier in Frankreich ganz einfach, ein Formular ausfüllen, fertig!
Nach 15h30 treffen wir uns mit Anne und Werner im Ort. Paul und ich versuchen verzweifelt nach Kanada anzurufen, dort wollen wir zum Geburtstag gratulieren. Wir schaffen es nicht, auch nicht über Skype vom Internetlokal aus. Jetzt kaufen wir eine Telefonkarte und versuchen es vom öffentlichen Fernsprecher. Jetzt geht es endlich, nachdem wir 33 (!!!) Zahlen eingegeben haben, aber es ist nur die Antwortmaschine zu Hause. Schade!
Im Ort Deshaies geraten wir noch in einen Beerdigungszug. Sehr viele der Trauergäste sind ganz in Weiss gekleidet.
Nun machen wir noch einen kleinen Einkauf im Supermarkt SPAR. Mmm..., wir sind ja in Frankreich: Baguette, Camembert, Brie....
Abends, vom Schiff aus, versuchen wir nochmals nach Kanada zu skypen, und siehe da, diesmal klappt es sogar und es ist auch jemand zu Hause! Danach gibt es bei uns „Action“. Es ist etwa 20h, in unserer Nähe liegt ein langer spanischer Segler. Langsam aber sicher driftet er weg, ohne dass es jemand bemerkt. Paul versucht immer und immer wieder, mit unserem grossen Scheinwerfer dem Spanier Zeichen zu geben, aber keiner reagiert! Wir werden Zeugen, wie das Schiff immer weiter aus der Bucht rutscht und wir können nichts dagegen tun. Plötzlich um 22h ist die Yacht draussen auf dem offenen Meer und endlich, endlich merken die Spanier es selber! Sie fahren wieder in die Bucht rein und ankern neu, diesmal hält ihr Anker. Uff, war das aufregend!
Im Dunkeln sehen wir ein Schiff neben uns parkieren, es ist die „scorpio“!



Mittwoch, 6.Mai 2009: Guadeloupe, Deshaies: Die ganze Nacht bläst, orgelt und pfeift der Wind unverschämt und nonstop mit 25-30 Knoten um die MABUHAY. Wir schlafen wenig! Aber dafür baggert unser Windgenerator (seit dem neuen Regler) unermüdlich viel Strom in die Batterien.
Um 9h15 kommen Kurt, Ulla, Marlies und Hans-Werner von der „scorpio“ mit dem Schlauchboot zu uns rüber. Kurt fragt Paul, ob er mit der Tauchausrüstung unter der „scorpio“ tauchen würde, um die Reste des Fischernetzes wegzuschneiden, die sie am Montag bei Montserrat eingefahren haben. Kurt bringt seine drei Gäste nach Deshaies. Sie fahren mit dem Bus in die Hauptstadt Basseterre.
Um 10h15 holt Kurt Paul mitsamt seinem Tauchequipement ab und nach ca. 40 Minuten kommt Paul schon wieder zurück. Seine Taucharbeit ist erfolgreich und er kann, trotz des starken Windes und der ständigen Bewegung des Schiffes, die total verschweissten Reste des Fischernetzes von der Welle wegschneiden. Glücklich und befreit fahren Gaby und Kurt sofort los, um ihre Gäste um 15h in Basseterrre abzuholen.
Heute ist ein scheusslicher Tag:es stürmt und regnet die ganze Zeit.

Donnerstag, 7.Mai 2009: Guadeloupe, Deshaies – Guadeloupe, Malendure:Der Wind war in der Nacht und ist auch weiterhin sehr stark. Wir fahren in zwei Stunden, mit 8 – 32 Knoten sehr böigem Ostwind 8 sm weiter südlich, nach Malendure. Das ist da, wo der Unterwasserpark von Jacques Cousteau liegt. Als wir gegen 14h in die Bucht einfahren, regnet es. Wir müssen vier (4) Mal umankern, bis der Anker wirklich hält, und das bei 30 Knoten Wind.
Um 16h sind wir bei der „sail away“ zum Kaffee, wir kommen klitschnass, vom Wellengang, dort an, und als wir so gegen 18h zurückkommen ist die MABUHAY schon wieder weggedriftet. Mein Skipper will einen Herzinfarkt bekommen, aber das hilft uns jetzt auch nicht weiter! Wir ankern zum 5.Mal um! Der Wind pfeift immer noch mit ca. 30 Knoten um die Schiffe herum. Um 20h, wir haben soeben fertig gegessen, Ankeralarm! Wir slippen, und das mit 80 m Kette auf dem Grund! Jetzt reicht es uns aber endgültig!!! Wir verlegen die MABUHAY ans ganz andere Ende der Bucht, ca. 1km entfernt. In der Bucht hat es überall Bojen und ich stehe mit dem starken Scheinwerfer am Bug des Schiffes und leuchte dem Skipper den Weg. Zum Glück ist es nicht ganz dunkel, der Mond steht fast voll am Himmel und hilft leuchten. Es windet und nieselt und da vorne am Bug ist es ziemlich kalt! Endlich erreichen wir unseren neuen Ankerplatz, schmeissen den Anker ins Wasser und: zack! er hält sofort! Hier ist das Wasser wunderbar ruhig, es hat fast keinen Wind und wir atmen erleichtert auf. Wieso sind wir nicht schon am Nachmittag hier hin gekommen? Am ersten Ankerplatz hatte unser Anker schon vor 6 Wochen, als wir hier waren nicht gehalten, scheinbar gefällt es der MABUHAY dort nicht. Nun versuchen wir noch, die “sail away“ zu informieren. Es ist jetzt 21h, aber wir können die beiden nicht mehr erreichen, sie haben den UKW-Funk bereits ausgeschaltet.

Freitag, 8.Mai 2009: Guadeloupe, Deshaies – Îles Saintes, Bourg des Saintes: Ah, wir haben richtig gut geschlafen, hier an diesem geschützten Ort. Nur Trommel – und Schlagzeugmusik war zu hören, bis etwa 01h, aber sehr schön!
Ab 7h versuchen wir wieder die „sail away“ über den Funk zu erreichen, aber es klappt nicht. Um 8h10 fahren wir bei herrlichstem Sonnenschein los. Jetzt meldet sich auch die „sail away“, weil sie aus der Ferne sehen, dass wir unser Segel hissen (das Gross, das übrigens schon wieder klemmt!).
Die Windprognose für heute lautete Ostwind, 15 Knoten. Und was haben wir jetzt, he? 6 Knoten WESTWIND!!! Die ersten zwei Stunden können wir nur Motorsegeln. Danach dreht plötzlich der Wind und er kommt doch noch wie versprochen aus OSTEN! Aber sehr unbeständig, drehend , 16-32 Knoten. Mühsamste Mistsegelei!!!Das Wetter wäre nicht schlecht, sonnig bis bewölkt, aber kein Regen. Nach 26 sm kommen wir um 13h 40 auf den Îles des Saintes an. Vor der Ortschaft Bourg des Saintes ankern wir. Der Anker hält sofort! Am Nachmittag wollen wir hier ausklarieren, weil wir am Sonntag Frankreich verlassen möchten. Aber die „Mairie“ (Gemeindehaus) ist geschlossen, weil heute ein Feiertag ist. Am 8.Mai wird hier das Ende des 2. Weltkrieges gefeiert.
Danach sitzen wir ganz lange gemütlich an der Promenade beim Kaffee und kritisieren alle Leute die an uns vorbeikommen....
Auf der MABUHAY gibt es dann noch ein Glas Rotwein für alle.
