
Freitag, 5.Juni und Samstag 6.Juni 2009: Grenada, Martins Bay – Venezuela, Los Testigos: Bei herrlichstem Wetter segeln wir alleine um 15h45 los, Richtung Venezuela. Mit 15-18 Knoten Rückenwind machen wir eine richtig gemütliche Segelfahrt. Die MABUHAY „geigt“ (schaukelt) zwar ganz zünftig, trotzdem ist es eine wunderschöne Fahrt. Ein fast voller, sehr heller Mond begleitet uns auf unserer Nachtreise. Skipper Paul schmeisst den ganzen Nachtdienstplan um, weil er unbedingt die ganze Nacht nicht ins Bett will! Von den 90 sm (ca. 170 km) müssen wir nur die letzten 3 sm noch motoren, fast kein Wind mehr, alles andere können wir segeln. Um 12h15 ankern wir vor der Insel Iguana, auf der venezuelanischen Inselgruppe „Los Testigos“. Es ist wunderschön hier. Das Wasser ist grün, nicht türkisgrün, sondern richtiges grün, wie die Aare zu Hause. Gegen 16h gehen wir an Land. Wir müssen uns bei der Polizeistation hier melden. Richtig einklarieren kann man hier nicht, das müssen wir erst in Porlamar auf der Insel Margarita machen. Ein junger Mann in T-Shirt und Shorts füllt gleich selber ein Formular aus mit unseren Angaben, ich krame meine ersten Brocken Spanisch wieder hervor und schon ist alles erledigt. Ich frage den jungen Mann noch, ob wir die Uhren verstellen müssen. Nein, meint er und schaut auf meine Uhr. Wir schauen uns das Fischerdörfchen an, wo es vielleicht 40 Häuser hat und ein winziges katholisches Kirchlein mit 7 roten Plastikstühlen drin. Der Strand ist aus pudrig feinem hellem Sand. Strassen hat es keine und andere Fahrzeuge als Boote gibt es nicht. Die Leute grüssen freundlich zurück wenn wir sie grüssen. Einige liegen in den Hängematten im Schatten vor ihren Häusern. Andere flicken ihre Netze oder holen gemeinsam ein Fischerboot aus dem Wasser an den Strand. Es sieht alles so friedlich und idyllisch aus. Die Sonne scheint und es weht ein sehr angenehmer Wind. Kurz: es ist einfach wunderschön hier. Uebrigens hat es hier nur noch ein anderes Segelboot, ein Holländer.





Sonntag, 7.Juni 2009: Venezuela,Los Testigos, Isla Iguana: Wir waschen 2 Maschinen Wäsche. Um 11h15 kommen schon die erwarteten Segler „Amiga“ und LIV von Grenada an. Sie mussten während der Ueberfahrt 5 Stunden motoren. Da hatten wir ja richtig Glück mit nur einem Stündchen. Paul lädt Wolfgang von der „Amiga“ und die LIV-Crew spontan zu einem Ankerbier ein. Die LIV-Crew besteht aus einem deutschen Ehepaar; Christel und Wolfgang.
Abends um 20h, wir haben kaum fertig gegessen, gibt es eine mächtige Regendusche. Wir finden, der Wind sei hier kühler als in Grenada und auch das Wasser ist etwa 2° kälter, brrr... nur 25°!!! Im Schiff haben wir hier nur „29°“ und nicht wie in Grenada 32°...



Montag, 8.Juni 2009: Venezuela,Los Testigos, Isla Iguana – Isla Testigo Grande: Um 11h werden die MABUHAY, die Amiga und die LIV rund 1 sm weiter zur Insel Testigo Grande verlegt. In der Baja Tamarindo sind wir die 3 einzigen Segler, sonst hat es nur noch Fischerboote. Auch hier hat es einen traumhaft schönen, puderzuckrigen Sandstrand.
Die beiden Wolfgangs gehen mit dem Dinghy an den Strand und erkundigen sich, wo sich das Restaurant befindet. Sie bestellen für heute Abend 18h Fisch für 5 Personen. Wir haben zwar keine Bolivares, das Venezuelanische Geld, aber die nehmen hier auch gerne US$.
Um 18h sind wir wie abgemacht im einzigen Restaurant, der „La Casa Verde“, und tatsächlich ist das Haus ganz hellgrün angestrichen. Draussen auf der Veranda hat es einen einzigen grossen Tisch, wo wir Platz nehmen. Hernan, der Chef, sagt uns, das tolle Motorboot, das in der Bucht vor dem Haus halb gesunken im Wasser liegt, sei ein Engländer, der am 14.Februar 2009 auf einen Felsen gefahren sei, ohne Sturm oder so. Bald schon riecht es herrlich nach gebratenem Fisch, den wir kurz darauf auch geniessen können. Jeder bekommt eine zünftige Tranche Fisch, Reis und Chabis(Kohl)-Salat. Mmm..., supergut! Plötzlich, auf meiner Uhr ist es genau 19h20, sagt Hernan, wir müssten unsere Uhren um eine halbe Stunde zurückstellen. Jetzt sei es erst 18h50!!Nachdem wir ganz erstaunt fragen, und warum „nur“ eine halbe Stunde?, meint er: tja, wegen einer verrückten Idee
des Präsidenten Chavez! (Das hat Hernan gesagt, nicht ich!!!). Also sind wir jetzt gegenüber der Schweiz und Deutschland 6½ Stunden im Rückstand. Gegen 19h30 (Chavez-Zeit) laufen wir los. Hernan hat uns den Weg zu den Sanddünen auf der Rückseite der Insel erklärt. Es ist, trotz Taschenlampen, ein halsbrecherischerWeg! Es geht zwischen Kakteen mit sauspitzen Dornen über Stock und Stein. Es ist ein Wunder, dass sich keiner von uns hier die Knochen bricht. Aber irgendwie schaffen wir es doch noch bis zu der Düne und auf der Rückseite der Insel stolpern wir durch den sehr weichen, weissen Sand, hinab zum Strand. Wir sehen riesige Spuren, wie von Panzern, im Sand. Nun setzen wir uns alle etwas oberhalb des Strandes auf abgestorbene Baumstämme, die am Boden liegen, und verhalten uns ganz still. Es ist jetzt etwa 20h und wir sind kaum da, kommt schon die erste Lederschildkröte aus dem Meer mühsam an den Strand gekrochen. Es ist Vollmond und wir sehen die Schildkröten als grosse, schwarze Flecke auf dem weissen Sand. Ca. zwei Stunden lang beobachten wir drei mächtige Schildkröten, die mit ihren „Armen“ im Sand ein Loch ausbuddeln und danach ihre Eier darin ablegen. Die Eier sehen aus wie grosse Tischtennis-Bälle. Nach der Eiablage, werden die vielen Eier (50-120 Stück) sehr sorgfältig zugedeckt und die total erschöpfte Schildkröte macht sich wieder enorm mühsam auf den Weg zurück zum Wasser. Eine vierte Schildkröte sehen wir erst, nachdem sie schon wieder unterwegs zum Wasser ist. Es ist ein einmaliges, sehr eindrückliches Schauspiel! Wir haben uns alle ganz fest vorgenommen, die Schildkröten nicht zu stören, aber ich kann es mir trotzdem nicht verkneifen, ein paar Fotos zu schiessen. Später sind Christel und die beiden Wolfgang's ganz wild auf meine exclusiven Fotos!!! Um 23h sind wir alle fünf wieder gesund auf unseren Schiffen und ich kann vor lauter Aufregung über das wunderschöne Erlebnis sehr lange nicht einschlafen.




Lederschildkröte
Die Lederschildkröte ist die grösste lebende Schildkröte.
Die Tiere erreichen eine Panzerlänge von bis zu 2,5 Metern und ein Gewicht von beinahe 700 kg (Rekord: ca, 900 kg bei einem Fund an der Küste von Wales),durchschnittlich 540 kg. Anders als alle anderen Schildkröten besitzt die Lederschildkröte keinen typischen Rückenschild mit Hornschuppen, der lose zusammenhängende Knochenpanzer ist bei ihr vielmehr von einer derben lederartigen Haut umgeben. Auf dem blau-schwarzen Rücken sind deutlich sieben verdickte Knochenplättchen zu sehen, ihre Extremitäten sind zu langen Paddeln umgestaltet.
Oben auf dem Kopf hat jede Lederschildkröte einen rosa Fleck, dessen Form individuell ist. Die Funktion ist unbekannt; möglicherweise handelt es sich um einen lichtsensitiven Hautfleck der zur Orientierung dient.
Lederschildkröten bewohnen alle tropischen und subtropischen Meere, und besuchen im Sommer auch die gemäßigten Zonen. Damit haben sie unter allen Reptilien den weitesten Lebensraum.
Aufgrund ihrer dunklen Hautfarbe, einer Fettschicht und ihrer hohen Masse können Lederschildkröten auch in kühlem Wasser leben. Sie können ihre Körpertemperatur bis zu 18 Grad über der des umgebenden Wassers halten.
Am 5. September 2006 wurde an der nordfriesischen Insel Amrum ein leerer Panzer einer Lederschildkröte angespült. Bislang rätselt die Fachwelt darüber, wie das Tier in die relativ kühle Nordsee gelangt ist.
Obwohl Lederschildkröten sehr gut an das Leben im Wasser angepasst sind, brauchen sie das Land zur Eiablage. Die Nester werden an Sandküsten überall in der Welt angelegt.
Die Weibchen schwimmen in der Nacht an den Strand, und graben dort eine Kuhle in den Sand, worin sie die 50-120 Eier ablegen. Nach dem Zuschieben der Kuhle kehren die Tiere ins Meer zurück, und überlassen das Ausbrüten der Eier der Sonnenwärme.
Die nach etwa 65 Tagen ausschlüpfenden Jungtiere suchen sofort das Wasser auf. Über das Leben bis zur erwachsenen Schildkröte oder das Alter der Geschlechtsreife ist wenig bekannt. Es gibt Hinweise, dass Lederschildkröten deutlich jünger als andere Schildkröten geschlechtsreif werden. Paarung und weiteres Leben finden ausschließlich im Wasser statt. Nur die weiblichen Tiere kehren jemals wieder an Land zurück.
Mit Tiefen von bis zu 1200 m tauchen diese Tiere extrem tief (maximal festgestellte Tauchtiefe beim Pottwal: 1140 m).
Die Hauptnahrung der Lederschildkröte sind Quallen, deren Hauptvorkommen sie in allen Weltmeeren aufsuchen. Eine Lederschildkröte braucht zwischen 10 und 100 kg Quallen pro Tag. Da Quallen unter anderem von Fischlarven leben, tragen Lederschildkröten dazu bei, Fischpopulationen zu erhöhen.
Über ihr Wanderverhalten selbst ist nur wenig bekannt. Zwei Forschungsprojekte, bei denen die Tiere Rucksäcke mit Sendern bekommen, haben Ergebnisse sowohl im Atlantik als auch im Pazifik erbracht. Dabei wurde bekannt, dass die Tiere teilweise im Frühjahr 5000 km aus tropischen in gemäßigte Gewässer schwimmen, und im Herbst wieder zurückkehren.
Wie alle anderen Meeresschildkröten sind die Lederschildkröten insbesondere im Pazifik in ihrem Bestand gefährdet. Gründe dafür sind die Jagd, die Entnahme von Eiern aus den Nestern zum Verzehr sowie die Fischerei. Die Lederschildkröten verfangen sich in Netzen und langen Leinen und ersticken aufgrund Luftmangels unter Wasser. Mitunter halten sie im Wasser treibende Plastiktüten für Quallen und verzehren sie. Das kann für die Schildkröten tödlich sein. Lederschildkröten sind im Pazifik vom Aussterben bedroht; im Atlantik ist die Situation weniger dramatisch
Lederschildkröten sind nicht essbar und daher von geringer wirtschaftlicher Bedeutung. Die Bestände der weiblichen Lederschildkröten im Pazifik sind seit 1980 von etwa 91 000 auf weniger als 3 000 gesunken.





Dienstag, 9.Juni 2009: Los Testigos, Isla Testigo Grande – Isla Testigo Pequeña: Am Morgen verlegen die LIV, die „Amiga“ und wir die Schiffe zur Insel Testigo Pequeña. Hier hat es einen traumhaften, schneeweissen Puderzucker-Sandstrand und Palmen. Es hat Hunderte von Fregatt-vögeln die uns ihre souveränen Flugkünste demonstrieren.
Paul füllt mit einem Höllenlärm die Tauchflasche von LIV-Wolfgang und seine eigene, die er gestern beim Unterwasserschiffabkratzen fast leer gemacht hat.
Dafür werden wir auf die LIV zum Apéro eingeladen.




Mittwoch, 10.Juni 2009: Los Testigos, Isla Testigo Pequeña: Gegen ein paar Büchsen Bier und ein Paket Zigaretten tauscht Amiga-Wolfgang von den Fischern drei Bonitos ein (Fische mit ganz dunklem Fleisch). Um 17h treffen wir uns am Strand. LIV-Wolfgang bringt den Grill und Holzkohle mit, Christel Kartoffelsalat, Amiga-Wolfgang die drei Fische und die MABUHAY spendiert Gurkensalat, sowie Bier und Wein für alle fünf. Nachdem wir uns gemütlich im Sand am Strand niedergelassen haben, müssen wir kurzerhand unsere Utensilien ins Gras verlegen, weil uns der starke Wind allzu viel Sand in die Schüsseln und Teller bläst. Der gegrillte Fisch ist herrlich und allles andere auch. Schon um 19h heben wir das Gelage auf, weil wir morgen alle sehr früh aufstehen müssen. Amiga-Wolfgang, Paul und ich fahren mit unserem Dinghy mit Aussenbord-Motor zurück zu den Schiffen. Plötzlich schreit Christel: “Paul, wir haben ein Paddel verloren!“ Es ist stockdunkel! Wir kehren sofort um und eilen zu Hilfe. Das Paddel zu suchen hat keinen Sinn, es ist viel zu dunkel (noch kein Mond anwesend, jetzt wo wir ihn bräuchten!!!). LIV's haben keinen Motor ans Dinghy montiert und so schleppen wir die beiden gegen die starke Strömung ab und bringen sie sicher zurück zur LIV. Wo wir durch's Wasser fahren, fluoresziert es wunderschön grün.


Donnerstag, 11.Juni 2009: Los Testigos, Isla Testigo Pequeña – Isla Margarita, Porlamar:
Puhhh..., um 4h45 ist bereits Tagwache und um 5h40 fahren wir im Konvoi mit der „Amiga“ und der LIV los, westwärts zur Isla Margarita, nach Porlamar. Wir segeln im Konvoi, weil es unter den Seglern sehr viele unangenehme Gerüchte wegen Piratenüberfällen in diesem Gebiet gibt. Es ist herrlich schönes Wetter, wir können gemütlich mit 12-15 Knoten Rückenwind und sehr angenehmer Welle, nur mit dem Vorsegel, alle 50 sm (ca. 93 km) segeln. Ich stricke schon morgens um 6h30 vor mich hin, später ist es dazu viel zu heiss. Während der ganzen Fahrt haben wir nur einmal ein saumulmiges Gefühl. Um die Mittagszeit kommt ein offenes, hölzernes Fischerboot mit sehr vielen PS auf uns zugebraust und fährt ganz nah (etwa 3m) an uns vorbei. Aber es sind nur drei Einheimische junge Burschen, die uns freundlich grüssen. Phhh...!!!
Um 16h45 ankern wir vor der Wolkenkratzerstadt Porlamar, auf der venezuelanischen Insel Margarita. Es ist sehr schaukelig und hat Feuerquallen im Wasser, igitt...! Und Schildkröten begrüssen uns hier auch keine...



Isla Margarita
Die Isla de Margarita ist eine karibische Insel, die zum Staatsgebiet Venezuelas gehört. Sie bildet den Hauptteil des Bundesstaates Nueva Esparta. Auf ihr liegt auch die Hauptstadt des Bundesstaates, La Asunción mit seiner Kolonialkirche und dem Fort Santa Rosa. Größte Stadt ist Porlamar.
Die Fläche der Insel beträgt 1.076 km².
Während seiner dritten Entdeckungsreise entdeckte Christoph Kolumbus im August 1498 die Insel und benannte sie nach dem massiven Perlenvorkommen (Margarita heißt Perle ).
Heute ist die Isla de Margarita ein beliebtes Urlaubs- und Reiseziel in der Südkaribik. Touristisch sind die Strände Playa el Agua und Playa Parguito im Nordosten gut erschlossen. Sehenswert ist die Laguna de la Restinga und auch die wüstenhafte, kaum besiedelte Halbinsel Macanao (beides im Westen). Im Süden befindet sich El Yaque, das als eines der führenden Windsurf-Reviere der Welt gilt.
Fähranschluss besteht unter anderem vom Inselhafen Punta de Piedras nach Puerto de la Cruz auf dem Festland.

Porlamar
Der Südosten ist das am dichtesten besiedelte Gebiet der Isla Margarita. Dort befindet sich die grösste Stadt der Insel, Porlamar, welche als wirtschaftliches Zentrum von Margarita gilt. Das Zentrum der Stadt hat enge Gassen und Strassen mit kleinen Läden. Die elegantesten Läden befinden sich in den parallel zueinander verlaufenden Hauptstraßen "General Santiago Mariño" und "4 de Mayo".

Freitag, 12.Juni 2009: Isla Margarita, Porlamar: Die Nacht war sehr unruhig und schaukelig wegen dem starken Schwell. Um 10h30 treffen wir uns mit Christel und den beiden Wolfgangs am Steg. Wir müssen dem Steg-Wächter, den wir erst mal wecken müssen, pro Dinghy 5 Bolivar (ca. 1 US$) bezahlen, damit wir das Dinghy hier lassen dürfen und es „bewacht“ wird! Wir haben kaum die Füsse an Land, quatscht uns schon Fernando an, ob wir Geld tauschen wollen. Ja, wir wollen schon. Nun kommt noch der Deutsche Segler Hans dazu und wir werden auf eine Baustelle in einem Hinterhof geführt. Nun geht ein Riesenpalaver los. Paul und mir gefällt das nicht und wir gehen zu Juan, einem Spanier, der hier einen Steg und ein Büro mit einer kleinen Kneipe besitzt. Wir wollen bei Juan einklarieren. Der erste Blick in sein „Büro“ überrascht sehr! Chaos, soweit das Auge reicht!!!Trotzdem händigen wir Juan unsere Pässe, unseren Flaggenschein und die Ausklarierungs-Papiere von Grenada aus. Um 15h30 sollen wir wieder zu ihm kommen. Er sagt uns, wo wir in der Stadt „sicher“ Geld wechseln können. Er gibt uns einen Stadtplan und viele gute Tips, unter anderem auch für die Sicherheit. Das Einklarieren kostet bei Juan 350 Bolivar, wenn man das selber erledigt, kostet es „nur“ 280 Bolivar. Aber man muss ein Taxi nehmen und in die Stadt zu einer Bank fahren, um dort die Gebühr einzuzahlen. Ausserdem kann man bei Juan's Steg gratis das Dinghy anbinden und drei Mal pro Woche gibt es einen Gratisbus zu einem grossen Einkaufscenter.

Wir laufen in die Stadt, nehmen aber unterwegs ein Taxi, weil es uns doch sehr weit vorkommt bis zum Laden, wo wir Geld wechseln sollen. Es ist knapp nach 12h als wir dort ankommen und der Laden ist bis um 14h geschlossen. Weil wir kein venezuelanisches Geld haben, fragen wir in einem Chinesengeschäft, ob man uns etwas umtauscht. Die machen das glatt (aber zum sehr schlechten Kurs) und wir können uns etwas zu Essen leisten. In einem einheimischen Lokal essen wir sehr gut und günstig zu Mittag. In einem nahen Internet versuche ich eine ganze Stunde lang Fotos nach Hause zu mailen; es geht nicht!!! Um 14h sind wir beim Laden um Geld zu tauschen. Ein US$ hat heute den offiziellen Kurs von 2.15 Bolivares. Hier in diesem Geschäft bekommen wir für 1 US$ 6 Bolivares. Das ist zwar höchst illegal, aber jeder macht es! Man hat uns gewarnt, jaaa nicht auf der Strasse zu tauschen.
Zu Fuss laufen wir den ganzen Weg zurück zu Juan und trinken dort erst mal ein kühles Bierchen (2 dl-Fläschchen). Um etwa 16h bringt uns ein Helfer von Juan zum Einklarierungsbüro, wo Paul, nur der „Capitán!“ darf, einen Fingerabdruck und eine Unterschrift hinterlassen muss. Ich unterhalte mich inzwischen angeregt mit Amaia, aus dem Baskenland in Spanien, und ihrer Familie. Auch sie sind hier zum Einklarieren. Jetzt müssen wir wieder zurück zu Juan's Büro und hier bekommen wir dann unsere Pässe, den Flaggenschein und die Einklarierungs-Papiere, die bis zum 12.Dezember 09 gültig sind. Auf der Rückfahrt zur MABUHAY kommen wir an der „Amiga“ vorbei. Wolfgang lädt uns spontan zu einem Bier ein und überrascht uns mit einer „Bordfrau“, der Brasilianerin Adriana. Ich quatsche ausgiebig mit ihr auf Spanisch. Endlich, gegen 18h30 sind wir wieder zu Hause und erholen uns von dem anstrengenden Tag!


Samstag, 13.Juni 2009: Isla Margarita, Porlamar: Um 9h binden wir unser Dinghy mit einem Stahlseil und Schloss am Steg von Juan an. Eigentlich wollen wir heute mit einem Bus zur Plaza Bolivar und von da mit einem anderen Bus nach Chacachacare fahren. Aber kaum sind wir ein paar Schritte gelaufen, kommt schon ein Taxi an und der Fahrer fragt uns, ob wir ein Taxi brauchen. Also gut, wir lassen uns erweichen und fahren per Taxi zur Plaza Bolivar, im Zentrum von Porlamar. Unterweg fragt der Chauffeur, wo wir denn hin wollten. Nach Chacachacare! Jetzt zeigt er uns die offizielle Tarifliste für eine Taxifahrt dorthin: 130 Bolivares, hin und zurück. Aber...! Er würde uns für 90 Bolivares (15 US$) hin und zurück bringen. Die Versuchung ist zu gross für uns und wir steigen ein. Immerhin sind ein Weg etwa 50 km. Der Weg führt in der Nähe des Flugplatzes vorbei und durch ziemlich trockenes Gebiet. In Chacachacare gibt es eine Werft und wir möchten sie anschauen,ob wir die MABUHAY eventuell dort aus dem Wasser nehmen wollen. Als wir dort ankommen, sitzt im Hof ein Wächter mit einem Gewehr über den Knien, das macht schon ein wenig Eindruck. Wir sagen ihm unser Anliegen und er teilt uns mit, dass die Büros am Samstag geschlossen seien und kein Verantwortlicher anwesend. Schade! Wir hätten sehr gerne die Preise erfahren. Aber mit der Erlaubnis des Wachmannes dürfen wir uns alles anschauen, und es macht einen guten, sauberen Eindruck. Der Taxifahrer hat auf uns gewartet und so fahren wir mit ihm wieder zurück nach Porlamar. Der Fahrer heisst José und spricht ein paar Worte Deutsch. Auf meine neugierigen Fragen (auf Spanisch) meint er zum Thema Präsident Chavez kurz und trocken auf Deutsch: “Scheisse!!“
Kurz vor 12h sind wir bei der Plaza Bolivar, wo es nur so von Leuten, aber auch von Polizisten wimmelt. Hier befindet sich die Kathedrale San Nicolas, die ich sehr gerne von Innen sehen würde, aber leider ist sie erst ab 16h geöffnet. Wir schlendern durch zwei Fussgängerstrassen und sehen ausser uns keine Touristen. Aber irgendwie sieht man uns die Touristen an, werden wir doch ständig von Schwarzmarkt-Geldwechslern angehauen, die US- Dollars oder Euros wechseln wollen. Paul bekommt jedesmal von seinen Geburtstags-Sandalen Blasen an den Seiten der Füsse und ich kann ihn heute endlich mühsam dazu überreden, ein paar andere zu kaufen. Irgendwo kehren wir ein und Paul lässt seine alten Sandalen in einer Plastiktüte vor dem Eingang liegen. Als wir nach kaum einer halben Stunde wieder raus kommen, sind die Sandalen schon weg. Hier in dieser Stadt sehen wir überall riesige Ami-Schlitten wie Buick, Ford, Chevrolet, die aber alle fast auseinanderfallen!
Wir laufen weiter Richtung unserer Bucht und treffen zufällig vor einem Laden auf die Brasilianerin
Adriana und Michel, einem Schweizer aus Neuchâtel, der schon 22 Jahre hier lebt.
Wir kommen an Lebensmittelgeschäften vorbei, wo wir 4 Joghurt kaufen. Der Laden ist vergittert und die Joghurt werden uns durch das Gitter hinausgereicht!!! Das ist für uns ziemlich gewöh-nungsbedürftig!
Gegen 15h sind wir endlich wieder gemütlich auf der MABUHAY und erholen uns von der Grossstadt. Skipper Paul hat jetzt eine Blase an der Ferse!







Sonntag, 14.Juni 2009: Isla Margarita, Porlamar: Paul hat wegen der Korrosion die Farbe an der Ankerwinsch abgeflext und neu gestrichen. dabei hat er einen ganzen Joghurtbecher voll weisser Farbe im Cockpit aufs Teakholz geleert. Aber eigentlich kann er nichts dafür, der Boden des Joghurtsbechers hat sich einfach vom Becher gelöst. Schöne Schweinerei!!!

Montag, 15.Juni 2009: Isla Margarita, Porlamar: Um 9h30 müssen wir beim Büro von Juan sein, um mit dem Gratisbus zum Konsumstempel Sigo zu fahren. Der Bus ist ein froschgrünes, vorsintflutliches, steinhässliches Ungetüm, aber es fährt! Nach ca. 30 Minuten erreichen wir das riesige Einkaufszentrum, wo wir sofort eine Plakette um den Hals bekommen, mit der Aufschrift VIP und der Nummer 60. Um 13h müssen wir wieder hier vor dem Haupteingang sein! Der Sigo-Laden ist so gross, dass wir uns darin richtig verloren vorkommen. Aber bis um 12h haben wir doch eine ganz schöne Menge an Fressalien zusammengetragen. Die werden jetzt in Kartonschachteln verpackt und mit der Nummer 60 beschriftet. Wir essen im „Subway“ ein Sandwich und und erfrieren dabei fast, draussen hat es etwa 30° und die kühlen hier drin auf Minus-Grade ab!!! Kurz nach 13h kommt unser grasgrünes Ungeheuer wieder und holt uns ab. Wir sind etwa 15 Personen. Alle unsere Einkäufe werden fein säuberlich bei Juan vor dem Steg abgeladen. Pedro, ein stämmiger, älterer Schwarzer hilft gegen ein kleines Trinkgeld alle Kartons zum Dinghy zu führen und einzuladen. Das ist wirklich ein toller Service.



Dienstag, 16.Juni 2009: Isla Margarita, Porlamar: Um 8h fangen wir an, das ganze Bimini (Verdeck über dem Cockpit) abzubauen. Wir bringen es zum Sattler und Tapezierer Jonny. Sämtliche Nähte müssen nachgenäht werden. Jonny verspricht uns, zwischen 14h und 15h sei das Verdeck bereit. Nun hat Skipper Paul die gute Idee, er brauche 6 Schrauben um die Ankerwinsch, die er neu angestrichen hat, wieder zu montieren. Mit einem uralten, klapprigen Chevrolet-Taxi, das fast in Einzelteile zerfällt fahren wir zum Schiffszubehör-Laden in der Stadt. Leider haben die überhaupt keine mm-Schrauben, nur Zollmasse. Aber man schickt uns zu einer Ferreteria. Und im „Ferreteria-Suchen“ sind wir ganz grosse Klasse. In der allergrössten Hitze latschen wir von einer Ferreteria in die andere, quer durch die ganze Stadt, und das wegen 6 Stück 2cm langen Schräubchen mit 4 mm Durchmesser!!! Endlich hat der Skipper wieder eine brillante Idee indem er meint: “Also gut, das macht nichts, dann nehm ich halt wieder die alten Schrauben!“ Grrr, Männer..!
Aber dafür essen wir unterwegs in einem winzigen Einheimischen-Lokal zu Mittag (bei den Preisen hier lohnt es sich fast nicht, auf dem Schiff zu kochen) und in der Panaderia „Vivaldi“, so etwas wie bei uns ein Tea-Room, gibt es einen feinen Kaffee und für den „Oberschrauber“ ein Extra-Stück Schwarzwäldertorte. Zu Fuss geht es wieder zurück zu Jonny, aber unser Bimini ist noch nicht fertig genäht. Um Jonny nicht zu hetzen, trinken wir in der Strandbar bei Luisa ein Bierchen und bewundern ihr ein Monate altes Hündchen namens Schakal, der auf unserem Rucksack ein Schläfchen macht. Um 15 Uhr sind immer noch nicht alle Nähte fertig und wir begeben uns zurück zur MABUHAY. Zum Glück hatte es hier im Meer nur an unserem ersten Tag Quallen und seitdem nicht mehr. So können wir noch ein erfrischendes Bad geniessen.



Mittwoch, 17.Juni 2009: Isla Margarita, Porlamar: Wir begeben uns mit Amiga-Wolfgang um 9h30 zum Gebäude von Juan. Wir wollen eigentlich ein Taxi zum Flughafen nehmen, als uns plötzlich in den Sinn kommt, wir könnten doch mit dem grünen Sigo-Bus mitfahren und erst vom Sigo aus ein Taxi nehmen. Wir wollen zum Flugplatz um uns über Flüge zu erkundigen. Mitten in der Stadt kommt Wolfgang und uns in den Sinn, dass wir ja gar
keine Bolivares dabei haben und nur Dollars. An der nächsten Kreuzung steigen wir alle drei aus dem Bus und gehen zu Fuss weiter zum Geldwechseln. Im Laden wo wir das Geld umtauschen wollen hat der Ladenbesitzer nicht so viele Bolivares im Haus und so stellt er einen Check aus, einer seiner Angestellten kommt mit dem Taxi, (es ist José, den wir angerufen haben), mit uns zur Bank und wir bekommen, nach einer unendlich langen Wartezeit draussen im Taxi, endlich unsere Bolivares. Jetzt geht es quer durch die Stadt zum Flugplatz, etwa 15km. Es ist jetzt 12h45 und der Ticketschalter ist bis 13h geschlossen. Wir gehen mit José in ein Selbstbedienungs-Restaurant und essen ein Stück Pizza. José freut sich über die Einladung. Jetzt ist der Ticket-Schalter geöffnet und José wartet draussen im Taxi, bis wir alles wissen, was wir wissen wollten.
Auf der Rückfahrt hält José noch bei einem Laden an, der nur Schrauben verkauft. Wir haben immer noch Hoffnung auf die 6 rostfreien Schräubchen!!! Aber auch hier finden wir sie nicht. Zurück am Steg von Juan bekommen wir sofort mal von ihm einen zünftigen „ZS“, weil wir einfach aus dem Sigo-Bus gestiegen sind und auch nicht damit zurückgekehrt sind. Klar, so haben wir bei Sigo keinen Umsatz gemacht!!! Als wir um 16h15 wieder zur MABUHAY zurückkehren wollen, sehen wir, dass Heidi und Bruno mit ihrem „infinity“-Katamaran eingetroffen sind. Wir fahren direkt zu ihnen und trinken bei ihnen an Bord ein Begrüssungs-Bierchen, und erzählen ihnen das Wichtigste über die Gepflogenheiten hier in Porlamar. Erst um fast 18h30 sind wir zu Hause auf unserer MABUHAY.

