
Freitag, 11.Dezember 2009: Blanquilla-Tortuga: 63 sm. Mitten in der Nacht macht der Skipper Tagwache und um 5h20fahren wir schon los. Übrigens hält unser neuer Bügelanker supergut und wir haben fast Mühe, ihn wieder aus dem Meeresgrund (Sand) zu reissen. Mit tollem Segelwind können wir fast die ganze Strecke nach Tortuga schön segeln. Wir rauschen nur so dahin! Auch das Wetter macht mit und es ist herrlicher Sonnenschein. Bereits morgens um 8h schreit der Skipper: „Ein Wal!“ Und ich halte sofort scharfe Ausschau nach einer riesigen Schwanzflosse. Aber es ist kein Wal in Sicht. Es sind mehrere kleinere Tiere, ungefähr so gross wie Delfine, aber mit ganz runden Schnauzen und Rückenflossen. Vielleicht Grindwale?
Grindwale
Die Grindwale oder Pilotwale sind eine Walgattung aus der Familie der Delfine.
Im weiteren Sinn werden mehrere kurzschnäuzige Delfinarten (wie der Zwerggrindwal, der Rundkopfdelfin und der Breitschnabeldelfin) unter dieser Bezeichnung zusammengefasst. Die Bezeichnung grind stammt aus dem Färöischen.
Grindwale erreichen eine Länge von 3,6 bis 8,5 Metern und ein Gewicht von durchschnittlich
800 Kilogramm (in Ausnahmefällen bis zu knapp 3000 Kilogramm). Der Körper ist zylindrisch, der wie eine Kugel geformte Kopf kaum vom Rumpf abgesetzt, die Melone überragt die sehr kurze Schnauze der Tiere. Mit Ausnahme eines weißen Flecks unterhalb des Kinns sind sie schwarz gefärbt.
Grindwale bevorzugen das offene Meer und sind nur selten in Küstennähe zu finden. Während der Kurzflossen-Grindwal tropische und subtropische Meere bevorzugt, ist der Gewöhnliche Grindwal häufiger in gemäßigten und kühlen Regionen anzutreffen, so auch in europäischen Gewässern.
Grindwale schlafen am Tag und gehen in der Nacht auf Nahrungssuche. Ihre Tauchgänge sind 5 bis 10 Minuten lang, dabei erreichen sie Tiefen von bis zu 600 Metern. Ihre Nahrung setzt sich vorwiegend aus Kopffüßern zusammen, in geringem Ausmaß erbeuten sie auch Fische. Diese Tiere leben in Gruppen von durchschnittlich 20 Tieren. Eine Schule folgt einem Leittier, daher der Name Pilotwale. Das Sozialverhalten dieser Tiere ist hoch entwickelt.
Nach 63 sm kommen wir um 15h30 auf der Insel Tortuga an. Es hat hier sehr viel Wind 17-30Knoten. In der Ankerbucht liegt schon ein Segelschiff. Es ist die „Tanja“ von Helen und Hansjörg. Sie wollen noch heute Nacht weiter nach Los Roques segeln. Gegen 17h15 bekommen wir Besuch. Zwei junge Burschen von der Venezuelanischen Marine (einer in Shorts und Fussball-T-Shirt), kommen per Dinghy zu uns. Sie sind auf der Insel Tortuga stationiert und müssen uns kontrollieren. Einer, Gerardo, mit unten und oben einer Zahnspange, schreibt das Protokoll und kontrolliert die Papiere oben im Cockpit. Der andere, Carlos, ist mit Paul unten im Schiff und kontrolliert die Feuerlöscher, die Signalraketen, die Rettungswesten, die Funkgeräte und die Handscheinwerfer. Zum Schluss will er noch unsere Medikamentenbox sehen und findet doch prompt abgelaufene Medis! Er mahnt uns diese auszuwechseln! Sí, sí Señor! Nun will Gerardo sogar noch unsere Funklizenz sehen. Dies ist das erste Mal in 3½ Jahren, dass die einer sehen will. Komisch, die Rettungsinsel, die die Schweizer mit so viel Mühe (und Kosten) warten lassen müssen, interessiert niemanden! Aber die beiden sind sehr nett und machen ja schliesslich nur ihren Job. Wir bieten ihnen ein Glas argentinischen Weisswein an, den die beiden sehr gerne annehmen.






Samstag, 12.Dezember 2009: Tortuga: Sehr viel Wind und kurzer Regenschauer in der Nacht, dazu ziemliches Geschaukel! Den ganzen Morgen pfeift der Wind wie verrückt über diese schöne Bucht hinweg. Wir sind jetzt das einzige Schiff hier. Den Morgen verbringen wir mit lesen. Am Nachmittag wird das Dinghy gewassert und wir machen einen Inselrundgang. Sieben (!) kleine Sportflugzeuge stehen bei der Flugpiste aus Sand herum. Sie haben Gäste zum baden vom Festland hierher geflogen und ab 15h entschwindet ein Inselhüpfer nach dem anderen wieder. Neben der Polizeistation, wo wir wie alte Kumpels begrüsst werden, kaufen wir bei einem Fischer einen 2 kg schweren Fisch (red snapper).Der Fischer will dafür 60 Bolivar haben. Das sind im Moment ungefähr 12 SFr oder 12 US$. Mit Reis und Chabissalat gibt das ein gutes Abendessen auf der MABUHAY.



Sonntag, 13.Dezember 2009: Tortuga-Puerto la Cruz: 58 sm. Tagwache für Paul um 4h30. Er kocht Kaffee und macht die MABUHAY reisefertig. Wir müssen zurück nach Puerto la Cruz. Martin hilft beim Anker hochheben und ich darf noch ein wenig im warmen Bett liegen bleiben. Martin und Paul bringen es fertig, bei einem Manöver den Schrubber über Bord gehen zu lassen. Au weia, wie will nun Skipper Paul seinem Hobby frönen? Aber er hat ja zum Glück noch einen Reserveschrubber.
Ab 7h ist herrliches Segeln angesagt, bei schönstem Sonnenwetter. Bis zu unserem Ziel können wir nun den ganzen Weg herrlich segeln, toll! Um 15h40 treffen wir in der Marina Bahia Redonda in Puerto la Cruz ein, wo uns die beiden Marineros Fredy und Edgar schon erwarten und uns beim anlegen helfen. Um 17h30 liegt Fernand, der neue Wirt des Marina-Restaurants, die „Number One“ aus Chamonix, stockbesoffen und ganz alleine auf einem seiner Restaurant-Tische. Wir wollten ihn fragen, ob er für Martin einen Hummer kochen würde, aber er ist nicht ansprechbar!



Montag, 14.Dezember 2009: Puerto la Cruz: Herrlich schönes Wetter. Seit wir von unserem Segeltörn zurück sind, empfinden wir die Temperaturen hier nicht mehr als so heiss und nachts kann man sogar wieder ein Leintuch auf der Haut ertragen. Haben wir uns inzwischen wieder daran gewöhnt? Unser zweiter Bügelanker liegt noch genauso da, wie wir ihn vor 14 Tagen abgelegt haben. Nach dem Frühstück macht sich Paul sofort ans Schiff schrubben. Ich eile zum Reisebüro um wegen eines Flugtickets zu reklamieren, das nicht vollständig ist. Dort ranzt mich Frau Anna Mercedes an, wir hätten es nicht richtig ausgedruckt! Als ich sie darauf aufmerksam mache, dass sie das Ticket ausgedruckt habe, wird sie sauer. Sie wird mir, wenn der Stromausfall, der im Moment herrscht, vorbei ist, das Ticket nochmals ausdrucken. Ja, danke, aber dieses Reisebüro hat soeben eine Kundin verloren!!! Von hier gehe ich ins andere Reisebüro, zu José, um Martin's Rückflug für Mittwoch bestätigen zu lassen. Weiter geht es zur „Lavanderia“, wo ich eine IKEA-Tasche voll Wäsche abgebe. Danach treffe ich Heidi und Bruno von der „Infinity“ und sie fragen mich, ob ich sie zur Metztgerei begleiten wolle, wo es gutes Fleisch zu kaufen gebe. Per Taxi fahren wir zur Metzgerei und danach noch kurz zum Unicasa-Supermarkt. Gegen Abend sind wir bei Heidi und Bruno zu einem Bierchen eingeladen. Sie wollen am Mittwoch lossegeln und möchten von uns noch Tipps für die Ankerbuchten haben. Später kommt dann noch Matthias zu uns. Martin will mit ihm morgen in die Stadt.

Dienstag, 15.Dezember 2009: Puerto la Cruz: Martin will unbedingt noch das Feeling haben, auf den 18m hohen Mast hinaufgezogen zu werden, und um einen Rundblick über die Gegend zu werfen. Paul kurbelt ihn schwitzend hinauf. Um 9h30 fährt Matthias mit seinem Auto Martin in die Stadt Puerto la Cruz, um dort zu shoppen. Aber das scheint ein kurzes Vergnügen zu sein, steht Martin doch nach 1½ Stunden schon wieder auf der MABUHAY. Ich bin unterdessen in den Reisebüros (bei José klappt alles bestens!) und bringe wieder ein Fuder Wäsche in die Lavanderia. Wir erwarten dringend den versprochenen Anruf von Electrolux wegen unserer Waschmaschine. Bis um 12h kommt kein Anruf und so rufe ich halt dort an. Jetzt bekomme ich die niederschmetternde Auskunft, dass das bestellte Ersatzteil, die Electronic-Karte, nicht eingetroffen sei, die Maschine sei keine Electrolux, sondern eine fremde Marke. Dabei steht klar und deutlich darauf: ELECTROLUX. Vor ca. drei Wochen (oder mehr?) wurde uns gesagt, dass das Ersatzteil von Caracas hierher unterwegs sei! Die Frau am Apparat verspricht mir, am Nachmittag, heute noch, einen „tecnico“ vorbeizuschicken, der die „revisión“ macht. Was immer das auch heissen mag! Paul grübelt den ganzen Tag herum und flickt dies und das.
Martin macht sich am Nachmittag per Taxi auf den Weg zur Unicasa-Shopping-Mall.
Gegen Abend kommen die „Infinity's“ zu uns zum Apéro und zur Verabschiedung. Sie werden morgen Richtung Grenada, zum karibischen Inselbogen, aufbrechen. Hallo Heidi, hallo Bruno, wir wünschen Euch weiterhin gute Fahrt und alles Gute für die Zukunft!!!
P.S. Natürlich ist kein „tecnico“ für die Pseudo-Electrolux-Waschmaschine gekommen.



Mittwoch, 16.Dezember 2009: Puerto la Cruz: Ich bringe wieder Wäsche für drei Waschmaschinen in die Lavanderia. Gegen 9h15 wird Martin von Matthias abgeholt und zum Flugplatz Barcelona gefahren. Sein Flug ist für 11h20 vorgesehen, über Caracas, Frankfurt nach Basel. Mit Martin sind wir in den 2½ Wochen seines Venezuela-Aufenthaltes, 293 sm oder 542 km gesegelt oder motort (1 sm = 1.852 km).
Fotos: mehrheitlich von Martin

