
Mittwoch, 16.Dezember 2009: Puerto la Cruz: Wir geben Matthias unsere vier leeren 3 kg Gasflaschen zum Auffüllen mit. Danach fahren wir per Taxi in den EPA-Baumarkt. Ja, der heisst hier wirklich so! Paul braucht diverses Material. Schalter, Werkzeuge, ein Plastik-Bidon 3,785 Liter (=1 US-Gallone) für Säure, einen Ersatzschrubber und einen Ersatzmop, usw. Die speziellen Schalter die er sucht, gibt es in der EPA nicht. Aber sonst allerlei Interessantes. Mir sticht ein kleines Gerätchen ins Auge, ein „detector“ um Falschgeld zu prüfen. Das wär doch was für uns , oder? Wegen den Schaltern nehmen wir jetzt einen klapprigen Bus und fahren ins Stadtzentrum zum XANADU-Schiffszubehörladen. Wir sind mit den Stielen vom Ersatzschrubber und Ersatzmop ausgerüstet. Ich zeige dem Buschauffeur die Adresse des Ladens und er meint, er wisse wo das sei. Er sagt uns, wir müssten in einen anderen Bus umsteigen und dann kämen wir an den gewünschten Ort. Dieser 2. Buschauffeur fährt mit uns am ganz anderen Ende der Stadt hinaus bis zur Endstation. Hier fragt er seine Chauffeur-Kollegen und die erklären ihm wo wir hin wollen. Wir dürfen im Bus sitzen bleiben und fahren wieder zurück in die Stadt zur richtigen Strasse. Das XANADU öffnet aber erst um 14h wieder, so steht es jedenfalls angeschrieben, und so essen wir in der Zwischenzeit etwas an der Strandpromenade zu Mittag. So gegen 14h30 hat dann der XANADU-Laden endlich geöffnet und Paul kommt zu seinen Schaltern. Wir sind unterdessen 3 mal mit unseren Besenstielen vom Restaurant zum Laden und zurück gelaufen. 2 mal weil immer noch geschlossen war und 1 mal, weil Paul seine Mütze im Restaurant vergessen hatte, die ihm aber sofort ausgehändigt wurde.
Mit einem Taxi geht es zurück zur Marina. Der Taxichauffeur wettert über die Regierung. Die Strassen Venezuela's gleichen dem Mond, sie seien voller Krater, meint er! Auf der MABUHAY montiert Paul sofort einen der Schalter. Ich gehe noch schnell im Marina-Büro vorbei, um zu fragen, ob ein Brief aus Lengnau für uns da sei. Die Bürofrau kramt ein wenig in einer alten Schachtel herum, blättert lustlos eine Beige mit Papieren durch und lässt das Auge über diverse Papierstapel gleiten. Nein, es ist kein Brief für uns da!

Donnerstag, 17.Dezember 2009: Puerto la Cruz: Paul werkelt den ganzen Tag im Schiff herum und montiert den zweiten Schalter. Danach saugt er Staub. Ich schreibe wieder nur mal. Unter anderem schreibe ich in unserer Verzweiflung wegen der streikenden Waschmaschine ein Mail an den Kundenservice von Electrolux, Schweiz. Ich schreibe ganz genau was für Lämpchen und wieviele an der Maschine aufleuchten und was sie nicht tut, nämlich starten.
Am Abend haben wir schon eine Reaktion von Electrolux Schweiz. Sie werden sich unseres Problems annehmen und uns so bald wie möglich Bescheid geben. Juhu, Hoffnung kommt auf!!!

Freitag, 18.Dezember 2009: Puerto la Cruz: Mit dem Sammeltaxi fahren wir für 2 Bolivar (etwa 40 Rappen) pro Person zum Markt. Im Auto hören wir eine kleine Ansprache vom Venezuelanischen Präsidenten Hugo Chavez, vom Klimagipfel in Kopenhagen, wo er im Moment weilt. Er verkündet: „Wir (die Venezuelaner? Oder die Kommunisten? Oder wer?) werden es schaffen, die Menschheit zu retten“. Der Taxichauffeur lacht laut heraus!!! Beim öffentlichen Markt steigen wir aus. Puhhh..., hat das hier viele verschiedene Gerüche!!! Ich würde in der Fleischabteilung gerne Huhn kaufen, aber mein Skipper weigert sich standhaft! Beim Ausgang zeigen uns zwei Einheimische voller Stolz ihre 4 Tage alten, winzigen sechs Hündchen.
Abends bringt uns Matthias unsere vier gefüllten 3 kg Gasflaschen zurück. Sie sind lächerlich billig. Wir bezahlen 30 Bolivar (ca. 6 SFr.) aber nicht pro Flasche, sondern für alle vier! In Sardinien (in Olbia) haben wir einmal 22 € bezahlt, für eine Flasche!














Samstag, 19.Dezember 2009: Puerto la Cruz-Mochima: 25 sm. Um 6h stehen wir auf. Es ist wieder „kühl“ heute morgen, 24,5° im Schiff. Das Marinabüro sollte um 9h geöffnet sein. Ich warte wie ein armer Sünder auf dem Bänkli vor dem Büro, bis um 9h30 endlich jemand kommt und ich unseren Hafenaufenthalt bezahlen kann. Paul sitzt wie auf Nadeln. Alles ist längst bereit und er will losfahren. Um 9h45 lösen wir die Leinen und verlassen die Marina Bahia Redonda. Wir wollen wieder rüber zur Isla Margarita um dort auf unseren nächsten Besuch zu warten, der am 5.Januar eintreffen wird. Wir müssen die ganzen 25 sm nach Mochima motoren. Heute sind wir aber froh, dass es keinen Wind hat. Weil wir Richtung Osten fahren, wäre der Wind sowieso voll gegen uns. Auf dem ganzen Weg lässt sich heute kein einziger Delfin blicken. Es ist sehr sonnig und wegen dem fehlenden Wind auch sehr heiss. Um 15h kommen wir in Mochima an und springen nach dem Ankern sofort hinten raus in den grossen, hier sehr ruhigen, Pool.

Sonntag, 20.Dezember 2009: Mochima-Cubagua: 32 sm. Um 5h ist Tagwache. Die Nacht hier war sehr ruhig, wie im Bett auf dem Festland. Unser Anker hält wie verrückt und wir haben Mühe, ihn aus dem Schlick zu heben. Er hat sich richtig festgesaugt. Auch heute veranstalten die Hähne vom Dorf Mochima wieder ein morgendliches Krähkonzert. Um 5h40 tuckern wir unter Motor los. Unterwegs versuchen wir mehrere Male zu segeln. Entweder hat es zu wenig Wind, oder es hat genug Wind, bis 25 Knoten, aber voll auf die Nase. Dazu hat es eine Gegenströmung von 1,1 Knoten. Oder fahren wir wieder mal in die falsche Richtung? Um 9h haben wir das Roll-Grosssegel fast ganz ausgerollt und es klemmt und kann nicht mehr ein-oder ausgerollt werden. Fängt nun das Theater wieder an? Paul muss sich enorm anstrengen, um es endlich lösen zu können. Und dabei flucht er kein einziges Mal! Eigenartig, wo ich doch schon die ganze Zeit darauf warte! Ist es vielleicht, weil heute der 4. Advent ist? Nachdem ich mein sehr spannendes Buch „Das Tagebuch meiner Mutter“ fertig gelesen habe, nutze ich die Zeit um 4 Paar defekte Shorts zu flicken. Dabei stelle ich zu meinem grossen Ärger fest, dass die meisten meiner Nähnadeln voller Rost sind! Na grossartig! Um 13h40 erreichen wir die Bucht auf Cubagua, beim schönen rotweissen Leuchturm. Der Wind pfeift mit 20-22 Knoten über den Ankerplatz. Auch heute haben wir kein einziges Delfinschwänzchen gesehen.

Montag, 21.Dezember 2009: Cubagua-Porlamar: 25 sm. Gestern musste ich seit langem, langem erstmals wieder eine Trainingshose und lange Ärmel zum Abendessen im Cockpit anziehen! Der Wind pfeift aber hier auch ganz zünftig! Der viele Wind ist kühl, jetzt ist wirklich Winter!
Wir verbringen eine sehr unruhige und windige Nacht. Um 5h30 stehen wir auf und um 6h05 geht unsere Fahrt weiter. Es hat 20 Knoten Wind, voll auf die Nase und dazu noch eine Gegenströmung von 1,5-2 Knoten. Nach genau 6 Stunden motoren kommen wir um 12h05 in Porlamar, auf der Isla Margarita, an. Weil wir kein Brot mehr haben, gibt es heute zum kalten Mittagessen Schweizer Militär Biscuits von „Kambly“, aus dem Notvorrat. Hm, ist gar nicht so schlecht, nur ein wenig „staubig“, aber mit einem Schluck Wasser geht es! Trotzdem wird heute Nachmittag auf jeden Fall noch Brot gebacken. Am Nachmittag ist der Franzose Benoit, ein Kameramann und Filmemacher aus Paris, bei uns an Bord für ein Bierchen. Er will morgen weiter nach Grenada.
Wow, wir haben heute von der Firma Electrolux Schweiz, ein Mail erhalten. Unsere Waschmaschine ist gar nicht defekt! Sie hat „nur“ Probleme mit der Einspeisung, schreibt man uns. Paul tüftelt und pröbelt wieder mal herum und findet heraus, dass es nur am Wasserdruck fehlt. Er erhöht den Druck und zack!, die Maschine läuft. Das ist für mich der Aufsteller des Jahres 2009!!! Allerdings ist es für mich absolutes „Chinesisch“, wie man den Wasserdruck erhöhen kann??? Egal, Hauptsache sie läuft wieder!!! Wir möchten an dieser Stelle dem Electrolux-Team in Zürich ganz, ganz herzlich für die prompte Hilfe danken! Das war echt toll! Gott sei Dank hat der „tecnico“ Jesús, der vor 3 oder 4 Wochen hier war, nichts auseinander geschraubt!!!

Dienstag, 22.Dezember 2009: Porlamar: Wir wollen um 9h30 auf den Sigo-Bus. Um 9h15 sind wir bei Juan und er sagt uns, dass der Sigo-Bus seit 10 Jahren am Montag, Mittwoch, Freitag fahre und heute sei Dienstag! Wir fahren per Dinghy zur MABUHAY zurück und holen Paul's Kappe, damit er sich nicht die Glatze verbrennt. Danach laufen wir in ungefähr 45 Minuten zum CM- Supermarkt. Unterwegs am Strand trinken wir irgendwo jeder einen grossen Becher puren, vor unseren Augen frisch gepressten Orangensaft. Mmm...herrlich! Zurück nehmen wir ein Taxi. Nach dem Mittagessen tüftelt Paul an einer Dreipunkt-Aufhänge-Vorrichtung für das Dinghy herum. Jetzt kann er das Dinghy samt Motor ganz alleine seitlich am Schiff hochkurbeln. Super! Ich sollte dringendst einen ganzen Haufen Weihnachts-Mails erledigen, bekomme aber keine Verbindung mit dem Internet. Um 17h kommen Amiga-Wolfgang und seine Freundin Adriana auf ein Glas Wein zu uns. Die 38-jährige Brasilianerin Adriana behauptet steif und fest, in Brasilien bedeute das Zeichen ½ (eineinhalb)!!! Ich kann sagen was ich will, sie bleibt bei ihrer Behauptung, das sei in Brasilien so! Schade, ich habe vergessen zu fragen, wie sie denn ein Halbes in Brasilien schreiben...


Mittwoch, 23.Dezember 2009: Porlamar: Wir verbringen eine sehr unruhige und schaukelige Nacht. Um 9h sind wir bei Juan und warten auf den Sigo-Bus. Heute ist ja schliesslich Mittwoch! Der Bus sollte um 9h30 kommen und um 10h15 kommt er dann endlich. Der Fahrer hat vergessen, dass er uns abholen sollte! Es sind acht Männer im Bus und ich als einzige Frau. Oh, in dem Sigo-Supermarkt herrscht vielleicht ein Getümmel! Kein einziges Wägelchen ist mehr frei. Es hat hier seit Wochen keinen Kaffee mehr und heute auch keine Hefe. An den Kassen hat es unendliche Warteschlangen. Trotzdem schaffen es Paul und ich, noch ein Sandwich zu essen und schon um 12h30 wieder vor dem Laden zu sein, wo uns um 13h der Bus wieder abholt. Diesmal kommt er auch wirklich pünktlich und um 14h15 haben wir alles auf der MABUHAY versorgt. Um 17h sind wir auf der „Amiga“ bei Wolfgang und Adriana zum Drink eingeladen. Der Deutsche Hans vom Katamaran „close to perfection“ ist auch da.

Donnerstag, 24.Dezember 2009: Porlamar: Irgendwie will keine so richtige Weihnachtsstimmung aufkommen. Ich habe dieses Jahr noch nicht ein einziges Weihnachtslied gehört, weder in den Supermärkten, noch sonstirgendwo. Wir sind den ganzen Tag an Bord. Am Morgen schicke ich viele, viele Weihnachtsgrüsse per Mail in der Welt herum und Paul sucht die Modellnummer und genaue Bezeichnung vom Bugstrahlruder heraus. Wir haben irgend ein Problem mit unserem Bugstrahlruder. Den ganzen Nachmittag werden spannende Bücher gelesen und gebadet. Mit einem guten Abendessen schliessen wir diesen Tag ab. Beim Essen müssen wir höllisch aufpassen, dass uns die Speisen nicht von den Tellern flutschen, wegen der ziemlichen Schaukelei auf den Wellen, Scheinbar kennen die Venezuelaner den „Heiligen Abend“ nicht. Für sie ist Weihnachten „nur“ der 25.Dezember. Aber heute werden rundherum überall Raketen in die Luft geknallt. Nicht ein schönes Feuerwerk, sondern einfach nur Knallen!

Freitag, 25.Dezember 2009: Porlamar: Es ist wieder ein herrlich sonniger Tag. Gegen Mittag kommt Amiga-Wolfgang zu uns. Er hat in seiner Beziehung mit Adriana ziemliche Turbulenzen und so laden wir ihn (alleine!) spontan zum Abendessen zu uns ein. Er kommt so gegen 18h15 und zusammen verbringen wir einen richtig gemütlichen Abend. Es gibt fast keine Knallerei mehr.

Samstag, 26.Dezember 2009: Porlamar: Auch heute ist es wieder sonnig und heiss. Wir machen gar nicht viel und lesen, faulenzen und baden fast den ganzen Tag. Ich miste ausserdem den Mailbriefkasten mal ein wenig aus und muss für den Skipper im Internet Ersatzteil-Adressen in der Schweiz suchen.
In unserem Notvorrat hat es noch drei Pakete Kartoffelpüree aus Brasilien. Eines von diesen Paketen will ich heute für's Abendessen aufbrauchen. Aber es gibt daraus einen dermassen scheusslichen Kleister, dass wir den ganzen Brei (nein, ohne Pfanne) über Bord zu den Fischen schmeissen! Die beiden anderen Pakete werde ich Adriana geben, vielleicht kommt sie als Brasilianerin damit klar!

Sonntag, 27.Dezember 2009: Porlamar: Um 9h fahren wir mit dem öffentlichen Bus zur Plaza Bolivar. Dort steigen wir in einen anderen Bus um und nach ca. 30 Minuten Wartezeit fährt dieser endlich los. Wir wollen einen kleinen Ausflug machen in die Hauptstadt der Isla Margarita, nach La Asunción. Dummerweise verpassen wir dort den Ausstieg und so fahren wir halt weiter nach Santa Ana. Dort laufen wir ein wenig herum, trinken einen Fruchtsaft und nehmen den nächsten Bus bis nach Juangriego (ca. 25 km nordwestlich von Porlamar). Diesen Ort kennen wir ja schon, aber nur immer per Schiff. Bei der grössten Hitze (das machen wir immer so!!!) laufen wir zum „Fortín de la Galera“. Dies ist ein kleines Fort über der Bucht von Juangriego, wo die Truppen Bolívars zuletzt, am 8. August 1817, gegen die Spanier für ihre Freiheit kämpften. Von hier oben haben wir einen umwerfenden Blick auf die ganze Bucht, mit den vielen Fischerschiffen. Zurück im Dorf geniessen wir in einem Restaurant am Strand ein typisches Essen. Das Nationalgericht “Pabellón criollo“ aus schwarzen Bohnen, Reis, geschnetzeltem Rindfleisch und gebratenen Bananen. Satt und zufrieden machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Busterminal.
Hier bekomme ich ein Käffchen im Plastikbecher und dann nehmen wir einen direkten Bus zurück nach Porlamar. Diesmal sitzen wir beide zuvorderst neben dem Chauffeur und haben dadurch einen guten Überblick. Und auf dem ganzen Weg ertönt schöne südamerikanische Musik ab CD. In Porlamar steigen wir bei der Plaza Bolivar aus und laufen den ganzen Weg wieder zurück zur Marina Juan. Unterwegs bekommt Paul endlich seine langersehnte Glacé! Genau zur richtigen Zeit, um 16h, sind wir auf der MABUHAY zurück, um ein erholsames Bad zu nehmen. Ich bin total geschafft, sind wir doch heute einige Kilometer gelatscht!
















Montag, 28.Dezember 2009: Porlamar: Wir machen uns mit vier Dieselkanistern auf den Weg zur Tankstelle. Als wir einen Taxifahrer anhauen, ob er uns fährt, werden wir von einem Engländer gefragt, ob er und sein Sohn mitfahren dürfen, er müsse in die Stadt zum Geld wechseln. O.K, wir sind einverstanden und ich übersetze dem Taxifahrer unsere Wünsche. Zuerst geht es zum Geldwechseln, in einen Kleiderladen. Ich gehe mit Oliver rein. Paul wartet mit dem 23-jährigen Sohn James im Taxi. Hier im Laden hat es so viele Kunden, wie wir noch nie hier gesehen haben. Und das dauert und dauert...! Endlich können wir mit dem Ladenbesitzer ins hintere Karbäuschen um dort heimlich das Geld zu tauschen. Ist ja schliesslich verboten, aber jeder macht es!!! Oliver braucht 5000 Bolivar um 5000 Liter Diesel zu tanken. Er will US-Dollars, Britische Pfund, Euros und Schweizer Franken umtauschen. Der Ladenbesitzer will aber nur US-Dollars und Euros umtauschen. Oliver fragt mich, ob ich ihn nicht dazu bringen könnte, alle Währungen zu tauschen. Ich versuche es und bin selber überrascht, dass es klappt. Der Señor wechselt tatsächlich doch noch alle Währungen um und Oliver ist ganz happy.
Jetzt fahren wir mit dem Taxi weiter zur Tankstelle. Wir füllen 91,8 Liter Diesel in die Kanister und bezahlen dafür 4.40 Bolivar, (etwa 90 Rappen) d.h. ich gebe dem Tankwart 5 Bolivar und schenke ihm somit 12,5 Liter Diesel! Oliver braucht für sein 90 Fuss (27,45 m) Schiff „BooToo“ ein bisschen mehr Diesel, aber das kauft er erst auf den Los Roques (eine Inselgruppe, noch in Venezuela). Jöööhhh, wir haben 42 „Füsschen“ (12.80 m) !!! Sein Dinghy hat einen 40 PS Aussenbordmotor, jöööhhh, wir haben ganze 2 PS-chen!!! Der 63-jährige Oliver ist Besitzer einer Investment-Bank in London und wohnt in London und in Wales. Oliver beneidet Paul um seine Frau die mitsegelt! Seine Frau kommt maximum für 2 Wochen an Bord des tollen Schiffes!!!Nächste Woche muss er wieder ins kalte London zurück und seine Crew segelt das Schiff nach Trinidad, in die Werft. Die ständige Crew besteht aus einem Skipper, einem Maschinisten und einer Köchin. Ah, eine Köchin an Bord, darum beneide ich Oliver heiss!!!

Dienstag, 29.Dezember 2009: Porlamar: Wir müssen mit dem Dinghy schnell rüber zum Schiff vom Engländer Robert. Unsere Internetantenne hat gestern den letzten Schnaufer getan. Paul hat alles versucht, sie wieder zum Leben zu erwecken, vergeblich. Jetzt müssen wir die neue Antenne benützen und Robert muss die MAC-Adresse bei sich ändern, damit wir wieder Verbindung mit der Welt haben. Hier ist die Internetverbindung, die Robert von seinem Schiff aus anbietet, ziemlich teuer. 60 Bolivar pro Woche, das sind etwa 12 Franken. Aber es ist halt enorm bequem!!! Leider macht unser Internet keinen Wank und Robert kommt zu uns aufs Schiff. Wir versuchen es mit der alten und der neuen Antenne. Mit beiden kriegen wir keine Verbindung. Robert versucht alle Tricks, aber nichts hilft. Über eine Stunde probiert er eine von den Antennen zum Leben zu erwecken, vergeblich. Nun packt er alle unsere Antennen und Kabel ein und versucht es bei sich auf dem Schiff. Er findet heraus, das die alte Antenne noch gut funktioniert, aber ein defektes Kabel hat. Die neue Antenne hingegen will überhaupt nicht! Mit unserem Einverständnis macht er aus den beiden eine Funktionierende. Ha, super! Für seine Arbeit will Robert 20 US$ und wir finden das ganz fair.

Mittwoch, 30.Dezember 2009: Porlamar: Wir fahren mit dem Dinghy zu Juan's Steg. Heute hat es enorm grosse Wellen und wir haben echtes Glück, dass wir nicht kentern. Wir werden „nur“ ziemlich nass. Gestern hat es das Dinghy von einem Deutschen Ehepaar, Lisa und Heiner von der „Salzberg 7“ überschlagen und es lag mit dem Kiel oben im Wasser. Das Handy und eine teure Brille gingen dabei verloren, der Laptop lag im Salzwasser und 2 Maschinen Wäsche, die zur Wäscherei gebracht werden sollte, wurden nie mehr gefunden. Der Sigo-Bus kommt mit 25 Minuten Verspätung. Im Sigo herrscht noch mehr Getümmel als vor einer Woche, es ist schlimm! Ich stelle heute zu meiner grossen Überraschung fest, dass es im Sigo neben Bergen von Toblerone sogar Swiss-Fondue von Fromalp gibt. Aber es hat keinen Kaffee und keine Hefe! An den Kassen stauen sich riesige Kolonnen. Hier sieht man auch viele Frauen mit zum Teil winzigen Kindern in den Armen. Wenn die lieben Kleinen Anzeichen von Hunger von sich geben, wird nicht lange gefackelt! Das T-Shirt wird einfach hoch oder runter geklappt und das Baby kurzerhand an die Brust gelegt. Um 13h30 sind wir und alle unsere Einkäufe wohlbehalten, ohne Kenterung, zurück auf der MABUHAY. Kaum sind wir an Bord und haben alles verstaut, gibt es nach langem, wieder einmal eine kurze Regenschütte. Später kommt Amiga-Wolfgang zu uns, um ein wenig zu quatschen.

Donnerstag, 31.Dezember 2009: Porlamar: Bis um 03h30 war von den Strandbars Live-Musik zu hören. Es ist sehr bewölkt und am morgen regnet es immer wieder kurz. 27° warm. Wir backen Brot. Der Nachmittag ist wieder strahlend schön und wir haben einen Coiffeurtermin am Heck der MABUHAY.
Heute gibt es zum Dessert Baumtomaten.
Tamarillo oder Baumtomate
Die Tamarillo oder Baumtomate ist eine Art aus der Gattung der Nachtschatten. Bekannt ist die Tamarillo vor allem durch die kleine, eiförmige rote oder gelbe Frucht, wegen der sie kultiviert wird.
Tamarillo sind kleine, zwei bis sieben Meter hohe, immergrüne Bäume. Die Wurzeln dringen nicht sehr weit ins Erdreich ein (Flachwurzler).Tamarillobäume erreichen ein Alter von drei bis vier Jahren, die erste Blüte entsteht in einem Alter von acht bis zehn Monaten.
Die gelben bis orangefarbenen, roten oder violetten Früchte sind zweikammerige Beeren mit einer Größe von 4 bis 10 × 3 bis 5 cm, die eiförmig sind.
Tamarillo wachsen am besten in Gebieten mit Temperaturen zwischen 18 und 22 °C, die eine jährliche Niederschlagsmenge von 600 bis 800 mm aufweisen. Dies entspricht in etwa den klimatischen Bedingungen, wie sie in den Anden in einer Höhe zwischen 1800 und 2000 m vorkommen. Bei kurzen Frösten sterben jüngere Zweige und Blätter der Pflanze ab, hält der Frost jedoch nicht über längere Zeit an, überleben die stärkeren Äste und der Hauptstamm der Pflanze. Zu hohe Temperaturen und längere Trockenperioden beeinträchtigen den Blüten- und Fruchtansatz.
Obwohl die Ursprünge der Art im Süden Boliviens und Nordwesten Argentiniens liegen, liegt das Hauptverbreitungsgebiet heute im Nordwesten Südamerikas. Kommerzielles Hauptanbaugebiet ist jedoch Neuseeland.
Die Früchte werden vor allem in Lateinamerika im rohen und gekochten Zustand gegessen. Das innere Fruchtfleisch, das die ebenfalls essbaren Samen umhüllt, ist weich, saftig und süssherb.
Neben der Verwendung als Obst, bei der die Tamarillo halbiert und gezuckert mit einem Löffel gegessen werden kann, sind weitere Verwendungsmöglichkeiten verbreitet: Als Füllung oder Beilage zu Fleisch, in Brotaufstrichen und verschiedenen Süßspeisen oder als Marmelade.
Die Blätter der Pflanze werden in der ecuadorianischen Volksmedizin als Mittel gegen Halsschmerzen verwendet.
Am Abend geht ein enormer Vollmond über unserer Ankerbucht auf und zaubert einen schönen Silberstreifen aufs Wasser. Den ganzen Abend über wird überall in der Stadt fleissig herumgeknallt. Es tönt wie Popcorn, das in der Pfanne aufplatzt! Dann, zum Anfang des neuen Jahres kommt die Knallerei zum Höhepunkt und man sieht einige schöne Feuerwerksraketen in den Himmel steigen.
Aber nichts Spektakuläres. Überhaupt ist es viel ruhiger als wir erwartet hatten.






Freitag, 1.Januar 2010: Porlamar: Herrliches Sommerwetter! Wir waschen eine Maschine Wäsche (juhuuu, sie läuft wieder!!!) und Paul ändert etwas am Wassermacher, damit dieser wieder besser Süsswasser produziert. Gegen Mittag kommt Amiga-Wolfgang um uns ein Frohes Neues Jahr zu wünschen.
Am Abend steigt wieder ein riesiger goldgelber Mond über der Ankerbucht auf. Wunderschön!
Samstag, 2.Januar 2010: Porlamar: Per Taxi fahren wir in die Stadt um Geld zu wechseln. Der Fahrer heisst Jesús und ist sehr nett. Er wartet, wo wir das Geld tauschen und fährt dann mit uns zum Supermarkt CM. Ich mache mit ihm einen Termin aus für nächsten Dienstag, um mit ihm zum Flugplatz zu fahren, um unseren Besuch abzuholen. Ich bin sehr gespannt, ob das klappen wird! Nach dem Einkauf fahren wir mit einem anderen Taxi zurück zur Marina Juan.
Am Nachmittag nimmt Paul unseren Backofen auseinander. Man kann ihn nicht mehr anzünden, nur noch die beiden Flammen oben auf dem Herd. Jetzt wo der ganze Herd auf dem Salontisch steht, kann ich mal richtig gut rundherum putzen. Der Chefmechaniker findet heraus, dass ein Ventil defekt ist. Wir schnappen uns kurzerhand das Dinghy und später ein Taxi um so ein Ersatz-Teil zu finden. Aber vergeblich. Die Schiffszubehörläden, die Ferreterias und die Geschäfte die Kochherde verkaufen, sind alle geschlossen. Es ist Samstagnachmittag, 15h. Das ist Pech und wir werden es am Montag nochmals versuchen müssen. Ausgerechnet jetzt, wo bald Besuch kommt, funktioniert der Backofen nicht!
Sonntag, 3.Januar 2010: Sonntag hin oder her, heute machen wir Grossputz. Paul aussen, ich innen. Und es ist wirklich wieder mal nötig!
Montag, 4.Januar 2010: Porlamar: Am Morgen baut Paul das Gas-Ventil aus dem Herd aus, damit wir es als Muster mitnehmen können. Nun nehmen wir den Sigo-Bus und fahren zum Einkauf. Heute gibt es im Sigo keine Eier, keinen Kaffee, keine Hefe und kein Rindsfilet. Nach dem Einkaufen versuchen wir rund um den Sigo unser Ersatzteil zu finden, aber wir haben keine Chance. Um 14h haben wir alles auf dem Schiff deponiert und sind schon wieder unterwegs in die Stadt. In der Nähe der Marina Juan hat es einen Schiffszubehörladen. Wir wollen dort für das Ventil nachfragen. Der Laden hat geschlossen. Um wieder auf die Strasse zu gelangen, müssen wir durch eine Art Hof laufen. Ich sage noch zu Paul: “Schau, da hat es einen bösen Hund!“ Und schon beisst mir das Vieh vier Löcher in den Unterschenkel und reisst mich von den Beinen. Ich falle in den Dreck und Paul versucht verzweifelt, dem Kampfhund Sand und Dreck in die Augen und die Schnauze zu kicken, damit ich mich aus der Gefahrenzone aufrappeln kann. Ich falle genau auf den gleichen Ellbogen, den ich vor 3½ Jahren in Südfrankreich gebrochen habe. Und jetzt spüre ich einen stechenden Schmerz darin. Paul schafft es, den wild gewordenen Hund von mir abzubringen und ich kann wieder aufstehen. Zum Glück ist das Biest angekettet, sonst wäre ich jetzt nämlich Hackfleisch!!! Auf dem Boden liegt eine goldglitzernde Christbaumkugel, ich schmettere sie dem Hund entgegen, verfehle ihn jedoch um Meilen. Humpelnd und jammernd latsche ich aus dem Hof. Mein Skipper verarztet mich notfallmässig mit einem Pflaster aus dem Rucksack. Aber die Wunden sind voller Sand. Nun laufen wir (ich unter ziemlichen Schmerzen) zum nächsten Zubehörladen. Auch dieser ist geschlossen. Jetzt nehmen wir ein Taxi und fahren zur Ferreteria, die man uns empfohlen hat. Und von hier geht es zu Fuss von einer Ferreteria zur anderen. Dazwischen gehen wir noch in eine Apotheke und verlangen etwas um meine Wunden zu desinfizieren. Die zwei Frauen sagen, ich müsste sofort in eine Klinik um Starrkrampf impfen zu lassen. Aber diese Impfung habe ich und die ist noch 6 Jahre gültig. Nun wollen die beiden Frauen mir eine Schachtel Antibiotika verkaufen, aber die wollen wir nicht. Wir möchten nur etwas zum Desinfizieren, aber das haben sie nicht! Etwa bei der Achten oder Neunten Ferreteria geben wir auf und fahren per Taxi zum Schiff zurück. Im Auto hat mein Skipper einen Geistesblitz und er weiss jetzt, wie er das Ventil notdürftig flicken kann! Mann, hätte er den nicht schon heute Morgen haben können? Dann hätte ich nämlich jetzt nicht ein zerbissenes, geschwollenes linkes Bein und einen lädierten rechten Arm, wo ich nicht weiss, was noch daraus wird. Ich reisse meinen ganzen Mut zusammen und bade mutig meine Wunden im Meer!!!
