

Mittwoch, 6.Januar 2010: Porlamar: Es ist wieder tolles Sonnenwetter, 30°. Ich habe prima geschlafen, die Medikamente haben merklich geholfen. Aber mein linker Fuss ist ziemlich angeschwollen. Kurz nach 10h geht es per Taxi zum Geld tauschen. Zufällig ist es heute wieder „unser“ Jesús der uns fährt. In der Stadt essen wir ein frühes Mittagessen vom Grill und spazieren dann Richtung Plaza Bolivar. Unterwegs gibt es einen guten Kaffee. Von den bunten Torten in der Vitrine lassen wir uns nicht verführen, wir bestaunen sie nur! Später finden wir bei einem Strassenhändler zufällig Madrid-Kaffee. Wir kaufen gleich 10 Pakete à 200gr. Durch die Avenida Guevara schlendern wir an der Strandpromenade entlang wieder Richtung Marina. In einem vergitterten Laden möchten wir Eier kaufen. Es hat keine. Aber der deutschsprechende, venezuelanische Besitzer des Ladens erklärt uns, wo wir Eier einkaufen könnten. Plötzlich hat er den Einfall, diese Slumgegend sei viel zu gefährlich für uns (es ist 15h!)! Mit seinem kleinen Autochen fährt er uns zum Geschäft, wo wir Eier und Brot kaufen und etwas trinken. Zu Fuss geht es weiter bis zur Marina Juan. Unterwegs sagt uns einer auf Englisch, wir sollten aufpassen, dort vorne bei den Gebüschen werde man überfallen. Vorgestern sei dort einer erschossen worden!!!
Unseren Gästen wird es je länger je mulmiger zu Mute...





Donnerstag, 7.Januar 2010: Porlamar-Juangriego: 25 sm. Um 6h45 fahren wir los. Es ist schönes Wetter. Ich bin ganz schön froh, übernehmen Vreni und Chrigu meinen Job beim Segel ein- und ausrollen. Ich hätte im Moment ziemliche Mühe und Schmerzen mit meinem lädierten rechten Arm und dem linken Bein. Die beiden Kanadier halten sich übrigens bis jetzt sehr gut in Sachen Seefestigkeit! Um 12h10 sind wir schon vor Anker in der Bucht von Juangriego. Nach dem Mittagessen unternehmen wir einen Spaziergang durch den Ort, wo wir gleich noch Brot und Früchte einkaufen. Paul möchte hier unbedingt ein Paar „Caterpillar“-Schuhe kaufen. Im Schuh-Laden kümmert sich keiner um uns. Der Verkäufer telefoniert gemütlich mit seinem Handy und hat den Blick fest auf den Fernseher gerichtet. Paul hat keine Geduld und so verlassen wir das Geschäft ohne Schuhe. Das Abendessen gibt es auf dem Schiff. Sauerkraut, Rippli und Salzkartoffeln. Im gemütlichen Teil des Abends haben wir dann natürlich wieder sehr viel zu erzählen und zu diskutieren.





Freitag, 8.Januar 2010: Juangriego – Blanquilla: 63 sm. Puhhh, Tagwache ist um 04h. Einige haben ziemliches Kopfweh und fragen sich: warum nur??? Es ist bewölkt und noch stockdunkel und so fahren wir doch erst um 5h15 los. Es ist immer noch dunkel und wir müssen alle scharfe Ausschau nach unbeleuchteten Fischerbooten halten. Wir sind froh, als es endlich hell wird. Aber den ganzen Morgen ist es mehr oder weniger bewölkt. Wir haben Glück und erwischen nur einige wenige Regentropfen. Dafür hat es aber ziemlich grosse Wellen, (etwa 3m) und zu wenig Wind. Das heisst wir können von den 63 sm nur etwa 15 Meilen segeln. Morgens um 8h sichten Vreni und Chrigu kurz einzelne Delfine. Unsere zwei Landratten halten sich erstaunlich gut. Zweimal haben sie allerdings eine Krise, die sie aber ohne Fische zu füttern sehr gut meistern. Um 15h45 ankern wir bei 20 Knoten Wind vor den zwei Palmen auf der Insel Blanquilla, Paul's Lieblingsplatz. Die ganz harten Typen nehmen noch ein Bad im kühlen Meer, während die anderen sich lieber an Bord duschen. Nach dem Abendessen ist heute viiiel früher Ruhe als die letzten Abende!





Samstag, 9.Januar 2010: Blanquilla: Ah, schön, wir dürfen endlich mal ausschlafen. Frühstück gibt es erst um 9h und wir nehmen es richtig gemütlich. Mein Knöchel unter dem Hundebiss ist immer noch ganz schön dick. Und die Muskeln um den Biss sind steinhart. In der Nacht schüttet es ganz zünftig und auch den ganzen Morgen regnet es immer wieder. Eigentlich wollten wir ja eine Maschine Wäsche waschen (juhuuu, sie läuft wieder!), aber bei dem Wetter lassen wir es lieber sein und verschieben die Wäscherei auf morgen. Chrigu und Paul machen sich auf zu einer Schnorcheltour. Vreni und ich bleiben an Bord und beschäftigen uns anderweitig. Heute gibt es kein Mittagessen, weil wir am Nachmittag am Strand ein Rindsfilet braten wollen. Aber das Wetter will immer noch nicht so, wie wir das gerne hätten, es schüttet immer wieder kurz. Gegen 15h kommt dann doch endlich die Sonne wieder raus und wir gehen an den Strand. Wir laufen zu einem wunderschönen Büchtlein, wo wir alle baden und die anbrausenden Wellen geniessen. Bei der Rückfahrt zur MABUHAY fällt Chrigu beim Start kurz ins Wasser. Er klettert, Füsse voran, wieder ins Boot und Paul kann nicht verstehen, wie man sooo in ein Dinghy klettern kann. Wir fahren schnell bei den Nachbarn von der „The second life“ vorbei. Es sind Deutsche, Arntrud und Gerd. Gerd schenkt uns ein Stück frischgebackenes, noch warmes Brot, das wir auf der MABUHAY heisshungrig sofort vertilgen, mmm...!!! Schliesslich hatten wir heute ja noch kein Mittagessen. Aber dafür gibt es ein frühes Nachtessen mit Rindsfilet aus der Bratpfanne und Kartoffelsalat. Hmm...ist auch nicht so schlecht! Am Abend haben Paul und ich Premiere. Zum ersten Mal in unserem Leben trinken wir einen Tequila mit Salz und Zitrone.









Sonntag, 10.Januar 2010: Blanquilla: Es ist herrliches Wetter. Beim Frühstück entdeckt Paul eine Schildkröte im Wasser. Um 11h40 marschieren wir bei den Palmen los. In zwei Rucksäcken haben wir Wasser und Verpflegung dabei. Wir wollen zur „Americano Bay“. Unterwegs sehen wir ganz, ganz viele wilde Esel. Heute sind sie nicht so scheu wie sonst und wir kommen viel näher an sie heran, bis sie sich aus dem Staube machen. Immer wieder sehen wir neue Gruppen, die uns neugierig anstarren. Wir wandern weiter und sehen grüne Papageien, die kreischend vor uns flüchten. Es hat auch Heerscharen von kleinen schwarzen Eidechsen, die sich eiligst davon machen, wenn wir heran trampeln. Irgendwo sehen wir einen Einsiedlerkrebs der sein Schneckenhaus auf dem Rücken herumträgt. Wenn nur die blöden Kaktusse nicht wären!!!. Die springen uns regelrecht an, wenn wir daran vorbei laufen und krallen sich mit ihren Widerhäckchen in unsere Beine. In der „Americano Bay“ essen wir im Schatten unser Picknick mit unserem heute morgen gebackenen Brot. Mmm...!
Danach geniesst Chrigu ein erfrischendes Bad in den Wellen der Bucht. Später schauen wir uns ein wenig das Haus des „Americano“ und die Gegend an und machen uns wieder auf den Rückweg. Auch jetzt sehen wir wieder viele Esel, darunter auch ein ganz kleines, schwarzes Eselchen. Auch grüne Papageien schrecken wir wieder auf. Mit einem kleinen Umweg erreichen wir die beiden Palmen, wo wir uns gemütlich im kitschig blauen Meer baden und abkühlen. Chrigu schnorchelt zum Schiff zurück, wir anderen nehmen das Dinghy. Abends im Dunkeln erleben wir ein ganz besonderes Naturschauspiel: das Meer erglüht richtiggehend vor lauter leuchtender (fluoreszierender) Unterwasserlebewesen, irrsinnig schön und eindrücklich!











Montag,11.Januar 2010: Blanquilla: Es ist abwechselnd sonnig und bewölkt. Wir haben kaum fertig gefrühstückt kommt Gerd (Chrigu behauptet zwar, der heisse Werner!) und bringt uns sechs lebende Fische. Chrigu und Paul murksen sie ab, schuppen sie und nehmen sie piccobello aus. Nun bereiten wir alles vor um unsere sechs Fische am Strand zu braten. Und heute klappt es auch! So gegen 14h, nachdem wir alle zusammen ganz viel Holz angeschleppt haben und Paul ein schönes Feuer entfacht hat, können wir unsere Fische essen. Die vier Roten (Grossaugenriffbarsche) begeistern uns nicht besonders. Nur Gräten und fast kein Fisch dran! Aber die zwei anderen Riffbarsche sind ganz prima. Dazu gibt es Reissalat. Wir bieten Arntrud und Gerd an, unser Feuer und unseren Grill zu benutzen und das machen sie auch. Zwischendurch nehmen wir immer wieder ein abkühlendes Bad. Am Abend sehen einige von uns aus wie Rothäute. Um 17h kommen Arntrud und Gerd zu uns an Bord. Drei Stunden lang geht es auf der MABUHAY hoch zu und her mit den beiden ehemaligen deutschen Lehrern aus dem Badischen Kehl. Es wird sehr viel gelacht an diesem Abend und erst nach 20h gibt es dann bei uns zum Abendessen Brot, Käse und ein Glas Rotwein.









Dienstag,12.Januar 2010: Blanquilla: Es ist ein grauer Tag. Immer wieder gibt es kurze Regenschütten. Vreni instruiert Paul, wie man Brotteig knetet, während ich einen Liter Salatsauce zubereite. Jetzt, wo wir gerne bei den Fischern Fisch eintauschen würden, ist natürlich weit und breit kein Fischer anwesend. So versucht es halt Paul mal mit der Fischerei. Chrigu kommt dazu und zusammen versuchen sie ihr Glück. Zuerst lachen sich die Fische unter der MABUHAY halb kaputt. Aber dann beisst bei Paul doch ein Fischlein an und ist schon aufs Schiff gezogen. Chrigu will den Fisch totschlagen, aber dieser erfasst seine Chance und juckt in letzter Verzweiflung, schwupps aus Chrigus Hand, wieder ins Wasser. Aber jetzt hat Chrigu das Fischerfieber gepackt und innerhalb kurzer Zeit erwischt er drei verschiedene Fische. Die beiden Oberfischer versuchen aber auch alles! Sie nehmen Schinken, Fischfleisch und sogar von unserem Brotteig als Köder. Der Morgen geht im Nu vorbei. Unser Brot ist super geworden. Bis es abgekühlt ist, machen Chrigu und Paul noch einen Schnorchelausflug. Das frischgebackene Brot wird gleich zur Hälfte beim kalten Mittagessen vertilgt. Beim Abräumen lässt Paul die Salatschüssel mit samt allem schmutzigen Besteck und der restlichen Salatsauce im Cockpit aufs Teakdeck fallen. Mann, das gibt eine schöne Sauerei! Den ganzen Nachmittag sind wir danach an Bord und geniessen das Faulenzen, wenn wir nicht gerade springen müssen um Fenster und Luken zu- und aufzumachen, wegen den immer wiederkehrenden kurzen Schauern. Zum Abendessen gibt es Chrigus ersten selbstgefangenen Fisch aus dem Backofen.




Mittwoch,13.Januar 2010: Blanquilla: Gegen morgen, so gegen 04h, fängt es elend an zu schaukeln. Beim späten Frühstück findet Vreni, sie wäre in der Nacht bereit gewesen zu „zügeln“ wegen der doofen Schaukelei. Aber dafür ist heute wieder ein herrlich schöner Sonnentag und unsere Ankerbucht schimmert wieder in allen kitschigen Grün-und Blautönen. Schliesslich kann man nicht alles haben, eine ruhige Nacht und erst noch so eine schöne Traumbucht, oder? Paul und Chrigu schnorcheln herum und Vreni und ich hängen Wäsche auf und lesen. Am Nachmittag sind alle enorm müde. Einige schlafen, dösen oder lesen. Nach der ausgiebigen Siesta schnorcheln die zwei Männer zum Ufer und machen einen Strandspaziergang. Einer davon in den Socken!!! Um 16h verlassen die „The second life“ die Ankerbucht und Gerd und Arntrud verabschieden sich mit drei Stössen ins Nebelhorn von uns. Jetzt sind wir ganz alleine in dieser wunderschönen Bucht. Um 17h42 sehen wir einen winzig kleinen „Greenflash“. Der ungläubige Chrigu glaubt es zwar nicht, aber dies war wirklich ein „Greenflash“! Glaub' es nur Chrigu!
Der Grüne Blitz, manchmal auch Grünes Leuchten oder Grüner Strahl genannt, ist ein äußerst seltenes Naturphänomen, das heute auf Grund der Luftverschmutzung nur noch auf dem offenem Meer oder im Hochgebirge zu sehen ist. Es entsteht beim Sonnenauf- oder -untergang und ist als „grüner Schein“ am oberen Rand der Sonne zu sehen. Manchmal erscheint auch ein „grüner Blitz“, nachdem die Sonne untergegangen ist.
Nach dem Abendessen leuchtet Chrigu mit der Taschenlampe ins Wasser und sofort wimmeln die kleineren und grösseren Fische heran. Wir haben wieder viele tiefschürfende Diskussionen und bestaunen ehrfürchtig den wunderschönen Sternenhimmel...



Donnerstag,14.Januar 2010: Blanquilla: Auch heute schaukelt die MABUHAY wieder gegen morgen wie wild. Es ist manchmal mehr, manchmal weniger bewölkt. Nach dem Mittagessen schwimmt Chrigu zum Strand. Wir anderen folgen per Dinghy. Wir machen einen Strandspaziergang, wobei Chrigu den Schnorchel verliert. Die Brandung ist sehr stark und trotz seiner sofortigen Suche bleibt das Teil verschwunden. Um 14h kommt ein österreichischer Katamaran angefahren. Wir haben es immerhin ganze 22 Stunden lang geschafft, alleine in dieser Bucht zu sein. Über Funk fragen uns die Österreicher, ob wir Thunfisch haben möchten, den sie unterwegs gefangen haben. Nein vielen Dank! Für heute Abend ist das Essen schon vorprogrammiert und morgen wollen wir um 03h hier losfahren, zur Isla Margarita. Heute hat keiner mehr Lust, Fisch zu putzen. Um 21h sind wir alle in den Kojen. Puhhh..., morgen gibt es einen langen Tag!










