Segeltörn mit Claudia und Marcus, 5.Februar -20.Februar 2010
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der Besuch ist gut angekommen, Marcus und Claudia

Freitag, 5.Februar 2010: Isla Margarita, Porlamar: Um 21h45 kommen Claudia und Marcus sehr pünktlich aus Caracas an. Wir holen sie am Flughafen Porlamar ab. Gegen 23h sind wir am Steg bei der Marina Concorde in Porlamar. Wir rufen, wie abgesprochen, Bernhard von der „Lindum-Thalia“ an und er bringt uns unser Dinghy zum Steg, das er bei seinem Schiff für uns gehütet hat. Das klappt bestens. Als wir zur MABUHAY fahren, brausen zwei Boote mit Einheimischen im Dunkeln an uns vorbei und machen höllische Wellen. Aber wir haben Glück und werden nicht allzusehr nass.

Es wird sehr spät, bis wir endlich alle in unseren Betten sind!

die MABUHAYaner sind auch happy

Samstag, 6.Februar 2010: Isla Margarita, Porlamar: Wir verabschieden uns von Uschi und Bernhard und laufen dann von 10h bis 16h in die Stadt Porlamar und zurück. Unterwegs suchen wir wieder in jeder Ferreteria nach Paul's Wasserhahnen aus Messing! Natürlich vergeblich! Im Herrenkleiderladen tauschen wir Geld um und Marcus kauft sich zwei Paar Jeans. Bei David essen wir ein einfaches Mittagessen. David freut sich wieder wie ein König, dass wir bei ihm essen. Aber wir sagen ihm nicht, dass dies heute das letzte Mal ist. Ganz gemütlich geht es dann weiter zur Plaza Bolivar und durch diverse Strassen, wo sich heute unheimlich reges Leben abspielt. Wir kaufen Verschiedenes ein und kehren beladen zum Dinghy und zur MABUHAY zurück. Nach einem kurzen Bad im Meer, sind wir alle wieder fast wie neu. Um 17h kommt Amiga-Wolfgang zu uns zum Abschiedstrunk. Wolfgang bleibt noch hier auf der Isla Margarita. Wir wollen morgen nach Juangriego und später zur Isla Blanquilla. Heute ist sehr früh schon Nachtruhe, schon kurz nach 20h.

Isla Margarita

Sonntag, 7.Februar 2010: Isla Margarita, Porlamar – Juangriego: 29sm. Um 6h55 heben wir den Anker und motoren los. Unterwegs gibt es Frühstück. Es hat ziemlich grosse Wellen und Claudia fühlt sich schon sehr bald himmelelend! Mit einem Tablettchen Stugeron und liegend geht es ihr zum Glück schnell wieder besser. Unsere Fischfangversuche bleiben ziemlich ergebnislos. Ausser zweimal Tang, ist nichts an der Angel. Um 13h30 sind wir schon am Ziel unserer heutigen Etappe. Wir konnten während zwei Stunden ein wenig segeln. In Juangriego pfeift wie meistens hier, ein starker Wind beim ankern, aber sonst ist sehr schönes Wetter. Nach einer kurzen Siesta der Junioren (tja, minus 5½ Stunden Zeitverschiebung zur Schweiz, merkt man halt einfach doch!), geniessen wir den Nachmittag mit faultun, lesen und fischen. Marcus erwischt tatsächlich mit Speck (!) einen etwa 25 cm kleinen Fisch, der aussieht wie ein kleiner Hai. Aber es ist ein Grundfisch und wir wissen nicht, ob der uns schmeckt. Er darf wieder zurück ins Wasser. Und ich dachte immer, mit Speck fängt man Mäuse! Wir beobachten fasziniert die Flugkünste und Luftkämpfe der Fregattvögel und der Pelikane. Gegen 17h kommt ein Dinghy angefahren, mit einem zivilen Mann und einem von der Coast Guard. Er trägt Uniform und Kampfstiefel. Mit diesen schwarzen Stiefeln marschiert er einfach über das weisse Deck der MABUHAY. Er will zum „Capitán“! Unser „Capitán“ hat soeben sein Meeresbad beendet und sitzt mit nichts als einem Badetuch um die Hüften an Bord und lässt sich von der Sonne trocknen. Der Soldat fordert ihn auf, mit zum Büro zu kommen, mit allen Schiffspapieren und Pässen, sofort, es gebe eine „inspección!“. Wir weigern uns aber und sagen, dass heute Sonntag sei und dass unser Dinghy-Motor nicht gut laufe. Dann fragen wir ihn, ob er uns mit seinem Dinghy rüber zum Büro der Coast Guard fährt. Nein, das will er auch nicht. Gut, dann bleiben wir halt hier auf dem Schiff! Nun schreibt der Schlaumeier unseren Schiffsnamen auf seine Handfläche und fordert uns auf, morgen früh in sein Büro zu kommen. O.K. damit sind wir einverstanden.

jetzt wird gefischt

Montag, 8.Februar 2010: Isla Margarita, Juangriego: Um 8h30 sind Paul und ich an Land im Büro der Coast Guard. Es hat sehr starken Wind (26 Knoten in Böen) und wir wissen gar nicht so recht, wo wir mit unserem Dinghy anlanden können, ohne dass es uns in den Wellen überschlägt. Wir haben Pech und kommen an den genau gleichen Beamten, wie gestern. Über 50 Minuten lang werden wir ausgefragt und alle unsere Papiere genauestens überprüft und ein Formular ausgefüllt. Der Mann lässt uns alleine und entschwindet mit den Papieren und unseren vier Pässen. Dann kommen zwei andere Uniformierte und fahren mit fragen und Formularen ausfüllen fort. Wir sind jetzt zum siebten (!) Mal mit dem Schiff hier in Juangriego, aber das haben wir noch nie erlebt. Wir wurden noch nie kontrolliert.

 Man sagt uns, man müsse sich jedesmal, wenn man nach Juangriego komme, bei ihnen melden. Und jetzt müssten wir noch zum Hafenmeister in Pampatar um unsere zwei Gäste in die Crewliste eintragen zu lassen. 50 km mit dem Taxi!!! „Si Señor!“ sagen wir und denken nicht im Traum daran, das auch wirklich zu machen!!! Wir bekommen unseren Stapel Dokumente zurück. Darunter ist eines, das überhaupt nichts mit uns zu tun hat. Ich hätte die grösste Lust dieses Papier auch mitzunehmen. Sollen sie doch später danach suchen wie die Verrückten!!! Aber ich gebe es dann doch grossmütig zurück. Endlich sagt der letzte Beamte: „Jung finish!“ und wir sind entlassen.

Marcus geht es heute nicht so gut. Er hat Durchfall und würde gerne erbrechen, kann aber nicht. Gegen 11h machen wir eine ziemlich nasse Fahrt, gegen den heftigen Wind, an Land. Das Dinghy dürfen wir beim Restaurant anbinden, damit es vom Restaurantpersonal überwacht wird. Allerdings versprechen wir auch, bei ihnen ein spätes Mittagessen einzunehmen. Wir trinken eine Cola und schlendern dann ein wenig durch den Ort Juangriego. Marcus schleppt sich so dahin. Paul bleibt mit ihm auf einer Bank im Schatten sitzen. Claudia und ich kaufen inzwischen Brot, Gemüse, Früchte und Butter ein. Gegen 13h30 essen wir im Restaurant, neben unseren Dinghy, zu Mittag. Marcus isst nichts, er trinkt nur eine Cola. Wir anderen essen Fischfilets (mmm...Dorade, sehr gut!), Pommes Frites und gemischten Salat. Weil der Skipper findet, es sei noch viel zu früh, um zur MABUHAY zurückzukehren, laufen wir noch zum kleinen Fort hinauf. Marcus sucht jedes noch so kleine Schattenplätzchen und jeden Stein, um sich auszuruhen. Auf dem Rückweg gibt es noch für jeden einen frisch gepressten Ananassaft, bevor wir zur MABUHAY zurückschippern. Gegen Abend geht es Marcus endlich wieder besser und er erzählt uns einen Schuhwitz!

Dienstag, 9.Februar 2010: Isla Margarita, Juangriego – Isla Blanquilla: 63sm. Paul steht um 4h30 auf. Wir anderen um 5h. Um 5h30 fahren wir los. Zuerst hat es sehr viel Wind. Beim ausrollen des Grosssegels gibt es wieder mal Ärger, es klemmt! Wir verlieren ca. eine halbe Stunde bis wir es endlich ordentlich und ganz ausrollen können. Wir haben zu wenig Wind, zu wenig Zeit oder eine zu lange Strecke vor uns, so dass wir motoren müssen. Marcus geht es Gott sei Dank heute wieder gut und er versucht es wieder mit fischen. Aber es interessiert sich kein einziges Schwänzchen für unseren farbigen Plastikköder. Die letzten 2½ Stunden können wir richtig herrlich segeln. Claudia versucht immer wieder in ihrem Krimi zu lesen. Aber sie schafft keinen kompletten Satz, weil immer wieder jemand etwas zu erzählen weiss. Um 15h30 sind wir schon an unserem Ankerplatz bei den zwei Palmen auf der Isla Blanquilla. Wir sind jetzt schon zum 5. Mal hier an Paul's Lieblingsplatz. Aber Mist, es sind schon 5 andere Schiffe da: zwei Schweden, ein Amerikaner, ein Franzose und ein Holländer. Aber egal! Kaum geankert sind wir schon alle vier im klaren, blauen Wasser. Claudia und Marcus schnorcheln sofort an Land.

Abends bekommt Claudia eine vorbereitende Theorie-Lektion für's Jassen.

unterwegs zur Isla Balnquilla

Mittwoch, 10.Februar 2010: Isla Blanquilla: Jetzt bin ich an der Reihe! Mir geht es heute nicht so gut. In der Nacht habe ich die Toilette sehr rege benutzt...! Nach dem Frühstück gehen Claudia und Marcus auf Inselerkundung. Mit dem Dinghy rudern sie an Land. Paul und ich bleiben an Bord und erledigen unterdessen diverse Arbeiten. Paul's Schweizer Taschenmesser fällt über Bord und er muss es von Meeresgrund wieder heraufholen. Zum Glück liegt es nur etwa 4-5 m tief. Die beiden Inselerforscher sind um 11h30 wieder auf der MABUHAY. Es gibt heute kein Mittagessen. Wir machen am Strand ein schönes Feuer und Skipper Paul brät ein Rindsfilet von 1.735 kg. Er macht das sehr gut! Dazu gibt es Kartoffelsalat. Vor und nach dem Essen kühlen wir uns immer wieder im Meer ab. Claudia erwischt ein bisschen viel Sonne und leuchtet richtig. Gegen 17h sind wir alle 

wieder satt und zufrieden an Bord. Kaum sind wir da, kommt die „INEULIS“ und ankert neben uns. Die „INEULIS“ ist das Fischerschiff, deren 6-köpfige Mannschft wir im Juni 2009 kennen lernten und die uns damals mit Fisch versorgten. Sie kommen angerudert und fragen uns, ob wir eine Batterieklemme für sie hätten. Unser Skipper kramt sofort in seinem Ersatzteilfundus herum und fördert so ein Ding zu Tage. So nach dem Motto: nicht verzagen, Skipper Paul fragen! El Gordo (der Dicke) strahlt über das ganze Gesicht. Ich erinnere mich nur noch an seinen Namen, die anderen fünf habe ich vergessen. Abends bekommt Claudia die erste Praktisch-Lektion im Jassen.

die MABUHAY auf der Isla Blanquilla
Isla Blanquilla

Donnerstag, 11.Februar 2010: Isla Blanquilla: Wir sind alle schon sehr früh wach. Ab 4h schaukelt es nämlich so fürchterlich, dass an Schlaf überhaupt nicht mehr zu denken ist. Nach dem sehr frühen Frühstück waschen wir zwei Maschinen Wäsche. Claudia knetet Brotteig. Und die beiden Männer versuchen zu fischen. Und diesmal haben sie grossen Erfolg mit den Rindsfilet-Abschnitten von gestern. Innerhalb von zwei (2!) Stunden fangen sie ein (1!) Fischlein und eines springt ab dem Angelhaken. Diese Strategie scheint also doch nicht so gut zu sein. Claudia und ich kämpfen mit der Wäsche die im Wind wild um sich schlägt. Au weia, ich muss den obigen Satz sofort korrigieren! Zum Mittagessen gibt es nämlich vier (4!) von Marcus und einen (1) von Paul (zur Rettung seiner Ehre) gefangenen Fische! Und Marcus hat alle fünf Fische geduldig ausgenommen und geschuppt. Unterdessen ist auch das Brot gebacken und sehr gut gelungen. Nach dem Fisch-Mittagessen erholen sich die Jungen bei einer kleinen Siesta und die Alten schneiden sich gegenseitig die Haare. Anschliessend schwimmen wir alle an Land und machen einen Spaziergang am weissen Traum-Sandstrand und danach eine Schnorcheltour. Bei der Rückkehr zur MABUHAY bringen uns die Fischer von der „INEULIS“ 7 Fische für das Ersatzteil das Paul ihnen gestern gegeben hat. Marcus putzt wieder geduldig alle diese Fische. Nach dem Nachtessen wird wieder Jassen geübt. Claudia überrascht uns dabei alle!

Claudia knetet den Brotteig
das gibt Kartoffelsalat

Freitag, 12.Februar 2010: Isla Blanquilla: Um 9h30 marschieren wir von den zwei Palmen los zur „Americano Bay“. Paul und ich testen heute erstmals unsere neuen Wanderschuhe. Ah, ist das eine Qual, in Schuhe eingezwängt zu sein! Die Franzosen haben vorgestern Claudia und Marcus gesagt, man könne nicht zu Fuss zur „Americano Bay“, das sei unmöglich! Und die Esel seien auf der anderen Seite der Insel, nicht auf dieser!!! Tja, wir wissen das besser! Schon bald treffen wir auf die ersten Eselgruppen, die uns neugierig anstarren. Die denken bestimmt: “nein, nicht die schon wieder!!!“. Ein Oberesel warnt uns mit einem kräftigen Schnauben, ja nicht in sein Revier einzudringen. In der „Americano Bay“ liegt die „INEULIS“ mit „unseren“ Fischern vor Anker. Wir geniessen die herrliche Bucht und kühlen uns im Meer ab. Zum Picknick gibt es aus dem Rucksack vom selbergebackenen Nuss-Brot (mit Nüssen aus Obermumpf) und Schweizer Landjäger. Dazu Gurkenscheiben mit AROMAT. Paul gibt keine Ruhe bis das ganze Brot weggeputzt ist. Zum Dessert bekommt jeder eine Mandarine. Auch auf dem Rückweg staunen uns die Grautiere wieder an. Wenn nur die blöden „springenden“ Kakteen nicht wären! Marcus lacht, als wir diese erwähnen. Er trägt (um Sonnenbrand vorzubeugen) eine lange Trainingshose. Und zack!, springt ihn so ein Kaktusteil an und nagelt ihm die Hose regelrecht mit zwei langen Dornen ans Bein! Siehst Du, es gibt sie also doch! Um 14h sind wir wieder zurück bei den zwei Palmen. Paul und ich haben beide an der rechten kleinen Zehe eine hübsche Blase von den neuen Schuhen. Auf der MABUHAY gibt es jetzt einen Cappuccino, eine Siesta und später einen Schnorchelgang. Zum Abendessen gibt es die 7 Fische (Thun) von den Fischern, Salzkartoffeln und Salat. Paul beschliesst, ab sofort, keinen Fisch und kein Fleisch mehr zu essen, nur noch Cervelas und Landjäger. Aber leider sind die hier so schwer zu bekommen!!! Nach dem Essen ist wieder Jass-Schulung angesagt. Dabei müssen wir höllisch aufpassen, dass Claudia nicht besser wird als ihre zwei Lehrer Marcus und Paul. Es ist stockdunkel, kein Mond weit und breit. Im Meer hat es Millionen von leuchtenden „Glühwürmchen“, wunderschön! Dazu ein traumhafter Sternenhimmel!

 

Samstag, 13.Februar 2010: Isla Blanquilla:Juhuuu..., wir haben es geschafft! Gestern Abend sind alle anderen Segelschiffe abgefahren und seit dem sind wir ganz alleine hier in dieser Traumbucht. Nur die Fischer von der „INEULIS“ haben die Nacht noch hier verbracht. Es hat sehr starken Wind. Paul und Marcus stürzen sich in die Tauchmonturen und kratzen am Unterwasserschiff die angesetzten Muscheln ab. Danach machen sie noch einen kleinen Tauchgang am Riff. Ich putze unser Badezimmer aufs Gründlichste, weil jetzt die Tauchsachen draussen sind. Nach der Siesta schwimmen wir alle zum Strand um dort zu baden. Heute hat es eine Wahnsinns-Brandung und sehr viel Wind. Nach dem Landgang wird wieder Brotteig geknetet. Nach dem Abendessen wird in der Zeit, wo das Brot im Ofen bäckt, gejasst. Aber die beiden Frauen sind heute nicht so gut drauf und sind deshalb froh, als das Brot endlich fertig gebacken ist und sie mit jassen aufhören dürfen. Zum Abschluss des Tages gibt es eine viel zu dünne Schoggi-Crème.

Wir sind ganze 19 Stunden alleine hier gewesen, bis wieder ein Segler angeschippert kommt.

die Fischer von der „INEULIS“

Sonntag, 14.Februar 2010: Isla Blanquilla: Beim Frühstück sehen wir ganz kurz eine Schildkröte auftauchen. Es hat enorm viel Wind und eine mächtige Brandung. Eigentlich wollten wir heute eine grosse Inselwanderung unternehmen, bis zum Leuchtturm. Aber wir haben gestern Abend gesehen, wie unsere Nachbarn beim Ablegen von der Insel aus dem Dinghy ins Wasser gefallen sind. Deshalb möchten wir heute lieber keine Kenterung riskieren. Paul knackt einen ganzen Sack voll Baumnüsse und Marcus hilft mir bei meinen Computerproblemen. Claudia kommt endlich mal dazu, ein wenig in ihrem Krimi zu lesen. Wir verbringen einen ziemlich faulen Sonntagnachmittag, bis sich drei von uns (ich bin nicht dabei) zu einem kurzen Schnorchelgang am Riff durchringen. Die Sicht sei heute sehr schlecht und ausser einer Gugelhopfform hätten sie nicht sehr viel gesehen. Abends würfeln wir wie die Weltmeister, bis 20'000 Punkte erreicht sind.

Montag, 15.Februar 2010: : Isla Blanquilla - Isla Tortuga: 67sm. Der Skipper steht um 4h30 auf, kocht eine Kanne Kaffee und macht das Schiff startbereit. Um 5h steht die Crew auf und um 5h25 heben wir den Anker und verlassen zum allerletzten Mal diesen schönen Ort. In den 5½ Tagen die wir hier verbracht haben, hatte es immer sehr viel Wind. Und jetzt? Kein Wind! Die Bucht liegt ruhig wie ein Ententeich da! Aber trotzdem haben wir Glück. Ein Stück weiter weg von der Insel können wir von 6h bis 14h20 richtig herrlich segeln. Dazu ist es wunderbar sonnig. Aber vorher, beim ausrollen, macht das Grosssegel wieder Probleme und Skipper's Nerven liegen total blank!!! Um 16h35, nach ca. 11 Stunden Fahrt kommen wir bei der Insel Tortuga an. Beim Ankern hat es 23.5 Knoten Wind. Heute Abend ist es sehr früh dunkel und ruhig auf der MABUHAY.

auf der Isla Tortuga

Dienstag, 16.Februar 2010: Isla Tortuga: Es ist ziemlich windstill und wir machen einen sehr langen Insel-Erkundungs-Spaziergang. Wir wandern den ganzen langen, schneeweissen Sandstrand entlang. Nur schade, dass überall so viel Müll herumliegt. Wir machen einen Stop beim kleinen Restauräntchen und Claudia lädt uns zu einer Cola ein. Vier Büchsen Cola kosten 80 Bolivar (ca. 16 SFr.). Zum Vergleich: dafür gäbe es zwei (2) Kilo Rindsfilet!!! Oder -zig Liter Diesel. Wir dürfen gar nicht daran denken! Wir beobachten wie viele Einheimische Touristen vom Festland, mit Motoryachten und Kleinflugzeugen, abreisen. Sie haben hier auf der Insel Tortuga ein verlängertes Fastnachts-Wochenende verbracht. Claudia und Marcus schwimmen „über's Meer“ zur MABUHAY zurück, Paul und ich nehmen das Dinghy. Nach einem sehr späten Mittagessen wird ausgiebig gefaulenzt, gelesen und gebadet. Claudia hat einen kleineren Sonnenstich. Der Wind nimmt am Nachmittag stetig zu, bis es am Abend so richtig pfeift. Nach dem Abendessen wird wieder gewürfelt. Aber weil es schon spät ist, gibt es heute kein Punktelimit sondern ein Zeitlimit. Wer um 21h15 am meisten Punkte hat, hat gewonnen. Die beiden M's haben die Nase vorn.

Isla Tortuga
Isla Tortuga

Mittwoch, 17.Februar 2010: Isla Tortuga - Puerto la Cruz: 60sm. Paul steht wieder um 4h30 auf. Um 5h25 tuckern wir los. Ich bleibe bis um 7h30 liegen. Um 7h59 sichtet Marcus ein Grüppchen Delfine. Leider sind sie an uns nicht besonders interessiert und verschwinden sehr schnell wieder. Schade! Es ist herrlich schönes Wetter und hat fast keinen Wind. Und das Bisschen Wind das es hat, kommt genau von vorne. Das heisst für uns wieder mal: motoren! Um 16h20 kommen wir am Festland, in der Marina Bahia Redonda in Puerto la Cruz an. Auf meinen Funkspruch hin, helfen die Marineros Fredi, Edgar und der Taxifahrer Hannibal beim anlegen. Marcus erhält vom Skipper die Erlaubnis in die Marina und an den Liegeplatz zu fahren. Das macht er in aller Ruhe und sehr gut.

Kaum sind wir da, kommen schon die Deutschen Oma und Opa vorbei und erzählen uns den neusten Marinaklatsch. Dabei erfahren wir, dass der neue Wirt des Marina-Restaurants, die „Number One“ aus Grenoble, Fernand, nicht mehr da ist. Er wurde knapp einen Monat nach seinem Antritt zum Teufel gejagt, weil er jeden Abend total besoffen an oder auf seinen Restauranttischen lag. Nun hat es vorübergehend kein Restaurant mehr in dieser Marina.

Abends jassen bei uns an Bord wieder drei Unermüdliche (ich nicht) ein paar Runden.

in der Marina Baia Redonda in Puerto la Cruz

Donnerstag, 18.Februar 2010: Puerto la Cruz: Claudia und ich bringen Wäsche in die Lavanderia. Danach melden wir uns im Marina-Büro an. Dabei erlebe ich eine Riesenüberraschung. Die Marina-Büro-Frau überreicht mir unaufgefordert den lange vermissten Brief, der ca. Mitte November in Lengnau abgeschickt wurde. Mensch, das glaube ich ja nicht! Merci nochmals vielmals an die Senderin! Unterdessen kurbelt Paul Marcus auf den Mast hinauf, um dort oben in schwindelnder Höhe das Ankerlicht zu flicken. Um 10h30 steigen wir alle vier ins Dinghy und Marcus chauffiert uns über eine Stunde lang durch die schönen Kanäle und an den tollen Häusern vorbei zum Supermarkt UNICASA. Dabei machen wir noch einen Extra-Umweg, um dem Leuchtturm-Fan Claudia den kleinen Leuchtturm zu zeigen. Zwei Arbeiter sind zuoberst am Reparieren von irgendetwas und so dürfen wir nicht hinauf.

Beim Supermarkt geniessen wir in einer Bude ein sehr feines Mittagessen. Claudia und Marcus nehmen Schwertfisch, ich Huhn „à la Gärtnerin“, Paul ein geräuchertes Schweinskotelett. Alle mit Reis, gemischtem Salat, gebratener Banane und Arepa (Maisbrot). Es ist genug und sehr gut, und das für 25 Bolivar pro Person (ca. 5 SFr.). Später, weil wir an einem Optikerladen vorbeikommen, bestellen wir für mich gleich noch eine Reservebrille (ich habe ja meine „verhühneret!). Dabei bestimme eigentlich nicht ich die Brille, die ich kaufe, sondern meine drei Berater. Nun wird im Supermarkt kurz eingekauft und vor der Rückfahrt mit dem Dinghy, gibt es für alle noch ein Soft-Ice. Das Benzin in unserem Dinghy-Motor reicht noch ganz genau bis neben die MABUHAY, bis auf den letzten Tropfen! Gegen 16h30 machen wir noch einen kleinen Spaziergang zu einer mechanischen Drehwerkstatt. Paul will die Kettennuss der Ankerwinsch auf jeder Seite um 3mm abdrehen lassen. Wir haben Glück und kommen gerade noch an, bevor die Werkstatt schliesst. Das Teil wird bearbeitet und unser Skip ist sehr zufrieden. Allerdings finden wir den Preis für die Arbeit ganz schön hoch. 150 Bolivar (der Chef wollte zuerst über 200) für ca. ½ Stunde Arbeit. Wenn man bedenkt, dass ein Arbeiter hier 100-150 Bolivar pro Tag verdient!!!

Das Abendessen wird heute von Claudia und Marcus gekocht, mexikanisch (in Venezuela), mmm..., sehr gut! Weil wir gestern Nacht alle von den Mücken ziemlich gepiesackt wurden, kämpfen wir heute mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen die lästigen Plagegeister an.

 

mit dem Dinghy unterwegs zum Supermarkt

Freitag, 19.Februar 2010: Puerto la Cruz: Es hat keinen Strom in der ganzen Marina. Claudia und Marcus machen nochmals eine Dinghy-Runde zum Leuchtturm. Der Wachmann hatte uns gestern versprochen, dass man heute hineingehen könne, die Türe sei offen. Aber natürlich ist die Türe heute abgeschlossen und der Wachmann nirgends zu sehen. Also keinen Aufstieg auf den Leuchtturm! Paul und ich erledigen unterdessen diverse Kleinarbeiten auf dem Schiff. Vor dem Mittagessen probieren Claudia und Marcus noch den Swimming-Pool der Marina aus.

Um 15h laufen wir alle vier ein Stück Richtung Stadt Puerto la Cruz. Wir möchten gerne unseren beiden Gästen die roten Ibisse zeigen, aber die sind heute leider nicht anwesend. Nun nehmen wir ein Taxi und fahren zur Plaza Bolivar. Hier gibt es als allererstes einen herrlichen frischgemixten, eiskalten Erdbeer-oder Ananasdrink, mmm...köstlich! Danach schlendern wir durch die belebten Einkaufsstrassen und geniessen die südamerikanische Lebensweise der Venezuelaner. Gegen 17h sind wir auf dem Paseo Colon, der schönen, breiten Strandpromenade. Hier trommelt eine Gruppe Männer aus Leibeskräften und etwa 20 Frauen schwingen dazu kräftig und aufreizend ihre Hüften und Hinterteile. So wie es aussieht, feiern die Frauen irgend einen Diplomabschluss. Die Trommler 

fahren auf einem Pickup davon und wir setzen uns in ein Strassenrestaurant um etwas zu trinken. Später spazieren wir an den vielen auf der Promenade aufgebauten Verkaufsständen, mit vor allem Schmuck, Souvenirs, Torten und Süssem, vorbei. Es ist sehr interessant, das Treiben hier zu beobachten. Claudia und Marcus laden uns zum Abendessen ein. Auch das nehmen wir in einem Strassenrestaurant ein und geniessen es sehr. Merci nochmals an die beiden Spender. Das Essen ist prima und die Ambiance erst recht. Inzwischen hat es noch mehr Verkaufsstände gegeben und wir schauen sie uns nochmals an, bis wir alle genug davon haben. Jetzt wollen wir ein Taxi nehmen um zur MABUHAY zurückzufahren. Aber wir wollen nicht irgendein Taxi haben, sondern ein möglichst altes (auf vielseitigen Wunsch unserer Gäste)! Ein Mann zeigt uns strahlend und voller stolz sein weisses Auto aus dem Jahre 1962 und wir rühmen es auch ausgiebig, aber es ist kein Taxi. Wir versuchen mehrmals, ein „altes„ Taxi aufzuhalten, aber das ist schwierig. Endlich klappt es doch und wir steigen in einen Chevrolet Caprice Kombi von 1981. Er sieht von innen genauso vergammelt aus wie von aussen. Die Frontscheibe ist in mehrere Teile zerbrochen, die Sitze zerschlissen. Es hat keine Deckenverkleidung mehr und die Türen sind nur mühsam aufzukriegen. Aber..., es fährt! Um 20h sind wir, alle mit dicken Bäuchen und zufrieden, zurück auf dem Schiff.

Samstag, 20.Februar 2010: Puerto la Cruz: Es ist hochnebelartig bewölkt und unheimlich feucht schwül. Ohne etwas zu tun, läuft uns der Schweiss einfach nur so herunter. Claudia und Marcus fliegen heute Nachmittag um 15h von Barcelona über Caracas, Paris und Basel schon wieder nach Hause. Claudia und ich gehen zu José ins Reisebüro in der Marina, um zu fragen, ob sich beim Flug irgend etwas geändert hat. José bestellt für uns, für 13h, einen Transport zum Flugplatz. Unterdessen hilft Marcus, neben der Packerei, seinem Vater noch beim Zerschneiden eines Korbes aus rostfreiem Stahl, für die Rettungsinsel. Diesen Korb konnten wir von den Marineros „occasion“ abkaufen, aber er ist zu gross und Paul will ihn verkleinern.

Nach dem Mittagessen fährt uns ein älterer Franzose, der schon 10 Jahre hier in Venezuela lebt, zum Flugplatz. Es scheint ewig zu dauern, bis wir dort ankommen. Marcus läuft der Schweiss wieder nur so herunter! Aber um 14h haben wir Claudia und Marcus schon abgeliefert, sie haben eingecheckt, die Flughafentaxe bezahlt, mit uns noch ein Käffchen im Stehen getrunken und schon entschwinden sie zum Gate. Schade, die 14 Tage mit unseren Jungen sind ruckzuck vorübergangen. Aber schön war's! Wir waren mit ihnen 225 sm (417 km) unterwegs und wir hoffen, für bleibende Erinnerungen gesorgt zu haben. Von einsamen Inseln und wuselndem südamerikanischem Leben in den Strassen der Städte und so....! Und kein Regen während 14 Tagen!!! Um 14h20 sind wir schon wieder zurück auf der MABUHAY. Aber weil es hier so frustrierend still und leer ist, sind wir kurz darauf mit unseren Büchern (und dem Tagebuch) am Swimming-Pool der Marina.

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