
Donnerstag, 18.März 2010: Puerto la Cruz
Wir schlafen alle herrlich in unseren Betten. Die gestrige, anstrengende Nacht im Bus ist nur noch Erinnerung. Kurz vor dem Mittag fahren wir per Taxi zum Unicasa-Supermarkt um einzukaufen. Vorher essen wir aber bei den Essbuden am Kanal zu Mittag. Anschliessend möchten wir im Glacéladen noch einen guten Kaffee trinken. Aber bevor wir überhaupt den Mund aufmachen können, um den Kaffee zu bestellen, zack! fällt im ganzen Shopping-Center der Strom aus. Den Kaffee müssen wir vergessen! Aber jetzt regnet es, seit dem 5.Januar zum ersten Mal wieder, 5 Minuten lang. Der Einkauf im Unicasa ist ein wenig mühsam. Ich stehe die längste Zeit an der Fleischabteilung und keiner beachtet mich. Die Einheimischen drängeln sich einfach vor mich und werden sofort bedient. Aber endlich schaffe ich es doch noch, zu einem bisschen Fleisch zu kommen. Wir machen einen Rieseneinkauf und sind heilfroh, dass Heinz noch ein wenig Reservegeld in seinem Geheimfach hat, sonst könnten wir nämlich nicht alles Eingekaufte bezahlen. Am Nachmittag werden Edith und Heinz an den Pool gewiesen, damit Paul und ich alles im Schiff verstauen können und Vorbereitungen für das morgige Auslaufen treffen können.



Freitag, 19.März 2010: Puerto la Cruz – Mochima, 25 sm
Um 8h40 lösen wir die Leinen vom Steg der Marina und fahren los, Richtung Osten. Es hat keinen Wind und wir motoren. Unser Ziel ist der Mochima-Nationalpark. Wir wollen bis zum Ort Mochima, ein sehr gemütlicher Törn, zur Angewöhnung, für ängstliche Gäste. Um 10h30 sehen wir die ersten Delfine. Eine kleine Gruppe begleitet uns, vorne am Bug schwimmend. Der grössere Teil der Schule widmet sich lieber dem Fressen. 20 Minuten später, schon wieder Delfine! Aber diese sind ziemlich weit weg. Um 12h50: Delfine! Und immer wieder sehen wir ein paar Delfine. Um 14h45 kommen wir am wunderbar ruhigen Ankerplatz vor dem Dorf Mochima an. Wir geniessen ein Bad im angenehm warmen Wasser. Nach dem Abendessen spielt uns Heinz wieder mal ein wenig auf der Mundharmonika vor und wir haben es ziemlich fidel an Bord der MABUHAY.






Samstag, 20.März 2010: Mochima – Puerto Real, 27 sm
Alle haben herrlich geschlafen. Um 8h35 heben wir den Anker. Paul hat alle Mühe ihn aus dem Schlick zu reissen, so gut hält er. Den ganzen Morgen sehen wir immer wieder Delfine. Einmal sind wir total umzingelt von ihnen. Es sind Hunderte! Es wimmelt rundherum von schwarzen, glänzenden Leibern und wir wissen gar nicht mehr, wohin zuerst schauen. Einmalig schön und eindrücklich! Dieses Schauspiel findet in der Nähe von der Stadt Cumaná statt. Wir wollen in den Golf von Cariaco und je weiter wir in den Golf hinein kommen, desto mehr Wind und Wellen haben wir gegen uns. Wir scheinen, trotz Motor, kaum noch voran zu kommen. Dafür wird es Edith immer übler und sie füttert ein paar mal kurz die Fische. Um 14h35, genau nach 6 Stunden kommen wir in Puerto Real, einem winzigen, malerischen Fischerdorf an. Es hat 25 Knoten Wind. Heute gehen wir nicht an Land, wir bleiben an Bord. Hier hat es unzählige Fliegen die uns ärgern!
Paul träumt ständig von Cervelat-Salat mit vielen Zwiebeln und Thomy-Senf!!!





Sonntag, 21.März 2010: Puerto Real – Laguna Grande, 6 sm
Um 8h35 geht es los. Auch heute hat es wieder ziemlich viel Wind und grosse Wellen und Gegenströmung. Wir motoren gegenan. Edith übersteht die heutige Fahrt mit einer Tablette sehr gut. Immer wieder sehen wir Delfine, die uns eine Weile begleiten, es ist schon bald langweilig! Nach 2 Stunden und 10 Minuten treffen wir an unserem nächsten Ankerplatz in der Laguna Grande ein. Die Laguna Grande ist traumhaft schön! Grüne Mangroven säumen das blaue Wasser, darüber rote Berge mit haufenweise Kakteen. Wunderschön! Die Lagune hat viele verschiedene Buchten. Wir suchen uns eine sehr schöne, windgeschützte aus, wo wir bis zum Dienstagmorgen bleiben wollen. Plötzlich hat es überall Tausende von lästigen Fliegen. Wo die nur alle herkommen? Es ist eine richtige Invasion! Am Nachmittag geht es mit dem Dinghy an Land. Der 1.Landungsort ist nicht so gut, der Berg dort ist zu steil um auf dem losen Gestein hinauf zu klettern. Wir fahren quer über die Bucht und hier können wir perfekt anlanden. Wir laufen auf einen Hügel und geniessen die prachtvolle Aussicht auf die Lagune und die roten Berge. Schööön!!! Heinz verliert beim fotografieren eine Schutzlinse für das Objektiv und einen Deckel. Hier oben fegt ein höllischer Wind durch die Berge, so dass es die beiden Sachen fortbläst. Wir suchen alle vier wie verrückt den steinigen Boden ab, bis wir die zwei Teile endlich wieder finden. Wir hören die Felsbrocken von Heinzen's Herz plumpsen! Wir wandern noch ein wenig durch die karge, ausgetrocknete Gegend und kehren dann zur MABUHAY zurück. Hier gibt es zum Znacht zu zähe Rindsmedaillons, zu sehr gesalzenen Kartoffelgratin und zu grob geschnittenen Chabissalat. Aber wir lassen uns die gute Laune in dieser herrlichen Umgebung nicht verderben. Heinz spielt uns wieder ein paar Stücke zur Unterhaltung vor.




Montag, 22.März 2010: Laguna Grande
Bereits um 6h fangen die elenden Fliegen wieder an, uns zu plagen. Nach dem Morgenessen gibt es Arbeitsverteilung: Edith wäscht das Geschirr, Heinz knetet Brotteig und Paul und ich schneiden uns gegenseitig die Haare, damit wir nicht aussehen wie der Yeti persönlich. Am Nachmittag machen wir wieder einen kleinen Landausflug. Während 2½ Stunden wandern wir bei schönstem Sonnenschein auf Geissenpfaden durch Kakteen und Gestrüpp. Wir kraxeln auf einen roten Berg hinauf und bewundern den atemberaubenden Ausblick auf die vielen Buchten der Lagune. Einfach nur schön! Abends geniessen wir das gesellige Beisammensein bei tiefschürfenden Gesprächen und heftigen Diskussionen, zum Beispiel über den „Polarstern“!




Dienstag, 23.März 2010: Laguna Grande – Mochima, 28 sm
Kaum ist es um 6h hell, geht die lästige Fliegeninvasion schon wieder los. Gegen 7h45 heben wir den Anker, wir müssen zurück nach Puerto la Cruz. Mit herrlichem Segelwind von 20 Knoten und Delfinbegleitung durchqueren wir unter Segeln den Golf von Cariaco. So gefällt es uns doch! Fast die ganzen 6 Stunden und 15 Minuten haben wir Delfine bei uns. Nur die letzte Stunde müssen wir, mangels Wind, motoren. Um 13h30 sind wir in Mochima und ankern vor dem Dorf. Nach einem Kaffee geht es per Dinghy an Land, zur Dorfbesichtigung. Ein Einheimischer verspricht, unser Dinghy beim Anlegesteg zu bewachen. Mochima ist ein sehr schönes und sauberes Dorf mit einer gepflegten Schule und vielen bunten Häusern. An einem Dach sehen wir sogar eine grosse Schweizerfahne flattern. Die Fischer sind vom Fang zurück und laden haufenweise Kisten mit Fischen aus. Nach einer Glacé (Paul) und Cola, beenden wir unseren Rundgang. Das Dinghy ist noch da und der Bewacher kriegt ein kleines Entgelt. Wir kehren zum baden zur MABUHAY zurück. Zum Abendessen gibt es Gschwellti (Pellkartoffeln), Chabissalat und Käse. Komischerweise ist der meiste Käse (der feine Schweizer Gruyère), den wir zu den Kartoffeln essen wollten, auf seltsame Weise aus dem Kühlschrank verschwunden!!! Abends wird gewürfelt. Heute ist Paul bei allen Runden der sackstarke, überlegene Sieger.












Mittwoch, 24.März 2010: Mochima – Puerto la Cruz, 27 sm
Unser Skipper ist heute gar nicht mehr so sackstark! Er hat in der Nacht ziemlich oft auf dem Topf gesessen und hat heftige Bauchkrämpfe. Trotzdem ist er auf seinem Posten und so fahren wir um 8h los. Ganz kurz sehen wir auch heute wieder ein Grüppchen Delfine. Wir können segeln, wenn auch zum Teil nur sehr langsam. Trotzdem sind wir schon um 14h20 in der Marina Bahia Redonda in Puerto la Cruz. Wir dürfen wieder an den gleichen Platz wie letzte Woche. Den Nachmittag verbringen wir ganz gemütlich mit diversen Beschäftigungen wie zum Beispiel: Gästebucheintrag machen, viele Fotos von den Foto-Chips auf den Computer übertragen, und endlich, nach fast vier Wochen wieder mal die Mails anschauen. Gegen 19h15, genau als wir essen wollen, kommt Matthias. Wir laden ihn spontan zum Essen ein, aber er hat schon bei McDonald's gegessen. Also warten wir mit unserem Abendessen bis er gegangen ist und so wird es fast 20h30 bis wir endlich unsere hungrigen Mägen füllen können.













Donnerstag, 25.März 2010: Puerto la Cruz
Paul geht es wieder gut. Es hat keinen Strom in der Marina. Die Stromsparaktion von Chavez wurde geändert. Vorher war der Strom jeden 2.Tag von 9h – 12h abgestellt. Jetzt neu jeden 2.Tag von 6h – 9h. Paul, Heinz und ich fahren mit dem Dinghy in eine andere Marina, wo es einen Schweisser hat. Dieser ist einverstanden, den auseinander geschnittenen Chromstahlkorb für die Rettungsinsel, zusammen zu schweissen, und zwar zu einem angemessenen Preis.
Nachmittags machen wir uns mit einem Taxi, wo man 2 Bolivar (35 Rappen) pro Person bezahlt, auf den Weg zum öffentlichen Markt. Bis wir um 15h dort eintreffen, ist der Markt geschlossen. Schade! Von hier geht es zu Fuss quer durch die Stadt Puerto la Cruz bis zur Plaza Bolivar. Unterwegs bekommen wir in einer Ferretteria wieder mal zwei bronzene Wasserhahnen für Paul und ich kriege im Laden sogar einen Fingerhut voll sehr guten Kaffee. Wir schlendern über die Plaza Bolivar zum Meeresstrand und zur Flaniermeile, dem Paseo Colón. Hier findet jeden Abend ein kleiner Markt statt. Wir schauen uns in aller Gemütlichkeit die Schmuck- und sonstigen Marktstände an. Später essen wir draussen vor einem Restaurant ein gutes Abendessen. Als wir fertig sind und schon bezahlt haben, kommt ein ziemlich „abgerissener“ Mann vorbei und macht uns Zeichen, er wolle etwas zu Essen. Wir fragen ihn, ob er eine Suppe wolle? Er bejaht und Paul bestellt und bezahlt für ihn eine Gemüsesuppe. Es ist die gleiche Suppe, wie Paul vorhin eine gegessen hat. Der Kellner ist gar nicht begeistert und bedeutet dem Mann, er müsse draussen auf dem Trottoir warten. Nach einer halben Ewigkeit kommt endlich die Suppe, aber in einem Plastikbehälter. Obendrauf hat es einen Löffel, eine Serviette und ein Stück Fladenbrot. Das Ganze ist in einem Plastiksack eingepackt. Jetzt will der unverschämte Kerl doch tatsächlich noch Geld von uns haben!!! Aber wir winken ab. Immerhin bedankt er sich doch noch für die Suppe und verschwindet.
Wir nehmen ein Taxi und kehren zur MABUHAY zurück, wo es vor dem Lichterlöschen noch einen Schlummertrunk gibt.


















Freitag, 26.März 2010: Um 6h00 heisst es schon wieder aufstehen. Unsere Gäste Edith und Heinz reisen heute nach Hause. Um 8h45 fahren wir alle vier per Taxi zum Flugplatz Barcelona. Unser Taxifahrer Carlos will auf Paul und mich warten und uns wieder zurücknehmen zur Marina. Bei der Inlandfluggesellschaft „Acerca“ stellen wir uns an den Eincheckschalter und erleben gleich darauf eine böse Überraschung. Der sehr nette, junge Angestellte am Schalter, teilt uns mit, dass der Rückflug von Edith und Heinz nach Caracas annulliert worden sei. Der Grund sei der, dass sie wegen des Unwetters in Paris anstatt am 28.Februar, erst am 1.März von Caracas nach Barcelona geflogen seien, und das habe auch den Rückflug annulliert. Wir fallen aus allen Wolken und sind total platt! Was nun? Der Flug Barcelona - Caracas sollte um 11h20 starten, sei aber total vollgebucht. Der Schalterbeamte, er heisst Lister, verspricht uns, Edith und Heinz auf die Warteliste zu setzen und dort hätten sie erste Priorität! Wir sollen um 11h10 wieder kommen und dann sehe man, ob es noch zwei freie Plätze habe. Heute Abend haben die beiden um19h45 den Flug von Caracas nach Paris. Aber nun wissen wir nicht, ob dieser Flug nach Paris mit Air France, auch annulliert wurde. Wir gehen in den oberen Stock und setzen uns erst einmal zur Beratung hin. Edith und ich gehen hier in drei verschiedene Reisebüros, um zu fragen, ob sie für uns abklären könnten, ob die Plätze für den Flug nach Paris noch gültig seien. Die Angestellte im ersten Reisebüro ist sehr unfreundlich. Sie sagt, wir müssten selber bei Air France anfragen, sonst koste es 120 Bolivar (20 SFr.), wenn sie es mache. Aber sie gibt uns gnädigerweise die Telefonnummer von Air France in Caracas. Ich versuche mit meinem Handy dort anzurufen, bekomme aber immer nur das Besetztzeichen. In den anderen beiden Reisebüros sagt man uns, wenn wir den Flug nicht bei ihnen gebucht haben, können sie nicht nachschauen, ob die Plätze noch reserviert sind. Ich versuche es weiter per Handy bei Air France: besetzt. In unserer Not kehren wir wieder zum ersten Büro zurück und die unfreundliche Schnepfe sagt uns: wenn sie anrufe koste das 120 Bolivar! Sie ruft tatsächlich an und wir erfahren, dass die zwei Plätze für den Flug nach Paris in Ordnung sind. Uff, wenigstens etwas! Um 10h45 fragen Heinz und ich nochmals bei Lister nach, ob es etwas Neues gäbe. Nein, wir sollen doch um 11h10 wieder kommen! Punkt 11h10 stehen wir alle vier mit Sack und Pack vor Lister's Schalter. Lister trägt einen schönen, roten, warmen Pullover (draussen sind es über 30°!) und zwinkert uns immer wieder zu, wir müssten noch ein wenig Geduld haben! Und es kommen immer noch Reisende und checken für den Flug ein. Endlich, es ist 11h25 erscheint ein Mann mit einem roten Hemd und übergibt mir zwei Einsteigekarten für den Flug, der jetzt um 12h10 starten soll. Phhhh..., wir atmen alle vier total erleichtert auf und die Tonnen fallen von uns ab. Wir bezahlen noch schnell die 31 Bolivar (ca. 5 SFr.) Inland-Abflugtaxe und verabschieden uns in aller Kürze. Tschüss Ihr beiden und guten Flug, nach dieser Aufregung!
Paul und ich fahren mit dem Taxi zurück zur MABUHAY. Während ich im Taxi sitze, muss ich mich erst mal ein wenig erholen. Die Übersetzerei und die Spannung bis zum letzten Moment haben mich total geschafft und ich bin richtig k.o!
Die fast vier Wochen die Edith und Heinz bei uns verbrachten, waren sehr schön, abwechslungsreich und viel zu schnell vorbei. Wir haben enorm viel Interessantes gesehen und erlebt. Ich weiss zwar nicht, wieviele Kilometer wir zusammen im Landesinneren von Venezuela herum gefahren sind, aber mit der MABUHAY waren es nur ca. 113 sm (210 km). Toll war es auf jeden Fall!
Fotos: Edith und Heinz, Paul, MT

