
Samstag, 10.April 2010: Puerto la Cruz
Es ist fast nicht zu glauben, aber unsere Gäste sind schon seit zwei Wochen wieder zu Hause. Die Zeit vergeht unheimlich schnell. Wir haben diese Zeit teils mit sehr viel Arbeit, teils mit totalem Nichtstun verbracht. Paul hat an der Hauptmaschine, am Aussenborder und am Generator Öl gewechselt. Wir haben alle Wäsche in die Lavanderia gebracht und zum Teil auch hier auf dem Schiff gewaschen, die Vorratslager gestaubsaugt und neue Vorräte eingefüllt. Aber vor allem haben wir gewartet! Wir haben bei einem Tapezierer, Felix Castro, heisst er, eine Abdeckung für unser Dinghy und eine für die Rettungsinsel bestellt. Nun warten wir seit zwei (2!) Wochen jeden Tag, dass er endlich kommt. Am Anfang kam er um alles auszumessen. Dann ging es mit den Ausreden los. Er versprach uns, um 8h30 zu kommen und kam den ganzen Tag nicht. Einmal bekam er das Material nicht, dann das falsche Material, dann war es der Stromausfall, dann war seine Nähmaschine kaputt, dann hatte er das falsche Ersatzteil um die Nähmaschine zu reparieren! Ich habe immer wieder bei ihm angerufen und bekam diese Ausreden zu hören. Wir sind immer wieder in seine Werkstatt gegangen, manchmal war er dort und dann hörten wir wieder die Ausreden oder das Geschäft war einfach mitten am Tag geschlossen! Heute wollte er um 7h30 kommen. Wir sind extra um 7h aufgestanden. Aber den ganzen Tag sahen wir KEINEN FELIX! Wir getrauen uns keinen Schritt mehr weg vom Schiff, um ihn ja nicht zu verpassen. Ich habe auch heute wieder bei ihm angerufen und er antwortete nicht. Beim zweiten Mal versprach er, morgen, Sonntag, um 10h zu kommen, mit den fertigen Abdeckungen. ICH KANN ES NICHT MEHR HÖREN!
Ha, abends steht plötzlich Matthias, unser deutscher Reiseleiter vor der MABUHAY.
Wir verabreden uns für morgen zum Mittagessen.
Als ich zu den Damenduschen gehe, staune ich nicht schlecht. Beide Duschen sind besetzt. Zwei junge MÄNNER duschen hier genüsslich und ich muss warten, bis eine Dusche frei wird. In der Nacht regnet es ca. 10 Min.

Sonntag, 11.April 2010: Puerto la Cruz
Wir warten! Jetzt ist es 11h und weit und breit ist kein Felix in Sicht! Um 11h40 rufe ich ihn an. Er antwortet mir, er arbeite an unserer Abdeckung und wenn er damit fertig sei, komme er sofort. Er kommt den ganzen Tag NICHT! Dafür kommt Matthias mit seiner Lebensgefährtin, mit ½ Stunde Verspätung. Er meint lachend, in Venezuela sei eine GANZE Stunde Verspätung normal... Wir essen am Strand und Matthias sagt, er komme abends nochmals zu uns an Bord. Und er kommt tatsächlich auch, diesmal alleine. Wir geben ihm von unserem selbstgebackenen Brot zum probieren. Er meint, ja, es sei sehr gut, als Sohn eines deutschen Bäckers (aus Lindau) könne er das beurteilen! Am Mittwoch will er uns in seine Posada am Puipui-Strand mitnehmen.
Montag, 12.April 2010: Puerto la Cruz
Wir warten! Wir nutzen die Zeit, um zwei Maschinen Wäsche zu waschen. Um 10h kommt die Gehilfin von Felix, sagt tausend Mal „entschuldigung“ und bringt uns die Abdeckung für die Rettungsinsel. Felix brauche Klettverschluss und müsse den noch besorgen. Sie richtet uns aus, dass die Abdeckung für das Dinghy um Punkt 16h (heute) gebracht werde, fix und fertig. Ja, ich bin auch fix und fertig, wenn ich nur schon an den Felix DENKE!! Ich schmiede Rachepläne. Ich sehe mich, GANZ GENÜSSLICH einen Liter Orangensaft über Felix' Nähmaschine auskippen....
Wir warten! Wir verlassen keine Minute die MABUHAY, um jaaa da zu sein, falls Felix irgendwann doch noch kommen sollte. Sogar zum Duschen gehen wir abwechselnd. Wir warten bis um 21h30, dann gehen wir ins Bett...
Dienstag, 13.April 2010: Puerto la Cruz
Wir warten! Wir warten den ganzen Tag..., ich weigere mich, Felix anzurufen. Ich kann seine Ausreden nicht mehr hören. Und das Schlimmste ist, dass wir ihm 4/5 des Preises für die Dinghy-Abdeckung schon angezahlt haben! Wir Deppen!
Mittwoch, 14.April 2010: Puerto la Cruz
Eigentlich hätten wir heute mit Matthias zum Puipui-Strand fahren sollen. Aber an seinem Auto sind die Bremsen defekt und müssen zuerst repariert werden. Der Ausflug wird verschoben.
Also warten wir weiter auf unsere Dinghy-Abdeckung! Um 10h geht Paul zu Felix in die Werkstatt. Er kommt zurück und berichtet, der Klettverschluss sei jetzt da. Wir sitzen den ganzen Tag an Bord und warten! Um 16h gehen Paul und ich zu Felix in die Werkstatt und sind gespannt auf die heutige Ausrede. Diesmal ist es der Nähfaden, Felix hat keinen SCHWARZEN Faden. Die Abdeckung ist dunkelblau und weil unsere Geduld am Ende ist, befiehlt ihm Paul, er solle WEISSEN Faden nehmen. Gut, dann bringe er das fertige Teil in 2 Stunden zu uns! Ich sage ihm voll ins Gesicht, dass wir das nicht glauben!!!
Um 18h kommt Gerd, der Deutsche von der „Second Life“ zu uns. Wir trinken etwas und gehen anschliessend ins Marina-Restaurant, das inzwischen wieder geöffnet wurde, um eine Kleinigkeit zu essen. Dabei klagen wir Gerd unser Leid wegen Felix.
Donnerstag, 15.April 2010: Puerto la Cruz
Wir warten! Gerd erzählt den beiden Marineros Freddy und Edgar von unserem Ärger mit Felix. Diese rufen sofort bei Felix an und teilen uns dann mit, dass Felix an unserem Teil arbeite und es uns heute noch bringen werde..., haha, wer's glaubt!
Freitag, 16.April 2010: Puerto la Cruz – Pui Pui
In der Nacht leichter Regen. Um 6h50 bringt uns der Deutsche George die auf Garantie neu verzinkte Ankerkette. Pünktlich um 8h holt uns Matthias ab. Paul's geschultes Auge entdeckt sofort an Matthias' Toyota Landcruiser eine grosse Schraube, die im hinteren rechten Pneu steckt. Bevor wir unsere 5-stündige Fahrt nach PuiPui antreten, fahren wir noch beim Pneuhändler vorbei und lassen den defekten Pneu reparieren. Nach 20 Minuten ist schon alles erledigt und wir können losfahren. Unterwegs schüttet es zeitweise wie verrückt. Matthias freut sich. Es hat seit über 4 Monaten nicht mehr geregnet und er hofft, dass die Wassertanks bei seiner PuiPui Lodge voll werden. Über Cumaná fahren wir nach Carúpano. Hier stehen in einer Lagune ganz viele schöne Flamingos. Nach ca. 250 km kommen wir in der Pui Pui Lodge an. Es regnet immer wieder leicht.
Die Pui Pui Lodge, die Matthias vor ca. 5 Jahren aus Holz hier gebaut hat, befindet sich an einem der schönsten und unberührtesten Festlandstränden der Karibik, auf der Halbinsel Paría im Nord-Osten des Landes. Das Ende der Halbinsel Paría liegt direkt gegenüber der Insel Trinidad.
Der Strand von Pui Pui, erstreckt sich über eine Länge von 600 Metern und ist bekannt für seine Meeresschildkröten, die am frühen Morgen zur Eiablage an den Strand kommen. Des weiteren gilt er auf Grund seiner hohen Wellen als das Surfparadies schlecht hin.
Wir beziehen unser Zimmer, Paul belegt die Hängematte, ich ein schönes bequemes Bett (es hätte noch 3 andere Betten in dem Zimmer). Danach machen Paul und ich einen langen Strandspaziergang in der wunderschönen Bucht. Es ist jetzt 15h30, aber so dunkel, als wäre es schon 17h30. Zum Abendessen gibt es Fisch (Catalana, mmm... supergut und überhaupt keine Gräten!), dazu Reis und Chabis-Rüeblisalat. Ständig fällt der Strom aus, aber Matthias hat einen kleinen Generator und so können wir nach dem Essen noch lange würfeln und Domino spielen.
Samstag, 17.April 2010: Pui Pui
Um 05h30, kaum ist es hell, gibt es vor der Lodge, die direkt am Strand liegt, ein grosses Geschrei. Wir drehen uns in den Betten um und schlafen noch ein wenig. Beim Frühstück erfahren wir dann, dass die Fischer einen grossen Schwarm Fische erwischt haben, und das Netz wurde bei dem Geschrei gemeinsam an Land gezogen; 350 kg Fische!!!
Paul und ich lesen fast den ganzen Morgen in den Hängematten unter dem Palmblätterdach am Strand. Heute ist es nur noch leicht bewölkt. Anstatt etwas zu Mittag zu essen, laufen wir ein Stück die Hauptstrasse entlang. Matthias fährt mit dem Auto nach Rio Caribe, um Baumaterial einzukaufen. Wir trinken bei Gregorio etwas und kehren dann zum Pui Pui Strand zurück. Hier kommen wir gerade rechtzeitig an, um zu sehen, wie die Einheimischen und viele venezuelanische Touristen (am Montag ist Nationalfeiertag und deshalb arbeitsfrei) gemeinsam ein Fischernetz an den Strand ziehen. Es hat viele, ziemlich grosse Fische drin. Später erfahren wir; 80 kg Fische. Jetzt begeben wir uns in ein Restaurant ganz am Ende des Strandes und essen so eine Art gebratene Bananen (es ist 15h30). Heute gibt es kein Abendessen, dafür würfeln wir bis um 21h30. Wir lehren zwei 12-jährigen Knaben das Würfelspiel und die beiden sind zwar sehr scheu, aber sie freuen sich sehr. Denn ganzen Tag läuft LINKS von der Lodge und RECHTS von der Logde höllenlaute, eigentlich sehr schöne lateinamerikanische Musik. Nur leider ist es VERSCHIEDENE Musik!!!
Bis am Abend dröhnt es ganz mächtig in unseren Köpfen. Schade, heute ist kein einziges Mal der Strom ausgefallen! Übrigens gibt es hier keine Telefon-, Handy-oder Internetverbindung...
Sonntag, 18.April 2010: Pui Pui
Bis morgens um 03h dröhnt Musik durch die Nacht. Zwar nur noch aus EINER Quelle, aber trotzdem ist an Schlaf nicht zu denken! Beim Frühstück erfahren wir, dass eine der Musikanlagen in der Nacht „durchgebrannt“ ist....
Es ist wieder schönes Wetter. So gegen 11h30 fährt Matthias mit uns an den Medina-Strand. Ein sehr schöner Strand mit vielen Palmen, wo die Venezuelaner gerne ihr Wochenende verbringen. Sie sitzen clanweise unter den Sonnenschirmen, haben Grill und Gasflaschen dabei und bereiten das Mittagessen zu. Wir essen bei einer Brutzelbude Fisch (Catalana). Danach fahren wir zurück zum Pui Pui-Strand. Unterwegs vor den Häusern und Hütten laufen überall grosse Schweine und viele kleine Schweinchen frei herum. Am Nachmittag baden Paul und ich in den hohen Meereswellen direkt vor der Lodge. Zum Abendessen isst Matthias Suppe, Paul Salat und Brot und ich Fisch (Catalana) und Salat. Anschliessend wird gewürfelt. Um 18h30 wird ALLE Musik abgestellt, ahhh!!!
Montag, 19.April 2010: Pui Pui – Puerto la Cruz
Diese Nacht haben wir prima geschlafen. Es regnet als wir morgens aufstehen. Heute ist der Venezuelanische National-Feiertag. Nach einem Käffchen, geht es um 7h45 wieder auf den Rückweg nach Puerto la Cruz. Kaum haben wir Pui Pui verlassen, hört der Regen wieder auf. In Rio Caribe geraten wir fast in eine Demo und Matthias fährt einen riesigen Umweg um sie zu umfahren. Weil die Halbinsel Paría für seine Kakao-Produktion bekannt ist, machen wir unterwegs im Kakao-Museum einen Halt und lassen uns alles über den Kakao und die Schokolade-Produktion erklären. Zuerst schauen wir uns die Kakaobäume mit Blüten und Früchten an. Man kann das ganze Jahr Kakao ernten. Danach wird uns in der kleinen Schokoladefabrik der Werdegang vom Kakao zur Schokolade erklärt. Anschliessend an einen kurzen Film dürfen wir von allen Schokoladensorten ein wenig probieren. Und natürlich erwartet man von uns, dass man im Laden ein paar Tafeln Venezuelanische Schokolade kauft. Das tun wir auch, aber ehrlich gesagt, es ist halt keine Schweizer-Schokolade! Nun geht die Fahrt weiter. Im Ort Guaca, gibt es einen riesigen Stau auf der Strasse. Als wir endlich durch sind, sehen wir auch die Ursache davon. Ein gewaltig grosses Schiff wird auf einem Anhänger transportiert. Aber natürlich sind weit und breit keine Verkehrsregler zu sehen. Bei Carúpano stehen wieder viele Flamingos in der Lagune und in Cumaná regnet es wieder eine Weile. Um 15h sind wir, OHNE Stopp unterwegs, zurück auf der MABUHAY. Matthias fährt sofort nach Hause und wir haben einen zünftigen Durst und Hunger, immerhin haben wir seit gestern Abend, etwa 17h30, nichts mehr gegessen und nur einen ganz kleinen Kaffee als Frühstück getrunken. Um 15h30 sitzen wir schon im Marina-Restaurant vor einer schönen Pizza. Aber schön war unser Ausflug nach Pui Pui trotzdem. Nun haben wir auch den gebirgigen Nord-Östlichsten Zipfel von Venezuela gesehen. Hier in Puerto la Cruz ist es sehr viel heisser als an der Nordküste der Halbinsel Paría.
Abends kommen Oma und Opa auf ein Bier zu uns.
Wir staunen nicht schlecht, als wir im Internet sehen, dass mehrere Tage lang über ganz Europa, wegen der Aschewolke vom isländischen Vulkan Eyjafjallajökull, Flugverbot herrschte!
Dienstag, 20.April 2010: Puerto la Cruz
Da wir nicht wieder wie die Dummen auf Felix warten wollen, gehen wir um 10h zu ihm. Unsere Dinghy-Abdeckung liegt wie ein alter Lumpen auf der Nähmaschine. Wir schauen uns die Arbeit an und sind entsetzt! Das bisschen, das Felix seit letztem Donnerstag genäht hat, sieht grässlich aus. Die Nähte sind krumm und unansehbar! Jeder Erstklässler könnte bestimmt schöner nähen! Jetzt reicht es Paul aber!!! Er flucht zuerst eine Runde auf Berndeutsch, nimmt dann das Teil und schmeisst es wütend auf den Boden! Aber leider ist Felix gar nicht da! Nur seine Frau ist anwesend und die Ärmste kann ja nun wirklich nichts dafür. Wir verlassen wutentbrannt die Werkstatt und laufen weiter, um Brot und Eier einzukaufen. Ein paar Häuser weiter vorne spricht uns ein anderer Tapezierer an und fragt uns, ob wir mit Felix Ärger hätten. Nun erklären wir ihm die Situation und fragen ihn, ob er bereit wäre, die Arbeit fertig zu stellen. Er meint, dazu müsse er sie zuerst sehen. Paul und ich gehen zu Felix zurück. Er ist immer noch nicht da. Wir packen alle Sachen, die zum Dinghy-Cover gehören und gehen wieder zum anderen Geschäft. Hier, der Inhaber heisst Milano, herrscht nun auch grosses Entsetzen. Horible (horrormässig) und feo (hässlich) sind die mildesten Ausdrücke die wir hören. Ausserdem sei der Stoff kein „sombrela“, (extra starkes Material mit UV-Schutz ), das Einfassungsband und der Faden seien überhaupt nicht sonnen-und salzwassertauglich. „Sombrela“ sei sehr teuer, 291 Bolivar pro Meter, und was Felix uns da untergejubelt habe, koste etwa 90 Bolivar pro Meter! Er zeigt uns ein Stück richtiges „sombrela“ und der Unterschied ist auch für uns deutlich fühlbar. Milano ist bereit, die Näharbeit fertig zu machen. Er kommt sofort mit zur MABUHAY. Paul und ich gehen noch bei Felix vorbei, jetzt ist er anwesend, und ich werfe ihm an den Kopf, dass er ein Lügner sei! Er sagt kein Wort! Auf dem Rückweg knallt Paul, direkt neben Felix' Haus, mit dem Kopf in die Ecke einer Aircondition, die auf's Trottoir hinaus gebaut ist. Jetzt hat er auf der Stirne eine schöne blutige Schramme. An der Pförtnerloge sage ich den Marineros, sie sollen jaaaa den Felix niiiieee mehr in die Marina lassen! Milano legt die Abdeckung auf unserem Dinghy aus und wir werden gleich nochmals wütend! Eine Seite passt einigermassen, aber vorne, der Bug, und die andere Seite sind TOTAL VERPFUSCHT! Wir beschliessen schweren Herzens, Milano soll doch besser eine komplett neue Abdeckung machen, als diesen Murks zu flicken. Er misst alles gewissenhaft aus und verspricht, am Nachmittag um 16h zu kommen um uns das Material zu zeigen, das er für uns einkauft. Wir müssen ihm allerdings das Geld geben, damit er das „sombrela“ kaufen kann. Wir teilen ihm aber auch mit, dass die Arbeit bis FREITAG fixfertig am Dinghy montiert sein muss.
Es ist fast unerträglich heiss. Über die Mittagszeit packen wir für jeden ein Salami-Sandwich ein, schnappen uns die Thermoskanne mit 1,9 Litern kaltem Zitronenwasser und gehen an den Pool. Die feine Salami hat uns Gerd geschenkt. Er hat sie von einem deutschen Metzger bekommen der in Venezuela, im deutschen Ort Colonia Tovar, eine Metzgerei betreibt. Kaum haben wir uns unter der Dusche abgekühlt, gibt es ein kleines Gewitter und wir kehren erfrischt zum Schiff zurück. In den Pool durften wir nicht, die haben soeben frisches Chlor eingefüllt.
Wir glauben es kaum, es ist jetzt 15h10 und Milano steht mit einer Rolle dunkelblauem „sombrela“ bei uns auf dem Schiff. Morgen will er um 8h kommen und mit der Arbeit beginnen.
Heute war ein sehr teurer Tag für uns. Haben wir doch, Felix sei Dank, 2000 Bolivar (333 US$) aus dem Fenster geschmissen!!! Soweit zum Thema Felix.
Mittwoch, 21.April 2010: Puerto la Cruz
Es ist sehr heiss, wir tropfen nur so! Paul knetet den Brotteig. Nachdem eine Maschine Wäsche zum trocknen aufgehängt ist, bringen wir die Papiere für die AUSKLARIERUNG ins Reisebüro. Wir wollen am Samstag Puerto la Cruz und somit das Venezuelanische Festland verlassen. Dort, in dem Büro, wechseln wir auch nochmals einige Dollars und bekommen einen ganzen Stapel Bolivares dafür. Nun gehen wir noch schnell in einen Schiffselektro-Laden hier in der Marina. Paul braucht wieder ein paar Teile, diesmal aber nur als Reserve. Hier in diesem Geschäft ist die Aircondition so kalt eingestellt, dass wir frieren. Paul kauft nochmals eine gleiche Sicherungsdose, wie er ungefähr vor zwei Wochen eine gekauft hat. Letztes Mal kostete sie 160 Bolivares, heute soll sie 182 Bolivares kosten. Paul reklamiert, äh nein, natürlich muss ICH reklamieren! Leider ist der Chef nicht da und das Fräulein will ihn fragen. Er komme in 5 Minuten, teilt sie uns mit. Nach 30 Minuten ist der Chef endlich da und jetzt kostet die Sicherungsdose plötzlich nur noch 111 Bolivares!!!
Milano kommt um ein Muster von der Dinghy-Abdeckung zu nehmen. Danach fahren wir per Dinghy durch die Kanäle zum Unicasa Supermarkt und machen einen Rieseneinkauf. Während wir alles irgendwie verstauen, wird das Brot gebacken. Abends kommt Gerd zu uns zu einem Schwatz. Er überrascht uns mit einer Pfanne voll Wasser und 6 deutschen Würstchen drin. Wir müssen sie nur noch heiss machen. Sogar den Senf bringt Gerd mit! Dazu gibt es von unserem frischen Brot und Bier. Gemütlich essen und plaudern wir bis wir alle bettreif sind.
Donnerstag, 22.April 2010: Puerto la Cruz
Geht etwa der Mist mit der Dinghy-Abdeckung schon wieder los? Milano ist nämlich gestern Nachmittag NICHT gekommen! Und bis morgen Freitag, soll er die Arbeit fertig haben, da wir ja am Samstag Puerto la Cruz verlassen wollen. Tja, wir sind gespannt...
Während Paul die MABUHAY aussen schrubbt, fülle ich in der Küche 20 kg (zwanzig Kilo!) Mehl in PET-Flaschen ab. So bleibt das Mehl vor Feuchtigkeit und unliebsamen Viechern geschützt. Anschliessend verziehe ich mich mit dem Laptop an den Pool um zu schreiben.
Abends kommen Oma und Opa zum Abendtrunk zu uns.
Freitag, 23.April 2010: Puerto la Cruz
Wir bezahlen im Marina-Büro die Gebühren für einen Monat Aufenthalt. Morgen, wenn wir von hier los wollen, ist das Büro noch geschlossen. Danach geht es per Dinghy zum letzten Mal durch die schönen Kanäle zum Supermarkt Unicasa. Heute kaufen wir vor allem Frischwaren, Gemüse und Früchte ein. Wir wollen die letzten Bolivares noch aufbrauchen. Es ist wieder megaheiss heute und das Verstauen der Sachen lässt einige Schweisstropfen fliessen. Jetzt holen wir noch 60 Eier beim Eiermann an der Strasse (die ganze Familie freut sich dort, dass wir immer bei ihnen Eier kaufen), gehen bei Milano vorbei, der hoch und heilig verspricht, um Punkt 17h unser Dinghy-Cover abzuliefern, machen bei Felix einen Halt um von ihm Geld zurück zu verlangen (natürlich zwecklos) und ihm zu sagen, er sei ein Dieb und ein Lügner !!!, müssen ins Reisebüro, die Ausklarierungspapiere, Pässe und Schiffsdokumente abholen, nochmals ins Marina-Büro, den Stromadapter abgeben, die 100 US$ Depotgebühr dafür entgegen nehmen und schon ist alles erledigt. Später, nach der letzten Dusche müssen wir dann noch die Duschenschlüssel abgeben.
Um 18h30 wollen wir zusammen mit Gerd, seiner Freundin Arntrud (sie ist gestern Abend aus Deutschland eingetroffen), und Oma und Opa im Marina-Restaurant zu Abend essen. Aber wir warten immer noch auf Milano! Um 17h ist er SELBSTVERSTÄNDLICH nicht gekommen. Um 18h10 rufe ich zum x-ten mal bei ihm an. Er antwortet nicht. Um 18h30 ist Paul bei ihm vor dem Geschäft; geschlossen. Das bedeutet für uns, dass wir morgen NICHT wegsegeln können. Auf unseren Ausklarierungspapieren steht aber, dass wir heute Nacht, am 23. April, um 23h00 Puerto la Cruz verlassen müssen. Wir hatten ausdrücklich das Datum des 24.April, also Samstag, verlangt. Paul und ich sind beide sauwütend!!! Es fallen böse Worte und Schuldzuweisungen. Ich würde am liebsten das nächste Flugzeug nehmen und nach Hause fliegen!!!!! Trotzdem gehen wir zum Essen mit Gerd, Arntrud, Oma und Opa. Später sitzen wir noch bis sehr spät mit Gerd und Arntrud auf der MABUHAY und die Stimmung lockert sich wieder ein wenig auf.
Samstag, 24.April 2010: Puerto la Cruz
Eigentlich wollten wir ja heute um 5h30 von hier lossegeln. Um 8h20 rufe ich wieder bei Milano an. Für ihn ist alles ganz einfach; gestern Abend und heute Morgen habe es keinen Strom gehabt..., die Arbeit sei fast fertig, er müsse nur noch etwa 1½ m Naht nähen und dann komme er sofort. Wir sitzen an Bord und haben von der Marina keinen Strom und kein Wasser mehr, weil wir ja gestern Abend schon alle Anschlüsse abgehängt haben.
Um 11h geht Paul zu Milanos Geschäft. Schliesslich ist heute Samstag und bis Montag wollen wir nun wirklich nicht mehr hier warten. Paul kommt zurück und sagt, Milano komme in einer halben Stunde. Jetzt ist es 12h05, es ist noch KEIN MILANO da! Ich rufe wieder bei ihm an. Ja, er sei auf dem Weg zu uns! Und: wir können es kaum noch glauben, um 12h25 kommt Milano doch noch mit seiner Gehilfin um die Dinghy-Abdeckung zu montieren. Dabei fällt Milano die Brille vom Kopf ins Hafenwasser. Und das Tüpfelchen auf dem i ist, dass es gar nicht SEINE Brille war, sondern er hatte sie vom Nachbarn AUSGELIEHEN!, weil er sich auf seine EIGENE draufgesetzt hatte! Um 13h ist schon alles fertig. Die Gehilfin bittet uns, wie jedes Mal, um kaltes Wasser und Milano bekommt, wie jedes Mal, ein kühles Bier. Wir bezahlen ihm die Arbeit, ziehen ihm aber von den 700 Bolivar (ca. 117 SFr.) 100 Bolivar (ca. 17 SFr.) ab, weil wir ja jetzt noch einen Tag länger in der Marina bezahlen müssen. Entgegen unseren Befürchtungen ist Milano sofort damit einverstanden und schüttelt uns begeistert die Hände.
Hurra..., geschafft! Wir haben einen Dinghy-Schutz. Allerdings ist der nicht so schön, wie wir uns das vorgestellt hatten, aber immerhin...
Gegen Abend sind wir bei Oma und Opa im gekühlten Salon ihres Katamarans und verabschieden uns bei einer Büchse Bier von ihnen. Morgen geht es weiter, wir segeln Richtung Westen...
Leider sind die dazugehörenden Fotos irgendwie verschwunden...!

