Mittwoch, 27.Oktober 2010: Jardín-Medellín-Cartagena ca. 140km
In der Nacht ist es sehr laut. Auf der Plaza tönt aus jeder Bar schöne kolumbianische Musik. Leider überall Verschiedene!!! Bis weit nach Mitternacht, und dazu regnet es in Strömen! Endlich schlafe ich ein....
Gemäss Anne und Werner, findet um 05h eine Prozession mit Glockengeläut und danach lauten Gebeten statt, die rund um die ganze Plaza führt. Welcher Heilige hat heute seinen Tag???
Heute können wir alle einigermassen warm duschen. Danach essen wir im Hotel Dorado Frühstück. Der Besitzer des Hotels ist der Bruder des Hotelbesitzers „Balcon del Parque“, wo wir geschlafen haben.
Bevor wir den Bus zurück nach Medellín nehmen, möchten wir in den kleinen Lebensmittellädchen echten kolumbianischen Kaffee von hier kaufen. Man zeigt uns NESCAFÉ !!!
Um 10h15 fährt unser Bus los. Unterwegs ist die Strasse durch einen Bergrutsch verschüttet. Wir müssen warten,bis die gröbsten Steine weggeräumt sind, bis wir vorbei können.
Später geraten wir in eine Polizeikontrolle. Alle müssen ihre Personalausweise abgeben. Paul und ich sitzen zuvorderst neben dem Chauffeur und werden nicht gesehen. Alle Ausweisnummern werden telefonisch irgendwohin durchgegeben und kontrolliert. Danach bekommt jeder wieder seinen Ausweis zurück und wir können weiterfahren. Nach 140 km und 3½ Stunden später sind wir wieder in Medellín am Busterminal Süd. Mit einem Taxi geht es zum Busterminal Nord. Nach einem späten Mittagessen (um 15h) fährt unser Bus um 16h50 zurück nach Cartagena. Schade, dass es schon bald wieder dunkel ist und wir von der schönen Andenlandschaft nicht sehr viel sehen. Auch auf dieser Fahrt werden wir wieder total tiefgekühlt. Mensch, bin ich froh um meine neuen warmen Jeans! Irgendwo gibt es einen Abendessenstopp, wo wir gegrillte Spiesschen mit Schweinefleisch essen und heissen Tee trinken. Hmmm... das tut gut. Während der Fahrt schleichen wir oft hinter Kolonnen von Lastwagen, die Schiffs-Container geladen haben, her.
Donnerstag, 28.Oktober 2010: Medellín-Cartagena ca. 650km
Mehr oder weniger erfroren kommen wir nach 14½ Stunden Fahrt und ca. 650 km weiter um 07h15 in Cartagena am Busbahnhof an. Wir leisten uns einen guten, heissen Kaffee und dazu ein süsses Gebäck. Mit dem öffentlichen Bus fahren wir wiederum eine ganze Stunde durch die Stadt zum Club Nautico. Hier holt uns Beat mit dem Dinghy ab und um 10h sind wir gesund und zufrieden zurück auf unseren Schiffen.
Heute machen wir nicht mehr sehr viel, wir müssen uns von der anstrengenden Reise erholen! Aber es war sehr schön , nur schade, dass wir nicht noch je einen Tag länger in Jardín und Medellín bleiben konnten. Wir hätten in Medellín noch mit der Metro fahren und den botanischen Garten besuchen können. Aber eben, man kann nicht alles haben!
Freitag, 29.Oktober 2010: Cartagena
Um 9h will uns Bianney (unser Schweisser) beim Club Nautico abholen. Wir müssen den neuen Geräteträger begutachten, den er für uns geschweisst hat. Um 9h40 kommt er endlich und wir steigen in seine uralte Rostlaube, ein roter Mazda aus dem Jahre 1985. Es gibt daran nichts, was NICHT klappert, aber er FÄHRT!!! Allerdings muss er jedesmal wenn wir losfahren, zuerst Kühlwasser einfüllen. In Bianney's „Werkstatt“ staunen wir erst mal eine Weile! Also wenn wir gewusst hätten, WIE diese „Werkstatt“ aussieht, hätten wir ihm vermutlich den Auftrag NICHT gegeben!!! Eigentlich ist es nur ein lottriges Dach, das vor Sonne und Regen schützt. Ein paar Hunde und Hühner laufen herum und hinterlassen ihre Spuren. In einer Ecke wäscht eine Frau einen ganzen Berg Wäsche von Hand. In einer grossen, abschliessbaren Blechkiste hat Bianney seine Werkzeuge. Paul musste seine Bohrmaschine mitbringen, Bianney hat zwar Bohrer, aber keine Maschine dazu, die funktioniert. Es hat einen wackligen Arbeitstisch und eine grosse Gasflasche für's Schweissen und einen Schraubstock. Unser Geräteträger steht an einen Pfosten angelehnt da und sieht wirklich wunderbar aus. Ein Wunder, wie der 36-jährige Bianney, sein älterer Bruder und sein Schwager das fertig gebracht haben, in dieser „Werkstatt“!
Nachdem wieder Kühlwasser ins Auto gefüllt wurde, bringt uns Bianney zurück zum Club Nautico.
Auf der „sail away“ fragen wir Werner, ob er morgen helfen würde, den Geräteträger auf die MABUHAY zu transportieren. Wir trinken einen Cappuccino und kehren zurück zur MABUHAY. Nach dem Mittagessen laufen wir, Paul und ich, in die Stadt, um nochmals „Kohle“ zu holen. Mit 2 Millionen Pesos im Rucksack kommen wir zurück. Um 17h treffen wir uns mit Gerd. Wir trinken auf der Stadtmauer ein grosses Bier und verlagern uns dann ins nahe gelegene Restaurant „Bavaria“. Wir bestellen Paulaner Bier, das extra aus München per Schiff eingeführt wird und essen eine Platte mit Bratkartoffeln, Weisswurst, Bratwurst, geräuchter Wurst und Sauerkraut (Chukrut steht auf der Karte). Eigentlich verrückt, oder? Wir sitzen in Kolumbien und essen bayrisch!!! Aber es ist sehr gemütlich und wir geniessen es. Gerd feiert mit uns nochmals seinen Geburtstag und lädt uns zu diesem Essen ein. Der Wirt, Stefan, aus München, lebt schon seit 9 Jahren hier. Er hat eine kolumbianische Frau und eine Tochter.
Wir halten für Gerd ein Taxi auf. Sein Schiff liegt in einer Werft, etwas ausserhalb der Stadt. Der erste Taxifahrer weiss nicht, wo das ist. Der Zweite will 40'000 Pesos für die Fahrt, der Dritte 30`'000 und der Vierte 20'000. Den nimmt Gerd. Merci Gerd für den schönen Abend!!!
Paul und ich laufen zurück zur Marina. Es ist, jetzt um 22h, immer noch 31° warm.
Heute hat es in der ganzen Stadt KEIN einziges TÖFFTAXI. Sonst wimmeln die überall herum. Diese TÖFFTAXI's dürfen im ganzen Departement Bolívar, dessen Hauptstadt Cartagena ist, an jedem 2. und letzten Freitag des Monats NICHT fahren. Deshalb ist der Verkehr auffallend viel ruhiger als sonst.
Samstag, 30.Oktober 2010: Cartagena
Um 8h sind Werner und Paul mit zwei Dinghys am Steg des Club Nautico. Endlich, um 9h30 kommen sie mit dem Geräteträger, eine Stütze in Werner's Dinghy, die andere in unserem Dinghy, bei der MABUHAY an. Bianney und sein Schwager Jonny, Paul und Werner helfen, das grosse Teil auf die MABUHAY zu hiven. Ich muss an der Winschkurbel drehen, um es hinauf zu ziehen. Nun fährt Werner nochmals zum Steg und holt den Bruder von Bianney, Martín, und die grosse Gasflasche zum Schweissen. Uff..., geschafft! Die drei Arbeiter montieren nun den Geräteträger und Paul spielt den Handlanger, während ich das hier schreibe und nur hie und da eingreifen muss, zum Übersetzen. Der grosse Bruder von Bianney, Martín, ist eine ziemlich faule Socke! Wenn es ums arbeiten geht, steht er lieber auf die Seite...
Die drei wollen ständig Wasser haben (zum Glück nur Wasser!), aber jaaaa keines vom Wassermacher, das sei salzig! Sie wollen nur GEKAUFTES Wasser trinken!
Als es um's Schutzgas-Schweissen geht, fangen die Probleme an! Unser 1.0-Honda-Generator ist zu schwach. Paul, Bianney und Jonny fahren zum Steg und leihen sich irgendwo von amigos einen grösseren Generator. Auf dem Schiff funktioniert er aber nicht. Ist ja auch kein Wunder, wenn man diese „Stecker“ hier sieht. Die abisolierten Drähte werden einfach offen in die Löcher gesteckt. Paul stehen die Haare zu Berge! Also wieder zurück und einen anderen Generator (2.0) bei anderen amigos gemietet. Auch der ist zu schwach, geht nicht. Nun wird hin und her beraten, was zu tun ist. Bianney sagt uns, dass er versuchen will, einen noch grösseren Generator aufzutreiben und am Dienstag (am Montag ist Feiertag, 1.November) damit wieder zu kommen. Die riesige Gasflasche bleibt hier an Bord und das ganze restliche Gerümpel (sprich Werkzeuge) verstauen wir um 14h30 in unserer Bugkabine. Oh Mann, ich bin ein wenig genervt...
Um 18h treffen wir uns am Steg mit Beat, Daniela, Anne, Werner, Annemarie und Helmut von der „Anna X“. Die beiden Österreicher haben ihr Schiff in Santa Marta und sind 5 Stunden im Bus hergekommen, um Cartagena zu besichtigen. Sie schlafen auf der „sail away“. Wir wollen alle zusammen in die Stadt, um gemeinsam zu Abend zu essen.
Es regnet ganz leicht als wir loslaufen. Und wir latschen und latschen in die Altstadt und dort rundherum, bis wir uns auf einer Plaza niederlassen und ein Bier trinken. In der Kirche daneben findet soeben eine Hochzeit statt. Der Bräutigam ist, wie seine Braut, ganz in Weiss. Wir laufen wieder durch ALLE (so kommt es mir vor) Gassen der Altstadt, bis wir endlich das für uns geeignete Lokal entdecken. Es ist ein kleines Chinarestaurant „El Diamante“. Tja, gestern Bayrisch, heute Chinesisch! Mit unseren acht (8) Bestellungen scheinen wir die Küche ziemlich zu überfordern, auf jeden Fall kommen die Gerichte nicht zusammen, so dass wir eigentlich auch nicht ZUSAMMEN essen können. Paul's Champignonsuppe und mein und Beat's Chow Mein (Nudeln mit Gemüse und Huhn) sind prima. Wer Süss-Sauer bestellt hat, ist nicht so ganz begeistert. Beim Teller-Wegräumen beobachtet Daniela, wie der Abräumer ihren Teller mit dem Rest des Süss-Sauren-Huhnes auf einem Tisch abstellt und sich nachher genüsslich alles einverleibt!!!
Plötzlich fängt es sintflutartig an zu regnen. Es ist schön, wenn man drinnen am Trockenen sitzt. Wir befinden uns an der genau gleichen Strassenkreuzung, wo ich schon mal mit dem älteren Herrn, Alberto, auf der Treppe sass, und die Leute im Regen beobachtete. Der Regen schwemmt allen Dreck weg und das Wasser kommt im Nu ÜBER die Bordsteine. Aber genauso schnell sinkt der Pegel wieder, als es aufhört zu regnen. Als der grosse Regen vorbei ist, laufen wir zurück zum Club Nautico und sind gegen 23h zurück auf unseren Schiffen. Es ist um diese Zeit 28° warm.
Sonntag, 31.Oktober 2010: Cartagena
Es ist wieder schön sonnig und sehr heiss (33°). Paul hockt im Motorenraum und zieht Kabel ein, immer noch für die Solarpaneele und ich sitze unten im Salon am Compi und muss dem Elektriker immer wieder assistieren. „Zieh mal an dem Kabel da! Nein, an dem Blauen! Gut so, und jetzt noch am Schwarzen!“
Am Nachmittag regnet es. Abends gibt es über der Altstadt ein schönes Feuerwerk. Vielleicht zum Halloween? Die sind hier ganz angefressen von Halloween!
Montag, 1.November 2010: Cartagena
Es ist wieder mächtig heiss heute! So gegen 11h laufen wir los und besuchen mit Anne, Werner, Anne-Marie und Helmut die Burg „ El Castillo San Felipe“, deren Bau 1657 begann.
Die Stadt Cartagena de Indias wurde am 1. Juni 1533 durch Pedro de Heredia gegründet. Sie gilt als eine der ersten spanischen Stadtgründungen im Norden Südamerikas und erfuhr ein schnelles Wachstum als wichtiger Hafen für die Schifffahrt des Kontinents. Die spanische Flotte lief zwei Mal jährlich von Sevilla bzw. Cádiz aus kommend Cartagena an, um hier die spanischen Fertigprodukte, wie Waffen, Rüstungen, Werkzeug, Textilien, Pferde zu löschen und Gold, Silber, Perlen und Edelsteine zu laden, bevor sie nach Puerto Bello und Santo Domingo auslief.
Auch die niederländischen und englischen Sklavenschiffe, soweit sie überhaupt in spanische Häfen in Amerika einlaufen durften, mussten nach Cartagena. Aus diesem Grund wurde Cartagena häufig von Piraten attackiert und geplündert, beispielsweise 1585 durch Sir Francis Drake und 1697 von französischen Piraten. Nach dem Einfall Drakes befestigten die Bewohner die Stadt durch einem 11 km langen Schutzwall und die riesige Wehranlage San Felipe. Die Einfahrt in die Bucht säumten fortan zwei Forts, San José und San Fernando, die nur schwer zu überwinden waren.
Cartagena wurde als die Perle von Las Indias bezeichnet, galt nach einem Überfall englischer Piraten 1741, gegen den sich Cartagena behaupten konnte, zeitweilig als uneinnehmbar und als das Beispiel spanischer Militärarchitektur.
Die gelagerten Schätze, die nach Spanien transportiert werden sollten, und die stetig ankommenden und abfahrenden Schiffe machten die Hafenstadt aber auch sehr schnell zu einem bevorzugten Ziel von Freibeutern und Piraten. Es wurde also, mit Hilfe von Sklaven aus Afrika, ein mächtiger Schutzwall und insgesamt 29 Forts errichtet. Nach der Kriegserklärung Englands an Spanien wurde Admiral Vernon mit einer Streitmacht von 186 Schiffen und 18000 Mann geschickt um Cartagena einzunehmen. Der, am 13. März 1740 begonnene, größte Angriff der Geschichte Cartagenas musste drei Monate später abgebrochen werden, da keine Aussichten mehr auf Sieg bestanden und die Flotte Vernons. von Gelbsucht und Malaria zermürbt war.
Heute wird hauptsächlich Öl, Kaffee und Platin exportiert und die Stadt hat sich als eine der schönsten Kolonialstädte Südamerikas behauptet.
Während wir die zahllosen unterirdischen Gänge und Tunnels erkunden, verlieren Anne und ich die anderen vier aus den Augen. Sie sind weg! Einfach verschwunden! Nachdem wir sie endlich wieder gefunden haben, behaupten sie, WIR seien schuld an diesem Missgeschick. Dabei sind Anne und ich, wie abgemacht, geradeaus gelaufen, und sie sind einfach links in einen Tunnel abgebogen! Wieder alle sechs beisammen steigen wir noch tiefer in die Gänge hinunter, bis wir an Wasser kommen, das wir nicht durchwaten wollen. Das Wasser steigt stetig an und bei den Vordersten kommt leichte Panik auf. Also treten wir sofort den Rückzug an und keuchen den gleichen Weg wieder hinauf. Erst jetzt merken wir, dass es wie verrückt in Strömen regnet! Wir warten ca. eine Stunde lang in den Tunnels am Trockenen. Danach gehen wir hinaus unter ein Dach, in der Hoffnung, dass der Regen bald aufhören wird. Aber dies ist nicht der Fall und wir frieren. Also wieder hinein in die Gänge! Endlich, um 13h45, wir haben alle Hunger und Durst, wagen wir uns hinaus. Aber es regnet immer noch. Bis wir im Restaurant „Narcobollo“ (die Pizzeria Sandro, wo wir hin wollten, ist geschlossen) ankommen, sind wir alle bis auf die Haut durchnässt und wir tropfen von Kopf bis Fuss. Es ist fast 14h30 und wir „müssen“ draussen auf einer gedeckten Terrasse essen. Aber das macht uns nichts aus, Hauptsache es gibt was zu Futtern. Es gibt typisch kolumbianisches Essen, was uns allen sehr gut schmeckt.
Um 16h30 sind wir alle auf der „Time after Time“ zum Abendessen eingeladen. Daniela und Beat haben sich wieder mal sehr viel Arbeit gemacht, für acht Personen. Es gibt verschiedene gegrillte Würste, Kartoffelsalat und Champignon-Risotto, dazu noch selber gebackenes Brot. Merci herzlichst an die beiden Köche. Wir essen alle VIEL zu VIEL!!! Als wir kurz nach 20h zu unseren Schiffen fahren, ca. 100m, werden wir heute zum 2.Mal pflotschnass bis auf die Haut!
Dienstag, 2.November 2010: Cartagena
Bis 15h regnet es in ununterbrochenen Strömen! Alles ist grau in grau! Der Burgwächter von San Felipe hatte Recht. Er hatte mir gestern gesagt, heute werde es regnen. Auf meine Frage „warum?“ meint er, weil der 2.November, „Allerseelen“ ist.
Und wir wollten doch heute unseren Geräteträger fertig geschweisst bekommnen!
Gegen Abend kommt Bianney um zu sagen, dass er einen grösseren Generator gefunden habe und morgen um 8h zum Schweissen kommen werde.
Mittwoch, 3.November 2010: Cartagena
Wieder ein grauer Tag mit Regen! Um 8h bringt Paul drei leere Gasflaschen zum Taxifahrer Lorenzo, um sie füllen zu lassen. Um 10h30 sollten wir sie wieder abholen können. Lorenzo hatte uns erzählt, dass alle Taxis mit der Nummer 2 auf der Autonummer, im Monat November jeden Dienstag NICHT arbeiten dürfen. Das wechselt jeden Monat. Im Oktober durfte er am Montag nicht arbeiten und im Dezember wird es der Mittwoch sein.
Um 10h30 fahren wir an den Steg. Die Gasflaschen sind noch nicht gefüllt. Die Gasabfüllstation sei überschwemmt worden und heute nicht in Betrieb. Aber dafür treffen wir am Steg auf Bianney. Er warte auf den Generator und dann komme er zu uns. Wir gehen schnell in den Supermarkt, Wäsche abholen und ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Danach bringt Paul zuerst mich mit der Wäsche und den Einkäufen an Bord, dann holt er Bianney, Martín und Jonny mit dem Generator ab. Es ist inzwischen 11h30. Da ich sowieso nur im Weg bin, fahre ich danach mit Daniela und Beat ins Internetcafé um wieder einmal 2 Stunden lang Mails zu beantworten. Als wir zum Steg zurück kommen, steht Paul da. Er wartet auf die drei Arbeiter, die essen gegangen sind. Überhaupt muss Paul ständig mit dem Dinghy zum Steg und zurück pendeln. Bianney hat zum Beispiel die 32 Schrauben vergessen, um die Solarpaneele anzuschrauben. Also muss Jonny an Land geführt werden um solche Schrauben kaufen zu gehen. Paul kehrt zum Schiff zurück und muss Jonny später mit den gekauften Schrauben abholen. Mühsam!!!
Um 16h30 wären wir auf der „sail away“ zum Apéro eingeladen. Um 17h ist der Geräteträger angeschweisst und zwei der vier Solarpaneele montiert. Die Arbeiter machen Feierabend und Bianney will Geld haben. Wir geben ihm 1.5 Millionen Pesos. Paul muss sie nun noch an Land bringen, mitsamt der grossen Schutzgasflasche. Sie wollen morgen um 8h wieder kommen, um die Arbeit abzuschliessen. Nach einer kurzen Dusche sind wir um 17h30 auf der „sail away“ und können entspannen.
Donnerstag, 4.November 2010: Cartagena
Es hat ziemlich viel Wind und in der Nacht hat es geregnet. Die Strassen der halben Stadt sind unter Wasser!
Paul fängt schon mal an, die zwei montierten Solarpaneele zu verkabeln. Von 14h bis 16h kommt Bianney mit seinen zwei Helfern. Jonny, der Jüngste und Leichteste, muss sich hinten am Heck, über dem Wasser, quer auf ein Brett legen und die Solarpaneele festschrauben.
Anne und Werner kommen vorbei und begutachten die Arbeit, später auch Beat.
Als die Paneele montiert sind, will Bianney wieder Geld. Aber diesmal sagen wir „no!“. Wir möchten noch eine seitliche Verstrebung an dem Träger haben und morgen, wenn alles fertig ist, bekommt er sein restliches Geld. Es ist lustig, wie Bianney sich immer an MICH wendet und ganz sanft und leise sagt:“Maria Teresa, könntet ihr heute etwas zahlen?“
Freitag, 5.November 2010: Cartagena
In der Nacht regnet es immer wieder. Auch heute ist wieder so ein dunkelgrauer Tag. Immer wieder regnet es kurz. Paul verkabelt die letzten zwei Solarpaneele und nervt sich ziemlich, weil er wegen Regen seine Arbeit immer wieder unterbrechen muss. Kaum wird es ein wenig heller, freut er sich über unser neues „Kraftwerk“, das Strom in unsere Batterien speist. Nur schade, dass wir den Solarkontroller nicht anschliessen können. Das Gerät liegt immer noch defekt bei uns an Bord und wir suchen immer noch jemanden, der es nach Deutschland mitnehmen könnte, um es in der Herstellerfirma reparieren zu lassen.
Es regnet immer wieder! Im Schiff haben wir 28°.
Bianney und seine Männer kommen um 14h30. Wir sind total überrascht. Wir hätten sie bei dem Wetter nicht erwartet. Um 15h ist unser Geräteträger fix und fertig montiert und sieht sehr gut aus. Bianney bekommt sein Geld und strahlt!!!
Abends um 17h, es hat endlich ein wenig aufgehört zu regnen, wollen wir uns mit Gerd am Steg des Club Nautico treffen. So war es wenigstens abgemacht. Aber Gerd kommt nicht. Petra und Manfred , die Deutschen von der „Mintaka“, die wir zufällig treffen, sagen uns, dass Gerd um 19h bei ihnen auf dem Schiff eingeladen sei. Sie ruft Gerd auf sein Handy an und erfährt, dass er im Supermarkt Carulla sei. Wir treffen ihn dort um 18h. Nun muss er aber noch Geld vom Bankautomaten beziehen und so sind wir erst um 18h20 in der Pizzeria José, wo wir zusammen eine Pizza verdrücken wollten. Wir bestellen SOFORT eine Pizza für 3 Personen (large) und warten und warten. Der Pizzabäcker ist sehr fleissig und eine Pizza nach der anderen wird über die Strasse geliefert..., aber wir bekommen NICHTS! Um 18h50 ruft Petra an, Gerd werde jetzt per Dinghy am Steg abgeholt. Gerd bezahlt unsere Pizza, die wir gar nicht hatten und sagt der Frau des Pizzabäcker's: „Muchas gracias, für die Pizza!“ und geht von dannen. Nun kommt die Frau an unseren Tisch, entschuldigt sich wortreich und fragt, ob wir einen Tee wollten? Aber wir wollen keinen TEE, wir wollen eine PIZZA! Die Frau nimmt eine neue Bestellung auf, diesmal die Pizza für 2 Personen (medium) und ca. 20 Minuten später (gegen 19h30) können wir endlich unsere Pizza essen...
Samstag, 6.November 2010: Cartagena
Wieder ein Regentag! Um 9h30 fährt Paul per Taxi zu Gerd von der „The second Life“ Er befindet sich mit seinem Schiff aufgebockt in einer Werft, etwas südlich von hier. Gerd hat diverse Probleme an seinem Schiff und Paul will ihm helfen und versuchen hoffentlich einige dieser Probleme zu lösen.
Ich befinde mich von 9h30 bis 15h30 im Internetcafé, mit einer Mittagspause von 45 Minuten, wo ich im Restaurant des Supermarktes etwas esse. Ich stelle den neusten Bericht fertig und beschrifte die Fotos dazu. Dieses Internetcafé ist enorm airconditioniert und bis Paul um 15h30 endlich kommt, bin ich wieder mal total durchgefroren. Aber auch Paul friert zünftig. Er hat Gerd im strömenden Regen geholfen, den Mast zu stellen und ist nass bis auf die Haut. Und dieses trübe Regenwetter schlägt uns auf's Gemüt. Da gibt es nur eines, schnell auf die MABUHAY, trockene Sachen anziehen und Bratkartoffeln und Spiegeleier mit viel Zwiebeln und Speck zu essen!
Sonntag, 7.November 2010: Cartagena
Ha, die Sonne scheint! In der Nacht hat es zwar wieder geregnet aber beim Frühstück blendet uns die Sonne ganz zünftig.
Im Hafen von Cartagena, in unserer Sichtweite herrscht, wie immer, Betrieb. Ein riesiger Kreuzfahrer kommt herein und ganz in unserer Nähe werden die enormen Containerschiffe ent-und beladen. Ununterbrochen, auch nachts, und Sonntags wird dort gearbeitet. Kaum ist ein Schiff beladen fährt es raus und schon kommt der nächste Koloss und wird von den Schlepperbooten millimetergenau an die Pier bugsiert. Was die wohl alles in diesen Containern geladen haben?
Bianney's Generator steht immer noch bei uns im Cockpit. Am Freitag hatte er gesagt, ob er ihn noch etwa 10 Minuten bei uns lassen könne, aber er dürfe nicht nass werden !!! Wir stellen ihn kurzerhand raus auf's Heck, da wir den Platz im Cockpit benötigen.
Um 17h haben wir Daniela, Beat, Anne und Werner zum Abendessen eingeladen. Wir feiern die Fertigstellung unseres Geräteträgers.
Montag, 8.November 2010: Cartagena
Es regnet wieder zünftig heute morgen. In einer Regenpause laufen wir in die Stadt um Verschiedenes zu erledigen. Zu Mittag essen wir im grossen Warenhaus „Exito“. Wir nehmen Hackbraten, Kartoffelpurée und gemischtes Gemüse. Alles ist sehr gut, nur leider total kalt!
Als wir auf die MABUHAY zurückkommen, ist der Generator weg, abgeholt.
Dienstag, 9.November 2010: Cartagena
In der Nacht Regen aber heute morgen ganz angenehm leicht bewölkt.
Wir erledigen verschiedene kleine Haushaltsarbeiten und nach dem Mittagessen gehen wir per Taxi mit den zwei Matratzen der Bugkabine in die Stadt zu einem „Tapicero“. Wir wollen neuen Schaumstoff für die Matratzen kaufen und sie gleich nach Muster zuschneiden lassen.
Weil wir 1½ Stunden lang auf das Zuschneiden der Schaumstoffmatratzen warten müssen, beschliesse ich, dass man doch die Zeit nutzen könnte und zum Coiffeur gehen könnte. Mein Skipper kriegt fast einen Herzinfarkt, dass ich einen anderen Coiffeur als IHN berücksichtigen möchte. Mein Haarschnitt inkl. Waschen kostet 8'000 Pesos (ca. 4.50 US$). Das überzeugt Paul und er setzt sich auch gleich in einen Stuhl und wird vom Chef persönlich für 7'000 Pesos (ca. 3.90 US$) verschönert!
Abends müssen wir zu Manfred in sein „Büro“ im Internetcafé des Carulla-Supermarktes, zum Ausklarieren. Irgendwann, Ende dieser Woche wollen wir Cartagena verlassen und weil am Donnerstag und Freitag Feiertage sind, müssen wir heute Abend schon ausklarieren. Nachdem wir unsere Pässe und Papiere abgegeben haben, gehen wir alle sechs in den Stadtteil Getsemani und essen im Restaurant „Pavia“ eine Pizza. Das Restaurant ist eigentlich eher nur ein Hinterhof, aber sehr gemütlich. Die Pizzen sind alle prima. Beat und ich versuchen eine Pizza mit Schinken und Äpfeln und sind begeistert davon. Auf dem Rückweg sehen wir die Einheimischen, die mit der ganzen Familie fröhlich auf der Plaza sitzen. Wir machen auf der Stadtmauer einen Halt und trinken noch ein Bier als Schlummertrunk. Gegen 22h sind wir alle wieder wohlbehalten auf unseren Schiffen. Das war richtig schön, dieser Abend! Und: es hat den ganzen Tag NICHT geregnet!!!
Mittwoch, 10.November 2010: Cartagena
Am Morgen erledigen wir wieder kleinere Haushaltarbeiten und Paul bekommt einen Schnell-Funk-Kurs von Beat. Danach holt er zweimal am Steg per Dinghy 40 Liter Wasser in Kanistern. Hier in diesem Dreckwasser machen wir KEIN Süsswasser mit dem Wassermacher, nie im Leben!
Am Nachmittag nach 16h, es regnet leicht, sind wir am Umzug zur Carnevalseröffnung. Mann, ist das ein Getümmel! Es hat X-Gruppen von Schulen, Vereinen, Clubs und Tanzschulen mit Tambouren. Viele Kindergruppen. Jeder macht so viel Lärm wie er kann. Die Gruppen, meist in schönen, sehr bunten Kostümen, präsentieren ihre Tänze. Man muss es einmal gesehen haben, aber das Ganze ist ziemlich ungeordnet für uns disziplinierte Mitteleuropäer. Der Umzug dauert ca. 1½ Stunden.
Danach essen Daniela, Beat, Paul und ich in einem kleinen Lokal gekochtes Huhn, Pommes Frites (sehr gute!) und Salat, alles gut, für 6000 Pesos pro Person (ca. 3.50 US$)
Donnerstag, 11.November 2010: Cartagena
In der Nacht kurzer Regenschauer. Am Morgen scheint die Sonne. Paul kratzt 65 Minuten, mit der Tauchausrüstung auf dem Buckel, am Unterwasserschiff der MABUHAY herum. Er sagt es habe haufenweise Fische die ihn am arbeiten hindern! Mann, hat die einen Bewuchs zugelegt in den 4 Wochen die wir heute hier in Cartagena sind! Am Sonntag möchten wir hier wegfahren, aber mit diesem Unterwassergarten am Schiff wäre das sehr schwierig geworden.
Heute ist ein halber Feiertag, das heisst am Morgen sind die Geschäfte offen, aber gegen 16h soll wieder ein Umzug stattfinden. Wir begeben uns in die Stadt, auf der Strasse ausserhalb der Stadtmauer findet das Defilee statt. Werner, Anne, Paul und ich schauen uns das eine Zeit lang an. Es kommen grosse Wagen vorbei, wo zuoberst eine sehr leichtbekleidete (es ist ja sehr warm hier!) zukünftige Schönheitskönigin mehr oder weniger freudig tanzt. Die Königinnen werden am Wochenende gewählt und präsentieren sich heute hier. Zwischen den Wagen laufen und tanzen die Fussgruppen. Wir stehen auf der Stadtmauer und sind zu weit weg, um das Geschehen richtig zu sehen. Rund um uns herum wird fleissig mit Schaum aus Spraydosen gesprüht. Wir haben bald genug und laufen durch die Altstadt ins Quartier Getsemani, wo wir wieder im Restaurant Pavia im Hinterhof eine gute Pizza verspeisen. Wir werden hier sofort erkannt und freudig willkommen geheissen. Auf der Plaza vor der Kirche ist mächtig was los und die Einheimischen amüsieren sich königlich. Wir haben alle vier wieder genug „Carnaval“ gehabt für die nächsten 10 Jahre!!! Aber schön war's trotzdem...
Freitag, 12.November 2010: Cartagena
In der Nacht hat es wieder zünftig geregnet und auch den ganzen Morgen schüttet es immer wieder nur so herunter. Wir treffen uns mit Manfred, dem Ausklarierungsagenten und erhalten unsere Pässe und Papiere zurück. Nun sind wir also ausklariert (und wieder um 160'000 Pesos (ca. 90 US$) leichter für irgendwelche Hafensteuern) und können, wenn das Wetter und der Wind passen, am Sonntag zur Isla Rosario (noch in Kolumbien) und später zu den San Blas-Inseln in Panama losfahren.
Um 16h30 sind wir alle auf der „Time after Time“ zu einem „Apéritif“ eingeladen. Dieses „Apéritif“ entpuppt sich als regelrechtes Firstclass-Abendessen! Es gibt gekochte Artischocken mit drei verschiedenen Dip-Saucen (selbstverständlich selber gemachten!). Der zweite Gang besteht aus Riesen-Muscheln (Teigwaren) gefüllt mit Käsesauce, auf einem Tomatensaucenbett. Und zum Schluss eine gewaltige Fischsuppe mit Dorsch und Crevetten. Für Paul wurde extra eine Gemüsesuppe mit Würstchen gekocht, weil er wieder KEINE VON DEN VIECHERN (Crevetten) essen will. Als Dessert paffen die Männer noch eine kubanische Cohiba-Zigarre. Mann, geht es uns gut und wir werden unheimlich verwöhnt. Liebe Daniela und Beat, das war wieder einsame Spitze!!!
Samstag, 13.November 2010: Cartagena
Es regnet den GANZEN Tag in Strömen und dabei werden doch heute die Schönheitsköniginnen gewählt!





































