Von Cartagena zu den San Blas Inseln, 26.11. - 12.12.2010, Teil 2
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Freitag, 26. November 2010: Ustupu

Kein Regen in der Nacht! Ein Kuna kommt angerudert und holt unseren Müll ab. Wir geben ihm eine Tüte voll ab und dazu 1 $. Er sagt, er verbrenne das Zeug am Festland drüben. Wir haben da so unsere Zweifel...., ob er wohl den Abfall nicht einfach in den Wald wirft??? Er will uns Mangos verkaufen, aber wir möchten lieber Fisch. Den verspricht er uns für „später“. Um 10h paddeln wir mit Anne und Werner in unserem Dinghy ins Dorf Ustupu. Dies ist die grösste Indianer-Siedlung von allen San Blas Inseln, mit 5'000-6'000 Einwohnern. Es hat sogar einen kleinen Flugplatz. Das Versammlungshaus ist um 10h30 voll besetzt mit Frauen in ihrer traditionellen Kleidung. Eine Frau spricht eindringlich auf die anderen ein.

Wir spazieren durch das grosse Dorf (ohne nochmal was zu bezahlen) und werden überall freundlich begrüsst und willkommen geheissen. Alle, Kinder und Erwachsene, wollen wissen wie man heisst. Die kleineren Kinder wollen unbedingt auf die Fotos, die grösseren absolut nicht! Anne kauft bei einer Gruppe Frauen, unter grossem Geschnatter aller Frauen, zwei wunderschöne „molas“ mit schönen Vogelmotiven.

Wir kommen an einer riesigen (überdimensionierten) katholischen Kirche vorbei und an einer grossen Schulanlage. Schule wird in zwei Etappen gehalten, eine Gruppe muss am Morgen zur Schule, die anderen am Nachmittag. Es hat UNMENGEN von Kindern..., und es hat viele ALBINOS. Sie sind ganz hellhäutig, haben fast weisses Haar und sehr empfindliche Augen. Durch häufige Fälle von erblich bedingtem Albinismus bei den Kuna entstanden Legenden über Indianer mit weißer Hautfarbe.

In einer Kneipe am Hafen essen wir zu Mittag. 3 mal Hühnersuppe, 3 mal Chili con Carne auf Reis und 6 Colas kosten 14.25 $. Da kann man wirklich nicht meckern, oder? Beim Wirt kaufen Werner und wir eine Kuna Flagge. Die Flagge, die Kuna Yala seit 1925 führt, bildet eine Swastika (ein Hakenkreuz) ab. Diese stellt einen Oktopus dar, der nach der lokalen Überlieferung die Welt erschaffen hat.

Wir paddeln zurück zur „sail away“ wo es einen guten Cappuccino gibt.

Fisch wird auch heute wieder KEINER geliefert!

 

Mola

Die Mola ist ein traditionelles Nähkunstwerk der Kuna-Indianer und wird in Heimarbeit gefertigt. Es handelt sich um ein in Handarbeit genähtes rechteckiges Motivbild. Sie reflektiert die Mischung aus traditioneller Kuna Kultur mit Einflüssen der modernen Welt.

Die Kunst der Molanäherei entstand in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Verfügbarkeit von günstigen bunten Baumwollstoffen und Nähmaterial.

Dabei handelt es sich um eine Applikations-Stickerei, die ursprünglich und auch heute noch die Bluse der Frauen ziert. Diese Tracht ist in ihrer heutigen bunten Form erst ab 1950 entstanden. Die Vorläufer zu Beginn des 20. Jahrhunderts haben sich vermutlich aus der bis dahin üblichen Körperbemalung statt -bekleidung, die die ersten Missionare förderten, entwickelt.

Das Design heutiger Molas ist oft angelehnt an moderne Grafiken, Bildern aus Büchern, Zeichentrickfilmen oder politischen Plakaten, aber auch noch durch traditionelle Motive der Kuna Legenden und ihrer Kultur geprägt.

Die Molas werden auf Vorder- und Rückseite der Blusen der Kuna Frauen genäht. Sie bestehen aus Stoffresten die in mehreren Lagen miteinander vernäht werden und durch Heraustrennen und umnähen von einzelnen Flächen ein Motiv ergeben. 

Die Qualität der Molas ist unter anderem gekennzeichnet durch die Anzahl von verwendeten Stofflagen, die Feinheit der Nähstiche und die Gleichmäßigkeit und Größe der Ausgeschnittenen Teile des Bildes.

Samstag, 27. November 2010: Ustupu

Kein Regen! Bereits um 6h werden wir von lautem Männerpalaver geweckt. Wir stehen auf und schauen dem Treiben vor dem Dorf zu. Etwa 20- 30 Kanus mit je zwei bis vier Mann liegen in einer Reihe quer vor der Einfahrt zur Bucht. Es dauert ein Weilchen, bis wir herausfinden, was da gemacht wird. Sie legen eine Wasserleitung vom Festland zum Insel-Dorf. Stück für Stück wird ein Kunststoff-Rohr nach dem anderen angesetzt und weiter geschoben. Das dauert etwa 3 Stunden. Nun entdecken wir ein Grüppchen richtig grosse Delfine, die in aller Gemütlichkeit in der Bucht und zwischen den Schiffen herumschwimmen und fressen. Wir sind jetzt 6 Segelschiffe hier. Die „sail away“, Anna X und „Time after Time“ verlassen den Ankerplatz und fahren zur nächsten Insel. Wir bleiben noch hier, weil wir mit dem Dinghy den Rio Sugandi erkunden wollen. Das wird im Segelführerbuch so vorgeschlagen. Ausgerüstet mit Wasser und Picknick machen wir uns auf den Weg. Aber unser Ausflug dauert nicht lange! Wir kommen nicht einmal bis zur Flusseinfahrt, werden wir schon von einem Motoreinbaum aufgehalten. Zwei Frauen und ein Mann sagen uns, es sei verboten in den Fluss zu fahren, er sei heilig und es koste 50 $ wenn wir dort hin fahren möchten!!!! Nein Danke, soviel ist uns dieser Fluss nicht wert.

Als wir zur MABUHAY zurückkommen, liegt ein spanischer Segler neben uns. Wir sind überzeugt, dieses Schiff zu kennen und fahren zu den Leuten hin. Und tatsächlich, es ist die „Silver Cloud“ mit der spanischen Familie aus dem Baskenland, die wir auf der Isla Margarita kennen lernten. Wir sagen ihnen, dass wir jetzt ins Dorf gehen und im Restaurant dort eine gute Suppe essen werden. Sie schliessen sich uns an und wir (d.h. ich) palavere mit Amaya und Emilio ausgiebig auf Spanisch. Vor dem Mittagessen bringen Paul und ich einem 11-jährigen Albino-Knaben, Louis, der übrigens ganz fürchterlich schielt, meine Sonnenbrille, die ich nach dem Augenlasern, von der Augenklinik erhalten habe. Louis freut sich, sagt „gracias“, setzt die Brille sofort auf die Nase und verschwindet wieder mit seinen Spielkameraden. Der Vater von Louis sagt uns, er habe 3 (drei) Albino-Kinder, eine Tochter und zwei Jungs. Er und seine Frau, die wir gestern kennen lernten, sind „normale“, braunhäutige Indianer.

Nach dem Mittagessen machen wir es uns auf der MABUHAY gemütlich und die spanische Familie besichtigt das Dorf.

Ein Kuna-Mann kommt mit dem Kanu vorbei und verkauft uns 5 grüne Mangos für 1 $. Wir fragen nach Fisch, aber er meint, das Meer sei zu unruhig zum Fischen.

Sonntag, 28. November 2010: Ustupu

Die halbe Nacht gewittert und regnet es. Und die andere halbe Nacht hockt der Skipper mit Bauchkrämpfen auf dem Topf. Ihm ist himmelelendschlecht. Zum Frühstück will er nur ein wenig Kakao trinken und nichts essen. Die drei anderen Schiffe verlassen den Ankerplatz und wir sind die einzigen die noch hier sind. Der gleiche Kuna-Mann, der uns gestern die Mangos gebracht hat, kommt heute mit Limonen. Er will für 8 Limonen 1 $, aber dann gibt er uns 10 Limonen für 1 $. Kurze Zeit später kommt sein Kollege mit Fischen vorbei. Ausgerechnet heute, wo Paul absolut KEINE Lust auf Fisch hat! Der Kuna hat 6 kleine Grossaugen-Riffbarsche und will dafür 6 $. Aber wir wollen nur zwei Fische haben. Ich erkläre ihm, dass es Paul nicht gut gehe und wir nicht 6 Fische essen können. Also gut, meint er, dann können wir alle 6 Fische für 3 $ haben! Trotzdem es dem Skipper kotzübel ist, putzt er die Fische picobello und ich mache daraus 2 Dreier-Päckli und lege sie ins Tiefkühlfach. Zum Mittagessen gibt es auf Wunsch des Patienten nur ein Bouillon-Süppli mit Einlage. Es regnet wieder und ausser einem Mittagschläfchen (Paul) und lesen, machen wir heute nicht viel.

Die Kunas sind ständig mit ihren „ulu's“ (Einbäumen) unterwegs. Sie fahren vom Dorf zum Festland und holen dort in ihren Pflanzungen Holz, Mangos, Bananen, Kartoffeln usw. Andere sitzen stundenlang gemütlich im „ulu“ und fischen mit einer Nylonschnur.

Montag, 29. November 2010: Ustupu – Mamitupu, 4 sm

Wir verlegen die MABUHAY ganz gemütlich 4 sm weiter zur Insel Mamitupu, wo wir gegen Mittag ankommen. Kurz vor der Insel müssen wir höllisch aufpassen, um den Riffen aus dem Weg zu gehen. Beim Ankern sind schon 4 oder 5 Kanus mit Indianern rund um uns herum, die uns alle etwas verkaufen wollen. „sail away“, „Time after Time„ und Anna X sind schon seit Samstag hier.

Am Nachmittag schnorcheln wir alle über dem Riff, das hier noch ganz intakt zu sein scheint. Allerdings hat es SEHR wenig Fische. Wir sehen drei Rotfeurfische und eine grosse Languste.

Am späteren Nachmittag gibt es eine 2½-stündige, gewaltige Regenschütte. Mann, ist das eine Sintflut!

Dienstag, 30. November 2010: Mamitupu

In der Nacht und fast den ganzen Morgen regnet es wieder. Paul hat einen Rückfall. Ihm ist schlecht und er hat wieder Durchfall! Deshalb sind wir den ganzen Tag auf dem Schiff und sehen uns das Dorf Mamitupu nicht an.

Irgendwann am Nachmittag kommt ein ganz schüchternes, älteres Männlein im Einbaum zur MABUHAY und hält mir einen Quittungsblock hin. Wir müssen 5 $ Ankersteuer bezahlen. Aber so wie es aussieht, kann der Mann NICHT schreiben, ich muss die Quittung selber schreiben, er hat auch keinen Schreiber dabei. Nach dem Bezahlen gibt er mir einen Stoffsack mit „molas“, und fragt, ob ich eine kaufen will. Aber ich will nicht!

Um 18h holen mich Anne und Werner ab, um rüber auf die Insel zu gehen. Dort hat es ein „Hotel“, wo man auf Bestellung essen kann. Paul kommt nicht mit. Er bleibt lieber an Bord und isst mit Todesverachtung Milchreis...

Im „Hotel“, bei Pablo, essen wir in einer schönen Strohhütte zu Abend. Es sind zwei Gäste, Frauen aus Paris, anwesend, die hier in den beiden vorhandenen Bambushütten-Zimmern übernachten.

Pablo's Frau hat Langusten gekocht. Gut ist Paul nicht mitgekommen, wegen den Viechern, die er nicht isst! Dazu gibt es eine gebratene Banane, Reis mit einem Klecks Linsen drauf, gemischtes, lauwarmes Gemüse (ich kann im Halbdunkeln nicht erkennen, was genau), zwei ganze, gekochte Kartoffeln. Leider ist alles, ausser die paar Linsen, sehr kalt. Nicht etwa lau, nein richtig kalt, auch die Languste. Das Essen kostet pro Person 12 $, was wir für hier als sehr viel empfinden. Und das OHNE Getränke! Die Getränke haben wir selber mitgebracht, Bier und Wein. Pablo darf bei einer Busse von bis zu 500 $, keinen Alkohol ausschenken. Aber von unserem Bier und Wein trinkt er ganz gerne.

Von Pablo erfahren wir allerhand Interessantes über das Volk der Kuna und über Mamitupu (hat 1'200 Einwohner). Und von zwei jungen Kuna-Frauen, die neben mir sitzen, mit ihrem Handy spielen und danach im Licht meiner Taschenlampe „molas“ nähen und dazu von unserem Bier trinken, erfahren wir, dass es hier normal ist, mit 13 Jahren zu heiraten. Eine hat mit 14 geheiratet und hat jetzt mit 26 eine 10-jährige Tochter. Die andere hat mit 16 geheiratet. Nur die verheirateten Frauen tragen bunte Bänder um die Arme und Beine gewickelt und einen goldenen Schmuck in der Nase. Die Kunas dürfen KEINE Nicht-Kunas heiraten, ansonsten droht ihnen der Ausschluss aus der Gemeinschaft. Die Männer ziehen zur Familie der Frauen.

Alles in allem war es ein ganz schöner gemütlicher Abend, obwohl ich immer noch nicht verstehe, was an einer Languste so Besonderes ist!?!

Mittwoch, 1.Dezember 2010: Mamitupu – Mono Island, 12,5 sm

Paul geht es wieder besser. Das Wetter ist nicht so besonders, sehr bewölkt, aber immerhin regnet es nicht. Weil ziemlich viel Wind vorausgesagt wird (35 Knoten und 5m hohe Wellen), verlassen alle vier Schiffe Mamitupu und fahren zur gut geschützten Insel Mono. Unterwegs muss wieder sehr aufgepasst werden, auf die versteckten Riffe. Ich verbringe die meiste Zeit der 3 Stunden Fahrt vorne am Bug und halte Ausschau. Aber alles geht gut und wir erreichen um 12h30, nach 12,5 sm, den Ankerplatz hinter der Insel Mono. Die Bucht ist gross und so können wir auch in angemessenem Abstand von den anderen Schiffen ankern. Wir sind knapp fertig mit Ankern, kommt schon ein Kuna im Einbaum angepaddelt und will uns riesige Krebse und eine ganz kleine Languste verkaufen. Er sagt uns, die Insel Mono gehöre seinem Vater Julio. Bei der „sail away“ wollte er 5$ haben, wenn wir auf die Insel gehen würden. Bei uns sagt er nichts von dem.

Am Nachmittag gehen Paul und ich auf die Insel und umrunden sie zu Fuss. Dies erweist sich als schwierig, weil die Fusspfade immer wieder plötzlich enden. Aber wir schaffen es und mit ein paar mehr juckenden Mückenstichen kehren wir zur MABUHAY zurück. Die Insel Mono ist unbewohnt. Wir fahren noch bei der „Time after Time“ vorbei und laden sie zu einem Schwätzchen zu uns ein.

Plötzlich rufen Anne-Marie und Helmuth von der ANNA X zu uns rüber: “Ein Krokodil!“ Und tatsächlich, da schwimmt ein grosser Brocken von einem mindestens 2 (zwei) Meter langen Salzwasser-Krokodil!!! Gemütlich schwimmt es zwischen den Schiffen und taucht hie und da für längere Zeit ab. Und dabei wollten wir doch hier alle schwimmen und baden!!! Wow, ist das aufregend!

Donnerstag, 2.Dezember 2010: Mono Island

Morgens um 6h kommen etwa 20 Knoten Wind auf und es regnet bis gegen 10h.

Am Nachmittag fahren die vier Männer mit Beat's Dinghy ans Ufer am Festland. Sie wollen unsere Haushaltabfälle verbrennen. Alle sind mit einer dicken kubanischen Cohiba Zigarre ausgerüstet, gegen die Mücken. Nach anderthalb Stunden kommen sie vergnügt wieder zürück. Apropos Mücken. In den ganzen 4½ Jahren, in denen wir nun schon unterwegs sind, hatten wir noch nie so viele Mückenstiche wie in den letzten zwei Wochen, seit wir in Panama sind! Dabei sind vor allem die „non-see-ums“ gemein. Das sind winzig kleine Mücklein, die man nicht sieht, aber dann umso mehr spürt!

Das Krokodil lässt sich heute nicht blicken. Abends regnet es wieder.

Freitag, 3.Dezember 2010: Mono Island

Fast die ganze Nacht schüttet es irrsinnig. Wir haben etwa 25° kalt. Ab 03h geht es meinem Skipper gar nicht gut. Sein rechtes Auge tut ihm plötzlich höllisch weh. Vermutlich hat er eine schmerzhafte Bindehautentzündung. Mit einem nassen Waschlappen kühlt er sein Auge, aber an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Und es regnet, regnet, regnet!!! Wir stehen erst um 9h auf. Paul hat starke Schmerzen und sein Auge ist fast zu. Er tigert den ganzen Morgen wie ein Raubtier im Schiff herum, vom Bett ins Cockpit, von dort runter in den Salon und wieder hinauf ins Cockpit usw. und findet nirgends Ruhe. Endlich, nach dem Mittagessen ist er bereit, eine Schmerztablette zu nehmen und es geht ihm bald besser.

Nun kommen auch noch die Behörden und ziehen die „Ankersteuer“ von 10 $ ein.

Samstag, 4.Dezember 2010: Mono Island

In der Nacht regnet es wieder ganz mächtig. Aber beim Aufstehen scheint eine herrlich, willkommenen Sonne. Die ANNA X fährt auf eine andere Insel weiter.

Paul's Auge geht es sehr viel besser. Nachdem eine Maschine Wäsche zum Trocknen aufgehängt ist, will ich den Dusch/WC-Raum gründlich putzen. Ich schmeisse so richtig viel gesammeltes Regenwasser auf den Boden und als ich es abpumpen will, macht die Pumpe keinen Muckser! Es sieht nach Arbeit für den Bordmechaniker aus. Zuerst kontrolliert er die elektrischen Steckverbindungen und siehe da, eine davon ist total korrodiert. Die wird ersetzt, aber die Pumpe will immer noch nicht ihren Dienst tun. Nun muss die Pumpe ausgebaut werden, auseinander genommen schön gefettet und wieder eingebaut werden. Und? Ist doch klar, die Pumpe pumpt wieder!!!

Um 13h kommen Beat und Daniela und Paul sitzt zu ihnen ins Dinghy. Ich setze mich zu Anne und Werner ins Dinghy. Nun fahren wir etwa 1,2 sm (ca.2 km) zum Mono River. Wir wollen den Fluss hinauf fahren und ihn ein wenig erkunden. Es dauert nicht sehr lange, platscht schon das erste mächtige (ca. 2½ m) Krokodil ins Wasser. Wir haben grossen Respekt, aber vermutlich hat das arme Tier noch mehr Angst als wir. Wir fahren mit dem Motor, bis eine Tafel darauf hinweist, dass man nur noch ohne Motor den Fluss weiter hinauf darf. Die Strömung ist aber ziemlich stark, so dass wir bald wieder umkehren und uns langsam den Fluss hinunter treiben lassen. Es ist wunderschön und friedlich, so ohne Motor. An genau der gleichen Stelle wie vorhin, verschwindet wieder eiligst das gewaltige Kroko im Wasser. Wir haben es beim Sonnenbaden gestört! Bei der Rückfahrt zu den Schiffen, gegen den Wind und die Wellen, werden wir ziemlich nass.

Um 16h treffen wir uns alle auf der MABUHAY zu einem gemütlichen Fluss-Expeditions-Drink.

Sonntag, 5.Dezember 2010: Mono Island

Eigentlich wollten wir heute mit der „sail away“ und der „Time after Time“ ein paar Inseln weiter fahren. Aber es schüttet und stürmt mit bis zu 27 Knoten Wind den ganzen Tag so saumässig, dass wir alle noch hier bleiben.

Und weil es jetzt mit dem Sauwetter so richtig kalt geworden ist (24°), kann ich endlich wieder einmal (nach 1½ Jahren) ein wenig stricken....

Der Skipper versucht in den seltenen Regenpausen zu fischen, aber die Fische haben keine Lust, in der Pfanne zu landen

 

Montag, 6.Dezember 2010: Mono Island

Wieder so ein total verschiffter Tag!!!

Kurz nach 8h verlässt uns die „sail away“, um ca. 30 sm weiter zu fahren. Eine knappe Stunde später verlässt uns auch noch die „Time after Time“ und wir bleiben ganz alleine in dieser Krokodilbucht zurück. Wir, Paul und ich haben beschlossen, bei diesem Sauwetter noch hier zu bleiben und auf bessere Sicht zu warten, um durch die Riffe zu navigieren.

Paul versucht auch heute wieder zu fischen. Aber es bleibt beim Versuch...

Und es regnet, regnet, regnet..., den ganzen Tag und hat ca. 25 Knoten Wind!

Gegen Abend richtet sich eine kleine Schwalbe auf unserer Cockpitlampe gemütlich ein und verbringt dort schön geschützt die Regennacht.

Dienstag, 7.Dezember 2010: Mono Island

Die ganze Nacht regnet es und zeitweise fegt Wind von 30 Knoten über uns hinweg.

Die kleine Schwalbe der wir Unterschlupf gewährt haben, ist ein kleiner Saukerl! Sie hat ihre unübersehbaren Spuren auf unserem Cockpittisch hinterlassen und ist einfach verschwunden.

Es regnet, regnet, regnet, ununterbrochen!

Am Funk um 8h hören wir, dass es der „sail away“ (30 sm weiter) und der „Time after Time“ und der Anna X (ca. 10sm weiter) auch kein bisschen besser geht. Und laut Wetterbericht ist auch KEINE Wetterbesserung in Sicht!!!

Das ist die SINTFLUT! Gut, dass wir unsere eigene Arche Noah dabei haben. Aber ein Gutes hat dieses Wetter doch. Es hat nämlich keine Mücken mehr! Aber es ist kühl geworden. Ich ziehe zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder mal ein warmes Flanellhemd mit langen Ärmeln an. Nur Skipper Paul sitzt immer noch „oben ohne“ herum.

Der Rio Mono bringt Unmengen von Kokosnüssen, Baumstämmen, Ästen und total braunes Wasser mit sich. Die GANZE Bucht, und sie ist RIESIG, ist voll mit braunem Wasser und wir sitzen mitten drin in dieser braunen Brühe.

Endlich, so gegen 14h hat es aufgehört zu regnen aber es ist immer noch alles grau in grau. Um 18h fliegt eine Schwalbe eine Runde durch unseren Salon und dann wieder raus ins Cockpit. Als wir nachschauen, staunen wir nicht schlecht. Die Schwalbe hat einen Freund mitgebracht. Zu Zweit verbringen sie nun die Nacht auf unserer Cockpitlampe.

Wir hören den ganzen gemütlichen Abend Volksmusik aus Sardinien. Verkehrte Welt! Wir hocken im Dauerregen in Panama und hören Musik aus Sardinien! Aber dazu müssen wir sagen, dass wir (noch) keine CD aus Panama haben. Und ob es eine CD mit Kuna Yala-Indianer-Musik gibt, wissen wir nicht.

 

Mittwoch, 8.Dezember 2010: Mono Island

Es schüttet immer noch ununterbrochen, dazu Blitze, Donner und Windböen bis zu 30 Knoten. Morgens um 9h ist es so zappenduster, dass wir im Schiff Licht anmachen müssen. Unser Schwalbenpärchen, die Schlawiner, haben uns auf dem Cockpittisch eine schöne Visitenkarte hinterlassen und sind entschwunden!

Heute vor drei Wochen haben wir Cartagena verlassen. Und am Tag davor haben wir zum letzten Mal dort im Supermarkt eingekauft. Nun gehen unsere Frischvorräte langsam aber sicher zu Ende. Wir haben noch einen ½ Chabiskopf, 6 grosse Rüebli, KEINE Kartoffeln mehr, fast 2 kg Zwiebeln und 15 Knoblauchknollen, 24 Eier, 4 Äpfel und 1 Joghurt. Und auch im Kühlschrank bei Wurst und Co. breitet sich langsam gähnende Leere aus...

Und es regnet, regnet, regnet! Gut dass wir genügend spannende Bücher an Bord haben. Ich habe jetzt in 3 Tagen den 700-seitigen Roman „Lautlos“ (von Frank Schätzing) gelesen.

Nachmittags, in einer Regenpause, kommen zwei Indianer im Kanu vorbei und verkaufen uns 16 (!) dicke, grasgrüne Bananen für 1 US$! Einer sagt uns, heute sei hier „Muttertag“. Und es werde noch 4 (vier) Tage lang so weiter regnen. Ihre Wissenschaftler hätten vorausgesagt, dass es 15 Tage regnen werde. Oh Gott, hoffentlich haben die sich verrechnet!

Eine unserer Schwalben kommt heute sehr früh, nämlich schon um 16h15. Kurz vor 18h kommt auch der Freund wieder und die beiden höckeln wieder gemütlich zusammengekuschelt auf unserer Lampe. Paul und ich deuten das als schlechtes Omen, wenn die wieder bei uns schlafen. Das heisst der Regen hört noch nicht auf!?!?

Donnerstag, 9.Dezember 2010: Mono Island

Morgens um 5h regnet es noch, aber dann hört es doch langsam auf. Es regnet zwar immer wieder, aber doch nur sehr wenig. Wir würden eigentlich sehr gerne von hier weg fahren, aber Beat sagt uns am Funk, dass es dort wo er ist, 10sm weiter, total regnet. Gut, dann bleiben wir lieber hier und warten auf bessere Zeiten.

Unsere zwei Schwalben haben unser Cockpit ziemlich verkackt! Ist das der Dank für die Unterkunft?

 

Freitag,10.Dezember 2010: Mono Island

Es hat die ganze Nacht wahnsinnig, mit etwa 30 Knoten, geheult und gepfiffen. Seit 02h regnet es wieder, volle Pulle!

Unser Vogel, diesmal war es nur einer, hat uns wieder eine Mordssauerei hinterlassen. Schweinerüpel!

Bis 14h regnet es ununterbrochen. Danach immer wieder kurz aber heftig und alles ist grau in grau.

Samstag,11.Dezember 2010: Mono Island

Wieder so ein verschiffter Schifftag! In der Nacht Blitze, Donner und heftiger Wind.

Am Morgen keine Sauerei im Cockpit, weil unser Vogel nämlich gestern Abend nicht gekommen ist.

Am Funk hören wir so Geschichten wie: Panamkanal gesperrt und Strassen am Festland unpassierbar wegen Überschwemmungen. Ausserdem die Bambushäuser der Kuna-Indianer undicht und alles durchnässt, ihre Pflanzungen unter Wasser und sie frieren! Da haben wir es ja direkt gut in unserer Arche MABUHAY. Unsere Hauptbeschäftigung in den letzten 10 Tagen war essen und lesen! Putzen hat im Moment sowieso keinen Sinn, weil alles still vor sich hinschimmelt !!!

Wir haben GROSSE Hoffnung, dasss das Wetter morgen ein wenig besser wird und wir unsere Arche ein Stück weiter bewegen können.

Sonntag,12.Dezember 2010: Mono Island – Nargana, 32,5 sm (ca. 60km)

Endlich! Endlich schaffen wir es, die einsame, unbewohnte Insel Mono zu verlassen, wo wir die letzten 11 Tage ausgeharrt haben. Von 7h10 bis 14h30 motoren wir 32,5 sm nach NordWesten, zur Insel Nargana.

„Unser“ Vogel hat uns wieder beehrt und uns eine schöne Bescherung hinterlassen. Diesmal hat er auf der Wäscheleine unter dem Dach geschlafen. Ganz gemütlich, mit dem Kopf unter einem Flügel

Das heutige Wetter stellt uns richtig auf! Zwar hat es bis um 6h geregnet und auch danach ist es noch bewölkt. Aber dann kommt irgendwann die Sonne hervor. Es gibt sie also doch noch, die Sonne! Ah, ist das schön...

Unterwegs haben wir eine ganz kurze Begegnung mit Delfinen. Sonst gibt es auf dieser Fahrt keine besonderen Vorkommnisse, ausser dass wir die Sonne unheimlich geniessen.

Kaum haben wir vor der Insel Nargana fertig geankert, kommen schon zwei Indianer angepaddelt und fragen, ob wir aus Dänemark kommen (wegen der rot/weissen Flagge). Sie fragen, ob wir Müll zum Entsorgen haben. Pro Sack koste es 2 US$. Wir handeln den Preis auf 1 US$ herunter und dafür wollen sie etwas zu trinken und zu essen. Und das bekommen sie auch, Wasser und von unserem selbstgemachten Brot. Nun werden sie übermütig und wollen noch Schokolade oder Cookies haben, aber damit sind wir nicht mehr einverstanden.

Danach stürzen wir uns, seit Ewigkeiten wieder einmal, ins trübe Meer.

Um 19h30, wir haben soeben fertig draussen im Cockpit gegessen, schüttet es wieder in Strömen!

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