Sonntag, 27.Februar 2011: als Linehandler mit NICONE durch den Panamakanal
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Panamakanal heute mal etwas ganz anderes. Hier das Protokoll von Peter, dem Skipper der Nicone, mit ihm und Leena passieren wir den Panamakanal als Linehandler.

Vorbereitungen für Panama-Kanalpassage in der Shelterbay-Marina

Es war schon ein feines Gefühl als wir gestern Sonntag 20.02. bei herrlichen Bedingungen wie von Geisterhand mit dem Windpilot und zügigem Nordost zur Shelterbay-Marina segelten.

Zuvor bei der Inbetriebnahme des Windpiloten, nach doch längerer Zeit, wollte dieser nicht so recht funktionieren, weil der Feststellschieber noch fixiert war. Die Bordfrau machte sich schon Gedanken darüber ob wir nach dem Atlantik nun auch den Pazifik von Hand steuern müssten…

Unser Panamakanal-Agent kam schon einen Tag darauf, erklärte uns das Prozedere, das wir schon recht gut aus eigener Linehandler-Erfahrung und von anderen Seglern kennen:

  • Termin Kanalpassage voraussichtlich bereits in 5-7 Tagen
  • Kurz vorher Abmeldung und Fahrt-Bewilligung einholen
  •  Bootsvermesser wird kommen und weitere Instruktionen geben
  • Durchfahrt mit Start Mittag / Abend – Übernachten im Gatunsee – Weiterfahrt mit Ankunft im Pazifik nach dem Mittag
  • Ein Advisor wird an Bord kommen und die Fahrt überwachen
  • Fahrt wird allein oder im Paket mit anderem Boot oder angedockt an Schlepper erfolgen
  • Jedes Boot benötigt neben dem Skippper 4 weitere Personen zur Handhabung der Leinen (Boot zu Personen auf Schleusenmauer) zusätzlich ein Advisor – total 6 Personen
  • Der Agent bringt Pneus (Fender) und Leinen die auf der Pazifikseite wieder abgegeben werden.
  • Kosten total: 909.- US$

Die Linehandler sind bereits „engagiert“: neben Leena stellen sich Marie-Therese und Paul von der „Mabuhay“ sowie Manfred von der „Pan Gea“ zur Verfügung. Es müssen 4 Linehandler sein, ob sie dann alle zum Einsatz kommen bleibt offen und ist davon abhängig wie geschleust wird (allein, Paket, an Schlepper). Wird z.B. im Paket mit 2 Booten aneinander gedockt geschleust, benötigt jedes Boot nur 2 Linehandler. Dieser Entscheid fällt erst vor der Schleuse. Die Regel gilt auch für kleine Segelboote, welche ohnehin wenig Platz haben. Sie bekunden dann oft Mühe mit so vielen Leuten an Bord.

Als der Vermesser kommt, ist das Boot schnell vermessen – es interessiert nur die Länge über alles von Anker bis Davits (13.30 m), somit weniger als 50 Fuss und damit niedrigere Preisklasse. Es gibt einige Administrativpapiere auszufüllen sowie Anweisungen zu berücksichtigen – darunter Verpflegung für den Advisor, Vorschrift für Leinenlänge, Durchmesser und Schlaufengrösse , Frage nach Toilette/n, Max-Speed, Dieseltankinhalt und Verbrauch etc.

Neu gibt es in den umliegenden Orten Hafen-Kapitäne, so auch hier in der Shelterbay, die nach neuen Regeln handeln, welche während unseres Schweiz-Aufenthaltes in Kraft getreten sind. Er will unsere Papiere sehen und meint, dass wir mit einer Busse rechnen müssten, weil wir letztmals nicht am entsprechenden Ort ausgecheckt hätten… denkste… er erkundigte sich beim Amt in Colon und vermeldet uns am nächsten Tag es sei ok.

Zur Zeit gibt es hier einige Bewegung in der Marina – viele Segler bereiten die Saison vor – täglich kommen und gehen ein paar Segelboote. Besonders die Boote welche in den Pazifik wollen, gilt es auszurüsten, zu bunkern, Ersatzteile zu besorgen, nötige Reparaturen vorzunehmen, da entsprechende Möglichkeiten rar werden, wenn Panama achteraus liegt.

Spruch des Tages von Marlies SY Pan Gea: „Segler reparieren sich mit dem Boot um die Welt“.

Überall wird an den Booten gearbeitet – hinter uns fällt dabei die schöne Sarah ins Wasser, was ihr und den andern aber eher Freude bereitet und als ihr Sonnenhut vom Wind getrieben vorbeischwimmt, hechtet sie elegant nochmals hinterher.

IMG_1696 Holzmotorboot Odyssey_thumb.jpg  IMG_1697 neue Planken und Kalfaterung_thumb.jpg  IMG_1698 neue Spanten_thumb.jpg

Auf der Werft besuchen wir die „Odyssey“, das grosse Motorboot, das beinahe mit samt Crew versunken wäre (im Jan/Feb- Bericht erwähnt). Die Arbeiter die uns sofort erkennen, zeigen und erklären uns stolz die Fortschritte am Boot, das schon wieder ganz passabel aussieht – gute Zimmermannsarbeit – es wurden eine Anzahl neue Spanten und Planken eingesetzt sowie das ganze Boot kalfatert – in 2 Wochen soll es wieder im Wasser sein.

Leena macht grosse Wäsche. Nach den vorherigen Arbeiten unter Deck mit dazu gehörendem Chaos (Panamarina) richtete sie alles schön her. Leider vergassen wir wieder mal die Bananen zu verstauen – ein Fressen für die Fledermäuse in der Nacht und ärgerlich wegen vielen Kotflecken auf den frischen Polsterüberzügen!

Grosseinkauf in Colon – daselbst Bankproblem – der Automat belastete zwar unser Konto, aber die 500$ spukte er nicht aus… wird uns noch beschäftigen…

IMG_1737 Beobachten der Kapuzineraffen_thumb.jpg  IMG_1742 Kapuzineraffe_thumb.jpg
Gehen abends in den Dschungel um sieben Kapuzineraffen beim Fressen zu beobachten. Marie-Therese weiss zu erzählen, dass die Weibchen bestimmen wann sie Sex wollen, dann zwinkern sie mit den Augenbrauen – das ist das Zeichen für die Männchen… Da unsere Frauen die Augenbrauen (noch) nicht bewegten… gehen wir auf ein Bier zur Mabuhay.

Ärger – und natürlich wieder mal am Freitag: E-mail aus Miami – die bei Arturo bestellte Ware kommt in ca 2 Wochen, statt der versprochenen 3-5 Tage… heisst warten auf Pazifikseite – die Kanaldurchfahrt ist inzwischen für Sonntag festgelegt.

Dann Last Minute-Vorbereitungen: Leena macht noch Frischwareneinkäufe in Colon – bereitet Essen vor für die Crew während Passage – selbst bereite ich das Deck vor: beseitige Stolpermöglichkeiten (Leinen und Schoten), decke Solarpanele ab, damit die Affenfäuste, die im Kanal zugeworfen werden, keinen Schaden anrichten können…etc. etc.

Sind am Abend nach geschäftigem Tag zum Sundowner auf der Mabuhay eingeladen.

Spruch von Paul: „ ich werde 124 Jahre alt – bin heute schon halb tot“

Kanal-Passage 27. und 28. Feb. 2011

Etliche Fragen beschäftigen besonders den Skipper:  wird alles klappen? Boot ok? – z.B. ein Motorausfall bzw. Schlepp im Kanal würde sehr teuer – Crew? Timing? Advisor? Linehandling? Paul wird wohl wegen seiner Handverletzung während des Schleusens  das Steuer bedienen, währenddessen ich „seine“ Leine bedienen werde!? Bojenplatz Gatunsee? Übernachtung?…

Werden Pneus (Fender) und Leinen noch rechtzeitig angeliefert? – ja 2 Std vorher.

Kommt Joaquino wegen Seefunk noch vorbei heute Sonntag? – ja er kam.

 

Es kommen Freunde um sich zu verabschieden – sie folgen später oder segeln weiter auf der Atlantikseite.

  • 13:45 Willkommen Crew  – der Advisor wird später an Bord gebracht
  • 14:04 Ablegen und Fahrt bei Starkwind zum Ankerplatz vor Kanal – Anmeldung über Funk – Rückmeldung, dass Advisor (erst) um 18:00 an Bord gebracht wird – Seemannsgarn, Bad bei Welle, schlafen, Käsekuchen…
  • 18:00 Advisor kommt an Bord – Fahrt vor die erste Schleuse, wo wir mit einem alten 60-Fuss Renn-Segler (Holländer) ein Paket bilden. Unterdessen ist es dunkel geworden und es gilt bei dem vielen Verkehr aufmerksam zu sein.

IMG_1762 Paul.jpg   IMG_1763 Marie-Therese.jpg   IMG_1764 Manfred.jpg  IMG_1769 Advisor Edwin.jpg
IMG_1765 Bordfrau & Skipper.jpg  IMG_1748 Einfahrt in die erste Panamaschleuse.jpg
Überall Aufregung: ein grosser Frachter konnte bei der Anfahrt offensichtlich nicht genügend Fahrt aus dem Schiff nehmen und musste den Anker werfen – er kam diagonal zu stehen- Schleppboote eilten herbei – unterdessen fahren wir in die Schleuse ein – vor uns ein Frachter, dann ein Schubverband und wir dahinter. 

IMG_1773 Rampe.JPGDie Durchfahrt durch die 3 Schleusen im Lichtermeer der geschäftigen Anlagen ist spannend und verläuft problemlos – wir haben ja auch eine erfahrene Crew und Edwin ist ein sympatischer Advisor, hingegen bekunden unsere Kollegen auf der grossen holländischen Yacht teilweise etwas Mühe mit dem Linenhandling und den Winschen. Das in die Schleusen IMG_1786 Schleusenambiente.jpgeinfliessende (Süss-) Wasser des Gatunsees verursacht unterschiedliche z.T. starke Strömungen und Wasserpilze… eindrücklich.

IMG_1777 so ein Mist - Ueberleaufer auf der Winsch unserer Kollegen.jpg

  • 21:10 Nach der dritten Schleuse wird das Bootspaket aufgelöst – noch ein kurzes Stück Fahrt – dann anlegen an einer grossen Boje für die Nacht – ein US-Segler ist bereits an der selben Boje – der freundliche und von der Crew begeisterte Advisor (oder war es eher Leenas Essen) wird abgeholt – wir essen unsererseits und gehen jeder in seine Koje: Manfred in der Bugkabine, Leena im Salon, Marie-Therese in der Achterkabine, Paul und ich im Cockpit.

 

Montag 28.2. Pazifik wir kommen

     IMG_1808 uebernachtet an Boje auf dem Gatunsee.jpg   IMG_1815 es beginnt zu tagen auf dem Gatunsee.jpg

  • 05:45 erster Kaffee – der neue Advisor wird erst um 07:15 per Boot gebracht statt wie erwartet 1 Std früher.
    IMG_1819 neur Advisor kommt an Bord.JPG
  • 07:35 Ablegen zur Fahrt über den Gatunsee – wir sind nun 4 Boote welche dem Pazifik entgegen motoren (segeln verboten) – die 3 anderen eilen voraus – ob’s was bringt? – schöne Fahrt durch den „Banana-Cut“, dann einschwenken auf Hauptrou
    IMG_1832 Titan-Monsterkran auch Herman the German genannt.jpg
  • 10:50 auf Pos.09°06,8’ N – 079°48.8’W passieren wir den geschichtsträchtigen „Titan-Kran“ – ein Monsterkran, der 350 Tonnen heben kann – im Hitler-Deutschland gebaut – von den Amerikanern „konfisziert“ – später für 1 $ an Panama abgetreten – weiter in Betrieb zum Heben der schweren Schleusentore
    .IMG_1838 Begegnung beim Culebra.Cut.jpg
    1 Std später durchfahren wir den Landeinschnitt „Culebra-Cut“ und kurz darauf sind wir vor der Pedro-Miguel-Schleuse – wir haben die andern 3 Boote, die aus irgendwelchen Gründen ihre Fahrt verlangsamen mussten, überholt.
  • 12:30 Erneut wird unser Paket für die 3 „Abwärts“-Schleusen geschnürt.
    IMG_1846 im Paket von der Pedro-Miguel - zur Miraflores-Schleuse.jpg  IMG_1856 Crew an deren Boot wir angedockt sind.jpg  IMG_1868 Paket hinter uns.jpg
    In der mittleren (Miraflores-) Schleuse sind wir mit „zu Hause“ in telefonischer Verbindung – sie können unser Boot via der dort installierten Webcam (klein zwar) ausmachen – „Freude herrscht“…
  • 14:05  …das letzte Schleusentor  öffnet sich – wir sind im Pazifik! – eine „Seemeilenboje“ (Meilenstein) im Seglerdasein.
    Lösen des Bootspaketes – Verabschiedung von den Holländern.
    IMG_1871 letzte Schleuse  - Tor zum Pazifik.jpg

Alles ist gut verlaufen – alle sind happy – wir können anstossen!

IMG_1876 Panamericana-Brücke.jpg

  • 15:50 Der Anker fällt in der Ankerbucht Las Brisas / Isla Perico,  einer weit vorgelagerten Insel von Panama-City, neben der uns bekannten „Sail-away“.
    IMG_1949 Ankerplatz mit Panamericana Brücke_thumb.jpg

Abschied von unserem Topp-Linehandler Manfred – er fährt noch gleichen Tags zurück zur Shelterbay, während Marie-Therese und Paul noch bleiben. Super: Paul, ganz Mechaniker, will mit mir die leckende Wellenlagerdichtung – eine Folge des Bruchs einer Motorauflage (Jan/Feb-Bericht) auswechseln – keine einfache Sache!.


Hektik Tags darauf:

Um die Wellenlagerdichtung zu ersetzen, muss das Boot aus dem Wasser. In der Überzeugung in Panama-City eine neue Wellenlagerdichtung kaufen zu können, mache ich in der nahe gelegenen Flamenco-Marina eine Reservation für den Travellift: geplant morgen 13.00 Auswassern – 2-3 Std Arbeit – wieder Einwassern.

Am Nachmittag suchen wir per Taxi in allen möglichen Geschäften nach dem Ersatzteil – was zu Hause ein Pappenstiel wäre, ist hier eine Riesenübung – das Teil ist nicht aufzutreiben, aber… Paul hat auf seinem Boot in der Shelterbay genau einen solchen Ersatz! Also los – Taxifahrt zur Shelterbay zurück, wo wir vor 2 Tagen zur Kanaldurchfahrt starteten – Marie-Therese bleibt dort auf ihrem Boot, während wir mit dem Ersatzteil sofort zurück zu unserem Boot fahren, das wir müde um 21:00 erreichen.


Tag zum Vergessen:

…eigentlich begann es ganz gut – wir waren froh gelaunt über den Husarenstreich gestern und machten kleine Unterhaltsarbeiten. Am Mittag fuhren wir dann zur nahe gelegenen Flamenco-Marina – legten an – ich musste vor dem Ausheben im Büro die Gebühr bezahlen.

Unterdessen kamen drei Personen (Gesundheits-Inspektor, Agrikultur-Beamter und eine Dame vom Zoll) vorbei – später hörten wir, dass es sich um eine Willkür-Aktion handelte, wie sie auch anderen passiert ist. Der Inspektor führt sich auf als wären wir Verbrecher und droht das Boot an die Kette legen zu lassen bis wir die entprechenden Gebühren bezahlt hätten. Anmerkung: wir waren immer bemüht alle Papiere in Ordnung zu haben – alle andern Segler wussten auch nichts von dieser Regelung. Niemand informierte behördlicherseits darüber und im Marinabüro gab man mir zu verstehen, dass ich nicht bezahlen solle… genützt hat es nichts.

Der Beamte, der nur Spanisch sprach, wurde etwas freundlicher als wir zu verstehen gaben dass es nicht unser Problem sei wenn Informationen fehlen und oder Regeln dauernd ändern. Dabei kam er wegen einer TV-Sendung die gerade lief, auf den Sport zu sprechen. Ich erwähnte nebenbei, dass ich mal Olympiateilnehmer war… er versank fast vor Ehrfurcht  und sagte dass er sich geehrt fühle… blah, blah…

Schliesslich erhielt ich eine Menge Papiere, u.a. für Ausräuchern des Bootes sowie Check, dass wir keine spezielle Sorte Viecher an Bord hätten – notabene ohne dass irgend eine diesbezügliche Aktion vorgenommen worden wäre.

Kosten: 100.- $ Gesundheitspapiere, 40.-$ Agrikulturpapier und 25.-$ für Zollpapier… mit dem Vermerk, dass es später in Galapagos teurer wäre… ich verlangte Namen und Quittungen – muss überlegen ob und was ich unternehmen werde.

Mit viel Verspätung haben wir das Boot ausgekrant und machten uns mit Hochdruck an die Arbeit – aber so einfach war die Sache nicht – jeden falls reichte die Zeit, wegen der „Behördenübung“ nicht mehr um die alte Wellendichtung aus- und die neue einzubauen und gleichen Tags wieder einzuwassern.

Der freundliche Marinamanager meinte, es sei kein Problem wenn wir das Boot erst morgen (wegen Tide erst 13:30) einwassern – nur sei es nicht erlaubt auf dem Boot bzw. Marinagelände zu übernachten – also mit dem Taxi in die Stadt zu einem Hotel – dann Pizza und beim Schlummertrunk blicken wir hundemüde und Sprüche klopfend auf die Tagesereignisse zurück.

IMG_1975 SY Aroah unruhig am Ankerplatz vor der Kullisse von Panama-City.jpgFrüh am nächsten Morgen verlassen wir das Hotel – Leena macht Einkäufe – mit Paul, der schon die nächsten genauen Arbeitsschritte im Kopf hat, mache ich mich auf den Rückweg und an die Arbeit – gab es gestern noch Knacknüsse zu lösen, so war es heute eine wahre Freude die Teile wieder ein- und zusammen zu bauen. Guter Job – merci Paul! Gleich noch Diesel mittels Bidons gebunkert. Paul der die „Bauleitung“ inne hatte ist rechtschaffen müde und macht ein Nickerchen bevor die Nicone wieder zu Wasser gelassen wird und wir befreit von Behördenkram, sowie Lärm auf der Marinawerft, zum Ankerplatz fahren.

Mittagsschlaf, baden, Lagebesprechung, dann fällt Paul auf, dass unser Boot beim derzeitigen Wellengang ruhiger liegt als die meisten andern – schön für uns – wir diskutieren über die Gründe – geniessen Sundowner, gefolgt von feinem Znacht und krumme Villiger (Heimatgefühl (;-))

Heribert von der „Wasaby“ kommt früh vorbei – er hatte ähnliche Probleme wie wir bei den Behörden und ist nochmals auf dem Weg dort hin – er will heute noch ablegen zu den Perlas-Inseln.

Paul fährt „nach Hause“ auf die Mabuhay in der Shelterbay um seinerseits einen hier gekauften neuen Autopilot-Computer einzubauen.

Spruch von Paul in Anspielung auf aufwändigen Bootsunterhalt und Beschaffungsfallen denen Segler ausgeliefert sind:

„Wenn Du einem Kollegen etwas antun willst, musst Du ihm ein Boot schenken!“

Und hier mein Bericht über die Kanalpassage mit der "NICONE"

 

Sonntag, 27.Februar 2011: als Linehandler mit NICONE durch den Panamakanal

 

Panamákanal, Kanal in Zentralamerika, der den Atlantik mit dem Pazifischen Ozean durch den Isthmus von Panamá verbindet. Der Kanal verläuft von Cristóbal, an einem Meeresarm des Karibischen Meeres, nach Balboa am Golf von Panamá. Er ist 81,6 Kilometer lang, seine Mindesttiefe beträgt 12 Meter. Die Sohle des Kanals ist zwischen 150 und 300 Meter breit. Die drei Schleusenanlagen des Kanals, bei Gatun, Pedro Miguel und Miraflores, ermöglichen die Überwindung eines Höhenunterschiedes von 26 Metern. Die Fahrt durch den Panamákanal dauert 14 bis 16 Stunden.

 

Befördert werden vom Atlantik zum Pazifik vor allem Erdöl, Steinkohle, Agrarprodukte und Erze, umgekehrt hauptsächlich Erze, Bananen und Metalle. Gemessen am Warenwert wird circa 1 Prozent des Welthandels über den Panamákanal abgewickelt. Er erspart Schiffen von der amerikanischen Ostküste und Europa die Route über das Kap Hoorn an die amerikanische Westküste und nach Ostasien. Der Seeweg von New York nach San Francisco wird durch den Panamákanal beispielsweise um über 15 000 Kilometer verkürzt.

 

Um 13h45 sind wir auf der NICONE als Linehandler angestellt. Die zwei anderen Linehandler sind Leena und Manfred. Dies ist unsere dritte Kanaldurchquerung und wir sind schon bald Profis. Punkt 14h04 lösen wir die letzte Leine am Steg und legen von der Shelter Bay Marina ab. Der Advisor kommt voraussichtlich um 16h30 an Bord, aber man muss schon zwei Stunden vorher in den „flats“ bereit liegen. Beim Anmelden per Funk erfahren wir, dass der Advisor erst um 18h15 kommen wird. Bis der Advisor dann um 17h54 endlich kommt, verkürzen wir uns die Zeit und essen die feine Käsewähe die Leena extra vorbereitet hat.

Der Advisor heisst Edwin und scheint ein Netter zu sein. Um 18h12 heben wir den Anker und fahren langsam vor die Gatun-Schleusen-Tore. Wir werden zusammen mit dem holländischen Rennsegler „Drydock“ (65 Füsse lang, die NICONE hat 42 Füsse Länge) durch die Schleusen gebracht. Die Holländer sind einfach mal ohne Advisor bis zu den Schleusen gefahren und werden zu den „flats“ zurückgeschickt. Autoreifen zum Schutz der Schiffswände haben sie auch keine.

 

Die Zufahrt zum Kanal besteht am Atlantischen Ozean aus einer 7,2 Kilometer langen, ausgebaggerten Fahrrinne. Der erste Kanalabschnitt hat eine Länge von 11,1 Kilometern und endet mit einer geringen Richtungsänderung nach Westen vor den Schleusenanlagen von Gatun. In drei Kammern werden die Schiffe 26 Meter, bis zur Höhe des Gatunsees, gehoben. Der See entstand beim Aufstauen des Rio Chagres durch den Gatundamm, der an die Schleusen angrenzt. Die Schleusen von Gatun gehen direkt ineinander über und sind wie alle anderen als Doppelschleusen gebaut, so dass ein Schiff gehoben und das andere gesenkt werden kann. Alle Schleusenkammern am Panamákanal haben eine Länge von 305 Metern und eine Breite von 33,5 Metern.

 

Kurz vor der Kanaleinfahrt werden wir mit der „Drydock“ zu einem Paket zusammengebunden. Edwin, unser Advisor macht das gut! Irgendwann gegen 19h30 sind wir in der ersten Gatun-Schleuse. Wir befinden uns auf der linken Seite der Schleusenkammer und müssen „nur“ die linken beiden Panama-Leinen, eine am Heck, eine am Bug, bedienen. Die rechten Leinen werden von den „Drydocks“ bedient. Dort sind 7 Personen an Bord (mit dem Advisor). Bei uns sind 6 Personen (Skipper Peter und seine Frau Leena, Manfred, Paul und ich als Linehandler, Edwin als Advisor) . Paul sitzt aber am Steuer, weil seine Hand immer noch verletzt ist. Wir bleiben für alle drei Schleusen im Päckli. In der dritten Schleuse bekommt Edwin sein warmes Abendessen. Wir lösen uns noch in der Schleuse von der „Drydock“.

Um 21h sind wir im Gatun-See an der grossen roten Tonne festgemacht und der Advisor Edwin wird von einem Pilotboot abgeholt.

Nun widmen auch wir uns dem guten Essen, das Leena für uns vorbereitet hat. Reis, Pouletfleisch mit frischen Pilzen an Rahmsauce und Salat. Es gibt sogar ein Dessert!

Wir sind total überrascht, dass heute nicht an der Kanalerweiterung gearbeitet wird, da Sonntag ist. Ah, ist das eine herrliche Stille.

 

Der Gatun-Stausee hat eine Wasseroberfläche von 425 km² und eine Speicherinhalt von 5,2 Kubikkilometer, woraus sich eine durchschnittliche Tiefe von 12,2 m errechnet. Der Stauseeinhalt entspricht ungefähr der Gesamtwassermenge, die in einem durchschnittlichen Jahr im Rio Chagres abfließt. Mit dem Wasser aus dem Stausee werden die Schleusen betrieben; an den Schleusen braucht deshalb kein Wasser hochgepumpt zu werden. Der See liegt rund 26 Meter über dem Meeresspiegel und ist heute sehr fischreich.

Der See befindet sich auf dem Gebiet der beiden panamaischen Provinzen Colón und Panamá. Eine 33 km lange Teilstrecke des Panama-Kanals führt durch den Gatúnsee, der dadurch den Isthmus von Panama schmälert. Der See ist zwischen 1907 und 1913 durch die Aufstauung des Río Chagres entstanden und wurde damit zum weltweit größten künstlichen See der damaligen Zeit.

 

Durch den künstlichen See wurde eine ursprünglich dicht bewaldete Senke mit Regenwald geflutet und abseits der gekennzeichneten Kanalroute kann man noch heute Teile der gefluteten Vegetation erkennen. Nur die Bäume in der direkten Fahrrinne des Kanals wurden damals gefällt. Viele ehemalige Hügel in der Senke sind heute zu Inseln geworden. Die größte und bekannteste ist die Insel Barro Colorado, die eine große Forschungsstation beherbergt und Ziel für Ausflüge geworden ist.

Montag, 28.Februar 2011: als Linehandler mit NICONE durch den Panamakanal

Paul wurde gestern beauftragt, heute Tagwache zu machen. Das macht er auch pünktlich um 5h45. Und wer jetzt noch nicht wach ist, den wecken ganz bestimmt die Brüllaffen mit ihrem ungeheuerlichen Schreien auf. Heute sind sie ganz besonders aktiv!

Endlich, um 7h35 kommt der neue Advisor Frank. Mann, wir hätten noch ganz gut ein Stündchen länger schlafen können!

Wir fahren sofort los und essen während der Fahrt durch den Gatun-See das Frühstück.

 

Nach den Gatunschleusen verläuft der Kanal in südlicher und südöstlicher Richtung durch den Gatunsee bis zum Anschluss an den Gaillard Cut (früher Culebra Cut), einem 13 Kilometer langen Kanalabschnitt, der im Bereich der kontinentalen Wasserscheide (93 Meter über dem Meeresspiegel) angelegt ist. Am Ende des Gaillard Cut befindet sich die Schleuse Pedro Miguel mit einem Höhenunterschied von 9,4 Metern. Sie grenzt an den Mirafloressee, der 16,8 Meter über dem Meeresspiegel des Pazifischen Ozeans liegt. Der Kanal verläuft auf einer Strecke von 2,1 Kilometern durch den Mirafloressee und endet an den zwei Schleusenkammern von Miraflores. Diese Schleusen senken die Schiffe auf die Gezeitenhöhe des Pazifischen Ozeans. Der nächste Kanalabschnitt ist vier Kilometer lang und führt nach Balboa am Golf von Panamá. Von da erstreckt sich eine fast acht Kilometer lange, künstlich vertiefte Fahrrinne in die Bucht hinaus. Zum Kanal wurden folgende ergänzende Bauten geschaffen: der Maddendamm am Chagres, dessen Stausee den Wasserstand des Gatunsees während der Trockenzeit ausgleicht; Wellenbrecher, um die Fahrrinnen am jeweiligen Ende des Kanals zu schützen; Wasserkraftwerke am Gatun- und Maddendamm und die Panamá Railway, die von Colón am Atlantischen Ozean bis zur Stadt Panamá am Pazifischen Ozean eine Länge von 76,6 Kilometern hat.

 

Unterwegs stellte sich heraus , dass beim "Wellenlager" (fragt mich nicht was das ist!) und der Wellendichtung Wasser in die NICONE eindringt. Paul schaut sich den Schaden an und befindet, das müsse sofort in Panama City repariert werden, so könne man nicht in den Pazifik fahren! Paul ist bereit, bei der Reparatur zu helfen.
Um 12h20 sind wir vor der Pedro Miguel-Schleuse und werden wieder mit der „Drydock“ zusammengeschnürt. Auf der „Drydock“ wird SEHR fleissig Bier getrunken! Gegen 13h30 sind wir in der ersten Miraflores -Schleuse, da wo die Webcam steht. Für die Interessierten hier der direkte Link: http://www.pancanal.com/eng/photo/camera-java.html?cam=MirafloresHi

Puhh, in der letzten Schleuse erleben wir einen kritischen Schreckmoment. Unser Doppelpack steht einmal fast quer in der Schleusenkammer, weil die Männer der beiden Schiffe total abgelenkt sind durch die rassige Südamerikanerin, die im knappsten Röcklein auf der „Drydock“ als Linehandlerin fungiert!!!

Um 14h sind wir im Pazifik und Frank bekommt sein Mittagessen, bevor er bei der Tonne Nummer 12 auf das Pilotboot wechselt. Jetzt bekommen wir alle einen Pazifik-Trunk und lassen um 15h50 den Anker in das Pazifische Wasser vor der Stadt Panama City und hinter der Isla Flamenco fallen.

Während wir ca. um 16h das Mittagessen (Penne Bolognese, Salat, Kuchen zum Dessert) geniessen, kommen Anne und Werner vorbei um uns zu begrüssen. Werner bringt sogar mit seinem Dinghy die 4 Panamaleinen und die 6 Autoreifen zum Steg. Später kommt dann auch noch Heribert von der WASABI und staunt, dass wir (Paul und ich) schon wieder da sind! Er erkundigt sich nach Paul's Hand, die auf der WASABI verletzt wurde.

Kurz vor 17h verlässt Manfred die NICONE um per Bus oder Taxi zurück nach Colon zu fahren. Werner führt ihn zum Steg. Paul und ich bleiben auf der NICONE zwecks Reparatur, siehe weiter oben!

Heute wollen wir alle vier KEIN Abendessen, wir haben nur Durst!

Also, wir sind nun schon zum 3.Mal als Helfer durch den Kanal gefahren und jedesmal fasziniert es uns von Neuem. Die haben da früher, um 19-hundert, wirklich eine Gewaltsleistung vollbracht!!!!!

 

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