Mittwoch, 6.April 2011: Kanaldurchfahrt, Gatunsee – Panama City
Um 6h15 inspiziert unser Skipper Paul den Motorraum und meldet, dass sich darin Wasser befindet !!!! Das darf doch wohl nicht wahr sein. Ausgerechnet bei uns, wo doch mein Mechaniker den Yanmar-Motor besser pflegt als jeder andere!!! Sofort wird nach der Ursache gesucht. Paul, Marcus und Beat stecken alle die Köpfe in den Motorenraum und sie finden eine gebrochene Briede bei der Seewasserkühlung.
Inzwischen kommt unser neuer Advisor an Bord und ich traue meinen Augen nicht. Es ist der Stern „Astro“, den wir ja schon kennen! Ich muss ihm die schlechte Nachricht mitteilen, dass wir ein Problem haben und dies behoben werden muss, bevor wir weiterfahren können. Aber Astro ist sehr verständnisvoll und geduldig. Alle anderen 5 Boote sind schon längst weg. Nachdem Marcus die kaputte Briede endlich hat loslösen können und wir einen Ersatz dafür an Bord haben, scheint alles wieder i.O. zu sein. Ich mache Frühstück. Aber schon kommt die nächste Hiobsbotschaft. Trotz der neuen Briede kommt kein Kühlwasser. Der Impeller ist total kaputt. Von den 12 Flügelchen, die daran sein sollten ist noch ein halbes dran. Paul hatte den Impeller 6 Motorstunden vorher neu eingebaut.
Während Beat das Boot oben am Steuer im Griff hält, damit wir nicht auf einen Felsen prallen oder an Land gespült werden, bemühen sich Paul und Marcus unten um das neue Problem. Nachdem ein neuer Impeller mühsam eingebaut ist, wird der Motor erneut gestartet. Aber, elender Mist, es kommt immer noch KEIN Kühlwasser. Irgendwie hat sich die Seewasserzuleitung verstopft und Paul kann es zum Glück mit dem Süsswasserkreislauf durchspülen, bis alles wieder normal funktioniert. Mann, das hat vielleicht Nerven gekostet!!!
Ich wärme heute das Kaffeewasser dreimal auf und versorge jedesmal Käse, Aufschnitt und Butter wieder im Kühlschrank, damit die Sachen nicht allzu warm werden.
Endlich, gegen 8h ist alles wieder in bester Ordnung und wir können den Motor starten und weiterfahren. Die beiden Mechaniker sind schweissgebadet. Astro hat den Vorfall bei der Kanalbehörde gemeldet, aber er ist immer noch sehr geduldig und meint, wir schaffen es trotzdem noch rechtzeitig bis zur Pedro Miguel Schleuse. Wir dürfen die Banana-Cut-Abkürzung nehmen.
Bei Balboa steht der riesige Kran TITAN, der für den Unterhalt der Schleusentore gebraucht wird..
Titan ist der heutige Name eines Schwimmkrans der Autoridad del Canal de Panamá (ACP, panamaische Kanalbehörde), der vor allem unter dem Spitznamen Herman the German bekannt ist. Ursprünglich wurde er von der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg als einer von drei oder vier baugleichen Kränen genutzt. Bei seiner Inbetriebnahme zählte der Kran zu den leistungsstärksten seiner Art. Die US Navy nutzte den Kran nach Kriegsende unter der Bezeichnung 350T GERCRANE (YD 171) bis 1994.
Technische Daten;Titan besitzt eine Tragkraft von 350 t an seinen Hebeösen. Die Spitze des Hauptarms ragt 114 m über die Wasseroberfläche und allein dieser Hauptarm wiegt 400 t. Das Gesamtgewicht des Krans beträgt inklusive fest verbundenem Ponton 5000 t. Der Ponton hat die Maße 62x33x5 Meter mit einem Tiefgang von etwas über drei Metern. Der Kran hat einen Voith-Schneider-Antrieb mit drei Propellern, der eine Geschwindigkeit von acht Knoten ermöglicht und für den hafennahen Fahrbetrieb ausgelegt ist.
Die benötigte Elektrizität des elektro-hydraulischen Krans wird mit Hilfe von drei 900 PS starken Dieselgeneratoren gewährleistet. Nahezu 13 Kilometer Kabel sind im Kran verlegt. Seine Stabilität erhält der Kran durch ein 400 t-Gegengewicht unter der Maschinenanlage und ein 200 t-Gegengewicht am Hauptträger. Der gesamte Tragabschnitt des Krans ruht auf einem Aufleger mit 18,5 m Durchmesser.
Es sind Quartiere für bis zu 28 Personen auf dem Schwimmkran vorgesehen und die Kransteuerung befindet sich in 27 Metern Höhe.
Im Laufe seiner Betriebszeit wurde der Schwimmkran an drei verschiedenen Orten ab- und wieder aufgebaut.
Zweiter Weltkrieg und Reparation Die deutsche Kriegsmarine benötigte im Verlauf des Krieges immer größere Schiffe und Schiffsteile. Um die U-Boot-Waffe schneller und flexibler aufbauen zu können, wurden große Segmente entworfen, die dann in Sektionsbauweise zusammengesetzt wurden. Da diese Segmente nach und nach das Lastvermögen der existierenden Kräne überstiegen und der Zusammenbau wegen der Bombardierungen auch manchmal verlagert werden musste, wurden vier dieser Schwimmkräne in Auftrag gegeben.
Sie wurden 1941 von MAN gebaut und anschließend an die größten Marinehäfen Deutschlands verfrachtet. Der Schwimmkran Titan tat seinen Dienst zunächst in Bremerhaven. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Kräne von den Siegermächten als Reparationsleistung demontiert und mitgenommen.
YD 171 wurde 1945 von amerikanischen Truppen in Bremerhaven demontiert und im Schleppverfahren quer über den Atlantik und durch den Panamakanal transportiert. Das war insofern ein sehr riskantes Manöver, als ein weiterer Kran beim Versuch, ihn über den Ärmelkanal zu schleppen, kenterte. Der dritte Kran wurde von der Sowjetunion beansprucht, nach der Demontage gelang es nicht, ihn wieder in Betrieb zu nehmen. Der Verbleib des vierten Krans ist unbekannt.
Einsatz in den USA
Auf seiner Reise über den Atlantik passierte YD 171 zum ersten Mal den Panamakanal. An der engsten Stelle blieben zwischen dem Kran-Ponton und den Kanalmauern nur etwa jeweils 7,5 cm Platz. Anschließend kam er an seinen Einsatzort auf der Werft Long Beach Naval Shipyard. Dort wurden die defekten Teile des Krans ersetzt und er wurde mithilfe des Schiffskrans der USS Kearsarge aufgebaut. Der Ponton wurde dazu in ein Trockendock gebracht und so weit abgesenkt, dass man den Kran in seiner vollen Höhe wieder vollständig zusammenbauen konnte.
Einsatz an der Spruce Goose. Als das Flugboot Hughes H4 Spruce Goose ins Evergreen Aviation & Space Museum kommen sollte, wurde die Titan eingesetzt, um es zunächst für zwei Tage an Land zu hieven und es anschließend auf einen Schwimmponton zu befördern.
Panamakanal
In den frühen 1990er Jahren wurde die Marinewerft in Long Beach geschlossen; der technisch immer noch funktionsfähige Schwimmkran YD 171 wurde zum Verkauf angeboten. Man fand die Panamakanalgesellschaft als Käufer, denn am Panamakanal benötigte man einen starken Schwimmkran für die Schleusentorwartung und bei dem Kanalausbauprojekt. Der Verkauf fand am 19. September 1994 statt und die Reiseroute wurde ausgearbeitet. Aufgrund fehlender Werftkapazität in Panama war es nicht möglich, den Kran vor dem Transport zu demontieren und vor Ort wieder aufzubauen. Deshalb wurde er auf dem Transportschiff Sea Swan nach Panama gebracht.
Im aufrechten Zustand konnte der Kran nicht unter der Puente de las Américas hindurchfahren. Die Möglichkeit, das Mittelteil der Brücke anzuheben und später wieder aufzusetzen, wurde wegen der erwarteten Kosten von zwei Millionen US-Dollar verworfen. Somit blieb nur noch die Möglichkeit einer Teildemontage, bei der der Kran mit eigenen Mitteln wieder aufgebaut werden konnte. Es genügte dafür, die Verbindung des Hauptträgers zum Aufleger zu trennen und ihn dadurch im Winkel auf 24° zu neigen, so dass der Kran unter der Brücke hindurchfahren konnte. Anhand einer FEM-Analyse wurde überprüft, ob die beim Transport auftretenden dynamischen Lasten für Schäden in der Struktur sorgen würden und sie wurde daher sicherheitshalber verstärkt. Die Firma SeaTeam Heavy Lift of Oslo bekam den Transportauftrag und transportierte den Kran auf dem Float-on/Float-off-Schiff, der Sea Swan. Am 19. Mai 1996 wurde der Kran aufgeladen und die Reise mit der Sea Swan begann am 22. Mai 1996. Am Ende des selben Monats wurde der Kran abgeladen und den neuen Besitzern übergeben.
Und tatsächlich, als wir bei der Pedro Miguel Schleuse eintreffen, warten alle anderen 5 Schiffe auf uns, sie waren viel zu früh hier. Wir werden gleich wie gestern als Paket verschnürt. Der Katamaran Promise (USA) ist in der Mitte, das Mono-Segelschiff „Hobo“ (Kanada) ist auf der rechten Seite davon und wir links. Alle drei Schleusen passieren wir total problemlos. Auf dem Katamaran hinter uns gibt es in der ersten Miraflores Schleuse, da wo die Webcam ist, einen Unfall. Ein Mann wird mit blutiger Hand an Land gesetzt und von einer Ambulanz abgeholt. Was genau passiert ist, wissen wir nicht.
Um 13h30 erblickt die MABUHAY den Pazifischen Ozean. Bei der Centenario Brücke regnet es kurz. Astro bekommt als Mittagessen einen mächtigen Teller voll Farfalle mit Hackfleisch, von gestern Abend. Um 14h wollen wir beim Balboa Yachtclub unsere 12 Autoreifen und die 4 Leinen abgeben. Die wollen jetzt plötzlich 12$ für's Abgeben haben, dabei hat uns Agent Erick ausdrücklich gesagt, das koste nichts. Wir bezahlen nichts und schmeissen die Sachen einfach in das offene Motorboot.
Um 16h ankern wir in der Bucht Las Brisas, vor der Stadt Panama-City. Wir essen zu Mittag/Abend (geschnetzeltes Pouletfleisch mit Pilz-Rahm-Sauce und Kartoffelpüré) und dazu regnet es volle Pulle. Wir sitzen gemütlich in unserer Kuchenbude. Doris und Andi von der ANDORI kommen auf zwei Biere vorbei. Und weil es so regnet und es schon so spät ist, bleiben Daniela und Beat noch eine Nacht bei uns an Bord. Daniela, Jessica und ich kratzen uns um die Wette die unzähligen Mückenstiche blutig.
Mann oh Mann, was für ein Tag! Aber Jessi war sehr, sehr lieb und pflegeleicht während der ganzen Kanalpassage.





















































