Donnerstag,13.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Zu Fuss laufen wir zum Haus von Tai. Er ist nicht zu Hause.
Am Nachmittag verlassen die Engländer mit ihrem Segelschiff „White Princess“ die Ankerbucht und wir bleiben ganz alleine zurück.
Es donnert und regnet.
Freitag,14.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Mit dem 9h-Bus fahren wir in 2¼ Stunden auf der Südseite der Insel nach Saleleloga. Es ist eine sehr schöne Fahrt, in einem Bus, der diesmal KEINE Holzbänke hat. Im Ort Saleleloga beziehen wir sofort im Backpackers-Hotel ein schönes Zimmer. Danach laufen wir zum Fährhafen, um zu wissen, wie weit wir morgen zu laufen haben. Bei einem Chinesen essen wir sehr gutes Gemüse aus dem Wok, viel zu viel Reis und ein Hühnerbein. Von hier laufen wir, natürlich wieder einmal in der allergrössten Mittagshitze, etwa zwei Stunden lang bis zum Markt, wo Paul eine knallgelbe Glacé (Ananas) für 2 Tala (etwa 70 Rappen) kauft. Auf dem Rückweg erwischt uns ein gewaltiger Regenschauer. Aber wir haben Glück und können uns unter einem Dach unterstellen. Im Hotel Jet Over, gegenüber unserem Nachtquartier trinken wir ein kaltes Bier, dass es nur so zischt. Den Rest des Nachmittages verbringen wir in unserem Zimmer, unter der kalten Dusche oder lesend und dösend auf dem Bett. Eigentlich wollten wir ja irgendwo im Meer baden. Aber es ist fast unmöglich, ins Meer zu gelangen. Überall hat es grosse Lavasteine, über die man mühsam klettern müsste, um ins Wasser zu kommen. Und unbedingt einen Knochen brechen wollen wir ja auch nicht!
Um 18h30 ist der Ort wie ausgestorben. Fast keine Autos mehr und die Läden und Imbissbuden alle geschlossen. So essen wir im Hotel Jet Over etwas zu Abend. Es hat kaum Gäste. Trotzdem warten wir fast eine ganze Stunde auf ein Gemüsesüppchen für Paul und auf einen Chicken-Salad für mich, dazu für beide Knoblauchbrot und zusammen 1½ Liter Cola.
Morgen holen wir das reparierte Ruderblatt für unsere MABUHAY ab.
Samstag,15.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Wir haben beide in diesem fremden Bett nicht sehr viel geschlafen. Die Chefin unseres Hotels weckt uns wie versprochen um Punkt 05h. Unsere paar Sachen sind schnell im Rucksack verstaut und wir sind zu Fuss unterwegs zur Fährenanlegestation. Die „LADY SAMOA 3“ legt sehr pünktlich um 06h ab. Nach 70 Minuten sind wir drüben auf der Insel Upolu, wo uns Ian und seine Freundin Rosy schon erwarten. Mit Ian's winzigem Autolein fahren wir zum Faleolo Flugplatz, zum Frachtbüro von Victor. Paul entdeckt unter tausend anderen Gepäckstücken sofort unser repariertes Ruder. Aber wir dürfen es nicht sofort in Empfang nehmen. Wir müssen zuerst noch beim Zoll vorbei, wieder zurück zum Frachtbüro, 15 Tala bezahlen (ca. 5,55 SFr.) und bekommen das Ruder ausgehändigt. Wir verabschieden uns herzlichst von unseren treuen Helfer Ian und springen mitsamt dem Ruder in ein Grossraumtaxi, in einen Van. Ian bleibt hier. Er muss am Montag eine mehrtägige Angelfahrt mit vier Australischen Touristen machen. Bis zur Fähre ist es nicht weit. Der Chauffeur wollte 15 Tala für die Fahrt, aber jetzt will er plötzlich 20 Tala haben, weil das Ruder so schwer sei (45kg ist es). Paul droht ihm lauthals mit der Polizei und er ist nun doch mit 15 Tala zufrieden. Wir (Paul und ich) tragen das schwere Ding in die Fähre. Ein sehr netter Passagier löst mich dabei ab, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Uff, geschafft! Mit der gleichen Fähre, mit der wir gekommen sind, schippern wir von 08h bis 9h10 zurück auf die Insel Savaii, nach Saleleloga. Hier nehmen wir uns wieder ein Grossraumtaxi und fahren von 09h30 bis 11h zu „unserem“ Resort zurück. (Kosten: 120Tala) Die Fahrt ist wunderschön, auf der Südseite der Insel entlang. Im Resort hilft uns Nu'u, der Restaurantangestellte, das Ruder zu unserem Dinghy zu schleppen und auf's Dinghy aufzuladen. Zurück auf der MABUHAY gibt es kurz einen Schluck Wasser zu trinken und dann machen wir uns sofort an die Arbeit. Weil das Ruder schwimmt, hängen wir soviel von unserem Tauchblei daran, dass es Paul unter Wasser drücken und einfädeln kann. Ich ziehe von oben an einer Leine, die wir vorher daran befestigt haben. Jetzt kann ich oben den Haltering mit einem Querstift festmachen und das Ruder hält. Das Ganze hat keine 15 Minuten gedauert, Paul findet, das war viel besser als er erwartet hatte. Toll, die MABUHAY hat ihr Ruder wieder! Wir sind richtig stolz und geniessen nun unser Salatmittagessen. Kaum eine Stunde später schüttet es in Strömen und wir halten ein wohlverdientes Mittagsschläfchen.
Mann oh Mann, was für eine Aktion! Tai will am Montagmorgen kommen um uns beim Montieren des Ruders zu helfen...der wird staunen!
Sonntag,16.Oktober 2011: Samoa, Insel Savaii, Asau
Um 10h laufen wir wieder mal zu Tai's Haus im Nachbardorf. Er ist nicht zu Hause. Wir vermuten, dass er in der Kirche ist und laufen zurück zur Kirche. Als wir dort ankommen, holt uns ein Auto ein, es ist Tai. Man habe ihm gesagt, dass wir ihn suchen. Bevor wir überhaupt etwas sagen können, hat er uns schon zum Mittagessen eingeladen. Seine Mutter habe heute ihren 87. Geburtstag und wir seien herzlich dazu eingeladen. Tai's Frau ist in die USA, nach Idaho geflogen. Mit seinem Auto fahren wir zurück zu seinem Haus, das eigentlich kein Haus, sondern ein amerikanischer Trailer (Wohnwagen) ist. Wir warten, bis die Kirche aus ist und laufen dann über die Strasse zum Haus von Tai's Mutter.
Diese Frau hat 13 Kinder gehabt, einer ist vor einem Jahr gestorben, einer ist aus Amerika zurückgekommen weil der Vater vor 3 Jahren mit 94 Jahren gestorben ist, und alle anderen Kinder wohnen in den USA, Neuseeland oder Australien. Im Begegnungshaus lernen wir dann noch einen Bruder von Tai kennen, der uns herzlichst willkommen heisst. Jetzt setzen wir uns auf die Matten, die rundherum am Boden ausgelegt sind. Die Gäste sitzen auf einer Längs-Seite des offenen Hauses. Auf der Schmal-Seite sitzt die Geburtstags-Mutter mit ihren Schwestern. Jeder weiss ganz genau, wo er sich hinzusetzen hat. Alle sitzen im Schneidersitz, auch die 87-Jährige und ihre 90-jährige Schwester. Ausser Paul, tragen alle Männer ihre Lavalava's (Röcke oder Tücher). Nun kommt das Essen. Ein Tablett aus geflochtenen Palmblättern wird vor uns hingestellt. Darauf hat es eine gegarte Brotfrucht, die man auseinanderbricht und isst wie Brot, daneben liegt ein Stück gekochter Wurzel, etwas wie Kartoffeln, aber viel grösser. Daneben hat es einen gekochten Schweinefuss, der mich eher weniger anmacht. Aber die in ein Blatt eingewickelte und darin gekochten Blätter an einer Kokossauce sind köstlich und ich würde am liebsten gleich zwei solche Päcklein essen. Jeder bekommt ausserdem einen etwa 25 cm langen gebratenen Fisch und dazu ein Schüsselchen mit Sauce, oder ist es Suppe? Auf jeden Fall ist es sehr gut. Vor jeden wird ein Teller voll mit gekochtem Gemüse, wie aus dem Wok, und gekochtes Schweinefleisch, dazu eine fritierte Wurst hingestellt. Vor dem Essen wird von einem Mann ein Gebet gesprochen und dann darf gegessen werden. Wir haben nur eine Gabel. Also essen wir wie alle anderen auch, indem wir den Fisch und das Fleisch mit den Fingern auseinander nehmen. Zu Trinken gibt es jede Menge lauwarmen Tee mit viel Milch. Sehr gut! Kaum hat jemand fertig gegessen und schiebt den Teller oder das Basttablett beiseite, kommt ein Mann mit einer Schüssel voll Wasser und einem Handtuch gerannt, damit man sich die Hände waschen kann. Wir sind etwa 15 Leute, die im Kreis auf dem Boden sitzen und essen. Dazu draussen auf dem Hof etwa 20 Personen, Frauen, Männer und Kinder, die gekocht haben und uns bedienen. Sehr viele Teller werden nicht leer gegessen! Nach dem Essen hält der Dorfchef eine lange Rede. Und danach ein Sohn der Jubilarin. Sogar WIR werden darin erwähnt, indem man uns eine gute Weiterreise wünscht. Jetzt spricht auch noch die Geburtstags-Frau und auch hier werden wir erwähnt. Ein schöner Geburtstagskuchen mit einer Kerze wird von ihr angeschnitten und wir singen auf Samoanisch für sie: „Happy Birthday“!
Nachdem wir schon viel zu viel gegessen haben, gibt es jetzt noch für jeden eine grosse Schüssel mit Ananasglacé und zwei Stück Kuchen dazu. Puhhh, wir sind übersatt! Wir bedanken uns bei den Gastgebern für das feine Samoanische Essen und verabschieden uns total überwältigt von dieser Gastfreundlichkeit.
Ich ärgere mich ziemlich über mich! Ständig schleppe ich den Fotoapparat mit mir herum, aber heute natürlich NICHT!!!
Montag, 17.Oktober 2011: Samoa - Tonga
Es ist 8h45 als Tai mit seinem Motorboot kommt um uns aus dem Riffdurchgang zu geleiten.
Wir waren unfreiwillig zwei Wochen lang in dieser Ankerbucht „gefangen“, weil unser Ruder defekt war. Aber eigentlich waren es doch zwei ganz schöne Wochen, in denen wir sehr viele Einblicke in das Leben der sehr netten Samoaner haben durften. Und vor allem Ian und Tai haben uns unendlich viel geholfen. Was hätten wir bloss ohne die beiden mit unserem kaputten Ruder gemacht?
Tai fährt voraus und wir folgen ihm mit der MABUHAY. Ich bin vorne am Bug. Bei der Stelle, wo wir auf das Riff gefahren sind, haben Paul und ich schlotternde Knie (ich) und Schweissausbrüche (Paul). Ah, endlich draussen atmen wir beide erleichtert auf! Wie lange wird uns dieses negative Erlebnis wohl noch in den Knochen stecken???































