Donnerstag, 10.10.2019: Novi Sad (Serbien) – Vukovar (Kroatien), 46.Tag, 96,9 km
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In der Nacht hat es geregnet. Jetzt um 9h, als wir Novi Sad verlassen, regnet es zwar nicht, es ist aber sehr bewölkt bei 14°. In dieser Stadt Novi Sad haben wir das Gefühl, dass sie mit Autos überquillt. Überall hat es parkierte Autos, Autos, Autos. An jeder Ecke und jedem noch so winzigen Fleckchen Land. Bei der Ausfahrt aus der Stadt wandeln wir unsere letzten Serbischen Dinar in 11 Liter Diesel um. In Bǎcka Palanka kommen wir an die Grenze zu Kroatien. Auf der Serbischen Seite hat es eine kilometerlange Kolonne von Lastwagen, die wir aber alle überholen. Bei der Ausreise bekommen wir einen Ausreisestempel in den Pass geknallt und gut ist. Jetzt fahren wir auf einer Brücke über die hier riesenbreite Donau. Und nun kommt der Kroatische Zoll. Für die Kroaten müssen wir die Pässe vorweisen und ein Beamter schaut in die Schiebetüre des Campers. Das ist alles und wir sind um 10h30 in Kroatien und somit wieder in der EU.

 

Kroatien

Amtssprache: Kroatisch (regional auch Minderheitensprachen)

Hauptstadt: Zagreb

Staatsform: Parlamentarische Republik

Regierungssystem: Parlamentarische Demokratie

Staatsoberhaupt: PräsidentinKolinda Grabar-Kitarović

Premierminister: Andrej Plenković

Fläche: 56.594 km²

Einwohnerzahl: 4.190.669 (Stand 2016)

Bevölkerungsdichte: 74 Einwohner pro km²

Währung: Kuna (HRK) 1 Kuna = 0,15 SFr. / 0,13 €

Unabhängigkeit: 8. Oktober 1991 (von Jugoslawien)

Kfz-Kennzeichen: HR

In der EU seit: 1. Juli 2013

 

Es ist stark bewölkt, kein Regen, 17°. Sofort nach der Grenze hat es viele Rebenfelder und riesige Obstplantagen, Äpfel und Birnen, alles tiptop sauber und ordentlich. Ca. 10 km vor Vukovar besuchen wir die Gedenkstätte Ovcara, wo 200 Menschen in einem Schuppen erschossen und in ein Massengrab geworfen wurden. 60 Personen sind bis heute noch vermisst. Danach sind wir auf dem Friedhof und Mahnmal für die vielen Opfer von der Schlacht um Vukovar, vom 19.11.1991. Es ist sehr bedrückend!

 

Vukovar ist eine Stadt im Osten Kroatiens und hatte 2011 bei der Volkszählung 27.683 Einwohner. Die Region um Vukovar an der Grenze zu Serbien war während des Kroatienkriegs 1991–1995 das am stärksten umkämpfte Gebiet. Bei der serbischen Belagerung und der Schlacht um Vukovar wurde Vukovar weitgehend zerstört.

Die erste Silbe Vuk- weist auf den Fluss Vuka hin, der durch Vukovar fließt. Die zweite Silbe var ist ungarisch für Burg oder Stadt. Übersetzt bedeutet der Stadtname „Burg an der Vuka“.

Die Stadt liegt an der Mündung der Vuka in die Donau. Die Altstadt liegt auf der linken Seite der Vuka und erstreckt sich am Fusse eines kleinen Hügels entlang, teilweise auch auf dessen Flanken.

Einige der umliegenden Dörfer waren fast ausschließlich von Serben besiedelt, die meisten jedoch von Kroaten. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges waren manche Orte zum Teil deutsch besiedelt – von den sogenannten Donauschwaben. In diesen deutschen Orten wurden vorwiegend Serben angesiedelt.

Aufgrund der sich nur langsam bessernden Wirtschaftslage sind viele Flüchtlinge aus dem Kroatienkrieg bis in die späten 2010er Jahre noch nicht zurückgekehrt.

Die Stadt ist ethnisch deutlich getrennt. Auch wenn keine geographische Abgrenzung zwischen serbischen oder kroatischen Stadtteilen vorhanden ist, kommen die Einwohner unterschiedlicher Nationalität im täglichen Leben doch nur wenig miteinander in Berührung. Von den Schulen angefangen bis hin zu Arbeitsstätten und Gaststätten sind die meisten Einrichtungen entweder explizit serbisch oder kroatisch.

Der kroatischen Gesetzgebung zufolge haben Kinder aller nationaler Minderheiten Anspruch auf muttersprachlichen Schulunterricht. Daher findet die Schulbildung für kroatische Kinder in der lateinischen Schrift und in der kroatischen Sprache, der Unterricht der Serben in serbischer Sprache und in kyrillischer Schrift statt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Deutschstämmigen vertrieben und vermehrt Serben, aber auch Kroaten aus ärmeren Regionen angesiedelt.

 

Kroatienkrieg Ende der 1980er Jahre gab es zunehmende Spannungen zwischen Serben und Kroaten. Die Spannungen verstärkten sich, als die antikroatische Propaganda aus Belgrad und die antiserbische Propaganda aus Zagreb bei einem Teil der Serben und Kroaten Wirkung zeigte. Die Extremen unter ihnen bewaffneten sich, gingen in den umliegenden Dörfern in Stellung. 1991 kam es hier zum ersten grösseren Zusammenstoss zwischen kroatischer Polizei und Serben, nachdem sich die Bewohner des überwiegend von Serben bewohnten Dorfes Borovo Selo geweigert hatten, die kroatische Fahne vor ihrem Gemeindeamt aufzuhängen. Aus Ferngeschützen fielen die ersten Schüsse auf das umzingelte Vukovar.

In den nächsten drei Monaten schlugen während der Schlacht um Vukovar bis zu 8000 Granaten täglich ein, insgesamt sechs Millionen Geschosse. Den kroatischen Truppen – 800 Soldaten und Polizisten, dazu gut 1000 Freiwillige – stand ein grösseres Regiment der Jugoslawischen Volksarmee und serbischen Freischärler gegenüber, die Vukovar mit Panzern, gepanzerten Fahrzeugen, Flugzeugen und schwerer Artillerie einnehmen wollten.

Die Belagerung der Stadt durch die Jugoslawische Volksarmee dauerte 87 Tage und endete am 18. November 1991. Als die Soldaten an jenem Tag in die inzwischen fast völlig zerstörte Stadt einmarschierten, lebten dort noch 15.000 Menschen. Viele von ihnen hatten während des Bombardements Zuflucht im Krankenhaus von Vukovar gesucht.

Nach Schilderung der Ankläger des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien trieben am 20. November 1991 serbische Einheiten, unter Kontrolle oder Einfluss u. a. der Jugoslawischen Volksarmee 260 Kroaten und andere Nicht-Serben aus dem Krankenhaus zusammen, transportierten sie zunächst auf eine Farm nahe der Ortschaft Ovčara und folterten sie dort über Stunden. Sie wurden dann in 10er- und 20er-Gruppen geteilt und etwas entfernt zwischen der Farm Ovčara und Grabovo von Soldaten erschossen und in einem Massengrab vergraben. Eine grosse Zahl von Bewohnern Vukovars wurde laut Anklage in das serbische Internierungslager in Dalj gebracht.

 

Nach der Belagerung Danach wurde die Stadt einige Zeit lang zum Zentrum der serbisch kontrollierten Gebiete Ostslawonien und Baranja, ein Grossteil der kroatischen Bevölkerung wurde vertrieben. Dagegen siedelten sich viele serbische Vertriebene aus dem restlichen Kroatien an. Anders als jene Gebiete wurde Ostslawonien mit Vukovar nicht militärisch zurückerobert: Das Gebiet kam 1995 nach dem Abkommen von Erdut vom 12. November 1995 zwischen der kroatischen Regierung und einer serbischen Delegation unter provisorische UN-Verwaltung (UNTAES – United Nations Temporary Administration of Eastern Slavonia), um die friedliche Wiedereingliederung nach Kroatien vorzubereiten. Ab 1997 wurden Rückkehrer zugelassen, wobei es erneut zu Spannungen kam. 1998 wurde das Gebiet in Kroatien reintegriert, behielt aber bestimmte Sonderrechte für die serbische Minderheit (z. B. keine Wehrpflicht in der Kroatischen Armee und ein fünfjähriges Moratorium im Schulfach Geschichte, insbesondere der Geschichtsschreibung im Zeitraum 1991–1995).

Die verantwortlichen Offiziere für das Massaker im Krankenhaus von Vukovar, Mile Mrkšić, Veselin Šljivančanin und Miroslav Radić, die sogenannte Vukovar-Trojka, wurden später vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag angeklagt. Mrkšić und Radić stellten sich im Mai und Juni 2002, Veselin Šljivančanin wurde im Juni 2003 festgenommen.

Vormals war Vukovar ein Zentrum der Textil- und Gummiindustrie (VUTEKS, BOROVO) und ist nach wie vor ein wichtiger Donauhafen.

BOROVO war die grösste Schuhfabrik im ehemaligen Jugoslawien und hatte 1990 21.000 Beschäftigte. Der Vorort Borovo Naselje gehört zu den am meisten zerstörten Gegenden in Vukovar, und von dem einstigen Grossbetrieb sind nur noch einige Hallen übrig, welche derzeit noch knapp 3.000 Personen einen Arbeitsplatz bieten.

Ostslawonien ist ein sehr fruchtbarer Landstrich. Die ehemalige Agrargenossenschaft VUPIK, bekannt vor allem für ihre Weissweine, gehört zu den bedeutendsten Unternehmen.

Der Stadtkern von Vukovar ist ein Kleinod barocker Baukunst. Besonders hervorzuheben sind das Schloss der Grafen von Eltz und das Franziskanerkloster, welches seit 2000 auch wieder in neuem Glanz erstrahlt. Der Grossteil der Stadt ist allerdings immer noch stark zerstört, weil eher in Neubauten von Banken, Versicherungen und Einkaufszentren investiert wird als in die aufwendige Wiederherstellung der alten Bausubstanz.

Das Mahnmal Ovčara befindet sich an der Stelle, an dem serbische Soldaten im Jahr 1991 beim Massaker von Vukovar 200 aus dem städtischen Krankenhaus entführte Patienten ermordeten.

Selbst mehr als zehn Jahre nach dem Krieg ist Vukovar in weiten Teilen eine Geisterstadt geblieben. Seit der Wiedervereinigung mit Kroatien ist die Stadt ein Ziel für Schulklassen aus dem ganzen Land, welchen hier anschaulich die Brutalität des Krieges, aber auch die Tragödie des eigenen Volkes vor Augen geführt werden soll.

 

Um 13h30 sind wir in der Stadt Vukovar. Wir parken den BONSAI auf einem Parkplatz an der Donau und Paul „besticht“ den älteren Parkplatzwächter Stanko mit einem Bier, dass wir übernachten dürfen. Das heisst, Stanko wünscht sich ein Bier (ein Pivo). Er war einige Zeit in Stuttgart und spricht ein lustiges Deutsch. Nach diesem Deal schauen wir uns den Ort Vukovar an. Aber zuerst brauchen wir noch einen Bankomaten um Kroatische Kuna zu beziehen. 1 Kuna sind 0.15 SFr. oder 0,13 €. Es hat viele moderne Neubauten, aber auch noch einige Häuser mit Einschusslöchern, Zeugen von den 3 Monaten heftigem Krieg in diesem Gebiet. Sehr eindrücklich… Ab ca. 16h30, wir sind gerade wieder zurück im Camper fängt es an zu regnen. Wieder kein Internetempfang.

noch in Serbien
bei der Gedenkstätte des Gemetzels von Vukovar
in Vukovar
in Vukovar
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