Freitag, 21. August 2020: 25.Tag, Arromanches – Colleville-sur-Mer, 22,7 km
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Wir schlafen sehr lange!!! Eigentlich wären wir noch sehr gerne einen Tag länger hier geblieben, um nochmals im Meer zu baden. Aber es bläst ein saukalter Wind, so dass wir es vorziehen, ein Stückchen weiter zu fahren. Um 10h30 sind wir abfahrbereit, es ist 21° warm, aber der Wind erscheint uns viel kälter. Bei sonnigem und bewölktem Himmel fahren wir los, bevor uns noch der Wind von den Klippen weht. 40 Minuten später sind wir in Colleville-sur-Mer, wo wir uns beim Stellplatz eines Bauern niederlassen. Nach dem Mittags-Picknick machen wir uns zu Fuss auf den Weg zum Meer. Hier schauen wir uns das „Widerstandsnest 62“ der Deutschen an.

 

Das Widerstandsnest 62 (kurz WN 62) war ein befestigter und teilweise verbunkerter deutscher Stützpunkt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs, der sich als Teil des Atlantikwalls an der Küste der Normandie, am Omaha Beach befand. Die Bekanntheit dieser Verteidigungsstellung rührt aus der Tatsache, dass die US-amerikanischen Landungstruppen, die 1944 im Rahmen der Operation Overlord anlandeten, durch das Abwehrfeuer dieser Stellung enorm hohe Verluste erlitten.

 

Das Widerstandsnest 62 umfasste ein etwa 332 Meter × 324 Meter grosses Areal, das ungefähr 50 bis 100 Meter von der Küstenlinie entfernt lag. Es befand sich etwa einen Kilometer nördlich von Colleville-sur-Mer auf einer – in Richtung Hinterland etwa 20 Grad ansteigenden – Erhebung aus Kalkstein. Die unterschiedlichen Stellungen und Bauten dieses Stützpunkts lagen 10 bis 50 Meter über dem Meeresspiegel und erlaubten einen relativ guten Überblick über das davor liegende Strandgelände. Als die Operation Overlord begann, fiel der Bereich des Widerstandsnest 62 in den amerikanischen Landeabschnitt Omaha Beach.

 

Der Stützpunkt wurde küstenseitig durch einen vier Meter breiten und 1,7 Meter tiefen, wassergefüllten Panzerabwehrgraben begrenzt, der eine Gesamtlänge von ca. 300 Metern aufwies. Das gesamte Stützpunktgelände war durch Stacheldrahtbarrieren geschützt. An Verteidigungswaffen waren stationiert:

zwei erbeutete tschechische 7,65-cm-Geschütze

zwei 5-cm-Panzerabwehrkanonen

zwei leichte Granatwerfer (Kaliber 50 mm)

zwei erbeutete wassergekühlte polnische Maschinengewehre Modell 1917 (Ckm wz. 30) (eines davon in einem Erdbunker)

ein Zwillings-MG 34 (zwei Läufe nebeneinander) zur Tieffliegerabwehr

ein gewöhnliches (einläufiges) MG 34

ein MG 42 in offener Feldstellung

ein MG 42 auf einer Drehlafette in einem Unterstand

Ferner existierten ein Artilleriebeobachtungsposten sowie zwei ortsfeste Festungsflammenwerfer. Das Vorfeld des Stützpunkts war, wie an vielen anderen Stellen der Normandieküste auch, mit Hindernissen versehen. Einige dieser Hindernisse waren so installiert worden, dass sie sich bei Flut unterhalb der Wasserlinie befanden. Dadurch wollte man erreichen, dass feindliche Landungsboote aufliefen und nach Möglichkeit zum Kentern gebracht wurden (Rommelspargel). Das Gebiet vor dem Widerstandsnest 62 war durch verlegte Landminen zusätzlich geschützt.

 

Insgesamt waren lediglich 41 Soldaten (von denen zumindest 18 den Angriff der Amerikaner überlebten) im WN 62.

 

Das Widerstandsnest 62 wurde, wie auch die anderen 14 Widerstandsnester im Landeabschnitt Omaha, am frühen Morgen des 6. Juni 1944 von amerikanischen B-24-Bombern angegriffen. Dabei wurden (insbesondere im südlichen, landeinwärts gerichteten Teil der Stellung) Schäden verursacht. Anschliessend beschossen angloamerikanische Kriegsschiffe die zukünftigen Landezonen. Gegen 6:30 Uhr näherte sich die erste von insgesamt elf Wellen amerikanischer Landungstruppen dem Strand vor dem Widerstandsnest 62. Durch das vom Stützpunkt aus gelenkte Artilleriefeuer und insbesondere auch durch das Maschinengewehrfeuer des Gefreiten Heinrich Severloh, der etwa 12.000 Schuss MG-Munition verschoss, wurden den Landungstruppen enorm hohe Verluste zugefügt. Severloh und der Gefreite Gockel schossen zusätzlich zum MG-Feuer jeweils noch 400 gezielte Einzelschüsse mit ihren Karabinern auf die Landungstruppen ab. Gegen 15:30 Uhr verliessen die letzten Überlebenden den Stützpunkt und zogen sich ins Hinterland zum Widerstandsnest 63 zurück.

Ein Teil der Stellungen ist heute noch erkennbar, insbesondere die Reste der betonierten Stellungen.

 

Von hier aus laufen wir den Hügel hinauf, zum Amerikanischen Soldatenfriedhof, dem Normandy American Cemetery and Memorial.

 

Das World War II Normandy American Cemetery and Memorial wurde als Ehrung für die während der Operation Overlord gestorbenen US-amerikanischen Soldaten am 8. Juni 1944 von der 1. US-Armee gebaut.

 

Der Friedhof befindet sich bei Colleville-sur-Mer in der Normandie, Frankreich. Er liegt nordwestlich von Bayeux, sowie etwa 274 km westlich von Paris. Das Areal umfasst 49 ha und auf den immergrünen Rasenflächen erinnern 9387 Gräber weisse Marmorkreuze und Davidsterne in präzise ausgerichteten Reihen auf zehn Gräberfeldern an einen Teil der zahlreichen Opfer der amerikanischen Landungstruppen im Abschnitt Omaha Beach.

An den Wänden des halbkreisförmigen Gartens auf der Ostseite des Denkmales sind die Namen von 1557 vermissten Amerikanern eingraviert.

 

Zu Beginn des Films „Der Soldat James Ryan“ von Steven Spielberg aus dem Jahre 1998 besichtigt der Protagonist James Ryan das Grab des fiktiven Captain John Miller (gespielt von Tom Hanks). Dieses Grab wurde eigens für die Filmszene auf dem Friedhof platziert und danach wieder entfernt.

 

Tief beeindruckt und nachdenklich kehren wir nach 8,35 km Fussmarsch zu unserem BONSAI zurück.

in Colleville-sur-Mer
beim „Widerstandsnest 62“ der Deutschen
Beim Amerikanischen Soldatenfriedhof, dem Normandy American Cemetery and Memorial.
es sind genau 9387 Gräber !
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